Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
wagen. Ich werde das Schwert in Ehren tragen.«
Josie runzelte die Stirn. Warum redete Arthur so geschwollen daher?
Wolf beantwortete ihre unausgesprochene Frage. »Nun, obgleich sein Versmaß etwas holprig scheint, vergiss nicht, er trägt Bardenblut. Das Schwert verstärkt ganz offenbar seine Gabe zum magischen Wort.«
Wieder erleuchtete ein Lächeln das zerfurchte Gesicht Myrddins. »So gehet hin, ihr seid bewehrt, steht unserm Feenkind wacker bei, dass alles sich zum Guten kehrt und Euer Ahn sei alsbald frei.«
Dann blickte er Wolf an und winkte ihn zu sich. »Ihr seid ein Hund, denn zu vermessen habt Ihr die Kräfte angewendet, die Ihr als Alchimist besessen. Doch wie die Dinge heute liegen, mögt Ihr die Gabe, frei zu fliegen, zurückerhalten, damit die Sache günstig endet.« Myrddins lange weiße Hände zogen unter seinem weiten Obergewand eine Silberkette hervor, an der eine kleine Dose baumelte.
Etwas wie Erkennen leuchtete in Wolfs Bernsteinaugen auf, als er vortrat und der Magier ihm die Kette um den Hals legte.
Dann hob der Magier die Hand zum Gruß. »Nun folgt dem Boten, der Euch weist den Weg, den man den dunklen heißt.«
Die Worte Myrddins jagten Josie einen eiskalten Schauer über den Rücken. Sie schloss für einen Moment die Augen, um sich zu beruhigen.
»Wohlan, so lasst uns brechen auf!«, hörte sie Arthurs Stimme.
Josie öffnete die Lider. »Wo ist Myrddin?«
»Der Magier ist entschwunden!«
Josie blickte Arthur gereizt an. »Bitte rede nicht so abgehoben daher! Es hört sich bei dir definitiv bekloppt an!«
»Sorry!« Er grinste. »Aber von mir aus kann’s jetzt losgehen. Ich bin richtig in Drachentöterstimmung!«
Etwas Schwarzes schwebte über ihre Köpfe. »So kommt! Da drüben geht es lang zu dem unheilvollen Gang.«
Der Nebel war gänzlich gewichen, als sie den Steinkreis verließen. Josie fühlte sich, als würde sie zur Hinrichtung geführt. Ihr Mund war trocken, ihr Schritt schleppend. Dankbar bemerkte sie, dass Elvinia und ihre Schar stumm vor ihnen herflogen. Das muntere Auf und Ab ihrer kleinen Licht spendenden Fühler hatte etwas Beruhigendes. Doch fehlte ihr das fröhliche Gekicher und Geplapper der sonst so lebhaften Elfen.
Wolf ging neben ihr. Die kleine Dose an seinem Hals glänzte im Mondlicht. Plötzlich glaubte sich Josie zu erinnern, dass sie den kleinen silbernen Gegenstand schon einmal gesehen hatte. Nach einigem Nachdenken, das sie von ihren Ängsten vorübergehend ablenkte, wusste sie auch wieder wo: auf dem Gemälde, in Conalls Hand.
»Du hast ganz recht«, mischte sich Wolf in ihre Gedanken. »Die Dose ist mir wohlbekannt, sie enthält Unguentum pharelis , ein probates Mittel, sich in die Lüfte zu erheben.«
»Zu fliegen?«, fragte Josie verblüfft.
»Oh ja, das Geheimnis des Fliegens liegt in dieser Salbe.«
»Eine Salbe?«, mischte sich Arthur ein. »Woraus besteht sie?«
Wolf schwieg für einen Moment, als krame er in den Windungen seines Gehirns, ehe er begann aufzuzählen: »Soweit ich mich erinnere: Solsequium, Lunaria, Verbena, Mercurialis, Barba Jovis, Capillus Verneris, etwas Vogelblut und Gefiederfett. Ich fand die Rezeptur zu dieser Flugsalbe in einer uralten Handschrift über magische Künste, die mein Urgroßvater einst erstanden hat.«
»Hauptsächlich Kräuter also«, sagte Arthur etwas enttäuscht. »Und damit soll man fliegen können?«
»Nun, wenn man die rechten Worte dazu weiß, durchaus.«
Wie unwirklich das alles war! Josie glaubte wieder einmal zu träumen. Doch Arthurs feste Schritte, unter denen die Blätter raschelten, holten sie in ihre bizarre Wirklichkeit zurück.
Druid Dubh flog in der Gestalt der Amsel vor ihnen her. Sein weißer Brustfleck blitzte ab und zu auf wie ein richtungsweisendes Signal. Zunächst führte der Weg steil bergab. Sie mussten mit der Lichtung den Kamm des Hügels überschritten haben.
Nach dem ersten Stück durch finsteres Dickicht lichtete sich der Wald. Hohe Föhren streckten ihre schwarzen Köpfe dem Himmel entgegen. Im Vergleich zum Aufstieg war das hier ein Kinderspiel. Josie hatte längst alles Zeitgefühl verloren, als sie ein beklemmend enges Tal erreichten. Sie folgten dem schmalen Pfad, bis sich vor ihnen ein Kessel auftat, eine rundum von dicht bewachsenen Hängen eingeschlossene Ebene. Die gespenstische Silhouette einer uralten Ruine wuchs aus den Mondschatten der wilden Vegetation.
»Buirios Abbey!« Arthur drehte sich zu Wolf um. »Buirios Abbey? – Brian und ich haben
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