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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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Hundekörper will nicht mehr recht. Das Wolfsherz gibt nicht auf, ehe die Mission erfüllt.«
    »Bestimmt.« Josie bemühte sich, ihre Zweifel zu unterdrücken. »Du wirst es bestimmt schaffen!«
    Nun sprang auch Arthur ab und lehnte sein Rad gegen einen Busch. »Okay. Weiter müssen wir zu Fuß.«
    Jetzt, da keines der Räder mehr Licht spendete, war es nahezu stockfinster. Dankbar spürte Josie Wolfs warmen Körper neben sich, während Arthur, leise vor sich hin fluchend, die Taschenlampe vom Gürtel nestelte. Endlich leuchtete sie auf. Mit einer auffordernden Handbewegung, doch wortlos stapfte Arthur voran.
    Der Weg verlor sich mit jedem Schritt mehr in einen steilen Wildpfad. Dickicht befingerte sie von allen Seiten. Nur mit Mühe kamen sie voran. Es knackste unter ihren Füßen, ein gelbes Augenpaar traf Josies Blick und verlosch nach kurzem Innehalten im Dunkel. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust. Ständig schnalzten Zweige in ihr Gesicht, obgleich Arthur sich bemühte, den Weg für sie freizuhalten.
    »Sind wir hier überhaupt richtig?«, flüsterte Josie nach einer Weile, da sie nicht wagte, laut zu sprechen. »Ich hab das Gefühl, wir geistern hier quer durch die Pampa.«
    »Mein Bruder und ich sind hier früher überall herumgestromert«, gab Arthur ebenso leise zurück. »Es gibt hier in der Gegend etliche antike Kultstätten. Den Steinkreis bei den Linden haben wir irgendwann mal zufällig gefunden. Er wurde zu unserem Lieblingsplatz, weil er so versteckt liegt. Brian und ich haben dort mit unseren Holzschwertern oft Ritter gespielt, keine Sorge, ich würde blind hinfinden.«
    »Der Steinkreis ist ein Platz deiner kindlichen Fantasien«, mischte sich Wolf ein.
    Arthur blieb stehen. Er richtete die Taschenlampe auf den Vierbeiner. »Spinn ich oder kann auch ich den Hund jetzt hören?«
    Wolf drehte geblendet den Kopf weg. »Nun, Ersteres würde ich ausschließen. Ich sagte es bereits: Diese Nacht ist magisch.«
    »Seht nur!« Josie wies erschrocken auf den Lichtkegel der Lampe, den plötzlich dichter Dunst durchströmte.
    »Nebel! Ein Zeichen, dass wir fast am Ziel sind«, bemerkte Wolf und übernahm wie selbstverständlich die Führung. Arthur und Josie stolperten ihm im schmierigen Licht der Lampe nach. Dann schien mit einem Mal das Gestrüpp zu weichen, und sie fanden sich rundum eingehüllt in eine mondhelle Nebelwand, in die sich, wie Beerensaft in einem Milkshake, purpurrote Schlieren mischten, während gleichzeitig eine süße Melodie in ihr Bewusstsein drang.
    Einen Augenblick später war Wolf verschwunden. Seine menschlichen Begleiter blieben bewegungslos stehen. Ein schier unbeherrschbarer Impuls umzukehren, überwältigte Josie. Was erwartete sie hinter diesem geheimnisvollen Schleier? Doch ehe sie noch ein Wort herausbrachte, griff Arthur nach ihrer Hand.
    »Komm!«, sagte er und zog sie mit sich.
    Nur einen Schritt weiter befanden sie sich in einem Szenarium, das Josie wie die zum Leben erweckte Abbildung aus einem Märchenbuch vorkam.
    Eine Lichtung lag vor ihnen, dicht von Bäumen und Weißdornbüschen umgeben. Drei Linden bildeten ein fast gleichseitiges Dreieck, in dem ein Ring aus mannshohen Findlingssteinen stand. Alle, bis auf einen, der eine Horizontale bildete und so an einen Altar erinnerte, waren hochkant aufgerichtet. Im unverhüllten Silberlicht des Monds, der seinen Schleier nun ganz abgeworfen hatte, glänzten die Menhire des Steinkreises wie polierter Stahl.
    Inmitten dieser geheimnisvollen Kulisse tanzten, nein, schwebten Geschöpfe von solcher Schönheit, dass es den Zaungästen schier den Atem nahm.
    »Es sind Sidhoir«, raunte Josie Arthur zu.
    Das hüftlange Haar der Feen strahlte wie gesponnenes Gold. Ihre langen, hauchzarten Gewänder, gehalten von purpurfarbenen Bändern, schillerten in den Farben des Regenbogen. Arthur, der zum ersten Mal die Anmut der Sidhoir zu Gesicht bekam, wirkte wie behext.
    Jetzt erst entdeckte Josie, dass auch Elvinia und ihre Schar hier waren. Was zunächst wie Lichtreflexe auf den schimmernden Steinen ausgesehen hatte, waren winzige Elfen, die in Grüppchen Reigen tanzten. Josie vergaß völlig, warum sie hergekommen waren. Ihr Gehirn war umnebelt, ihr Herz schwang im Gleichklang mit der betörenden Melodie, in die sich immer wieder das vertraute Purpurmotiv der Hymne Narrandas mischte. Arthur trat wie gebannt einen Schritt vor.
    »Halt!« Wolfs Stimme schoss jäh in Josies Bewusstsein. »Sie tanzen den Lughnasadh-Reigen. So wie einst, als

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