Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
hat.«
Arthur blickte beschämt zu Boden. Sie hatten ihn auf die Probe gestellt und er hatte versagt.
Noch ehe er etwas zu seiner Verteidigung vorbringen konnte, fuhr Myrddin schon fort: »So sollt Ihr Euch zuletzt beweisen, durch die Wahl der rechten Klinge. Auf dass das Euch zu eigen Eisen Euch schütze und den Sieg erringe.«
In einer weihevollen Bewegung hob er die Arme. Augenblicklich ertönte ein geräuschvolles Knistern, wie das Bersten einer Eisscholle. Dann riss die Steinplatte auf, und vor ihren ungläubigen Augen wuchsen drei Schwerter empor, die sanft hin- und herschwingend im Felsen stecken blieben.
Myrddin winkte Arthur zu sich. »Nun, junger Recke, wählt die Waffe, die Euch den rechten Hieb verschaffe!«
Gebannt von dem im Mondlicht blitzenden Metall, trat Arthur vor.
Josie beobachtete ihn atemlos. Welches Schwert würde er wählen? Eigentlich kamen nur zwei infrage. Das erste war von beeindruckender Größe und reichte dem hochgewachsenen Arthur bestimmt bis zum Ellbogen. Es besaß einen reich verzierten goldenen Griff, der in einem purpurroten Kristallknauf endete. Josie erinnerte sich, ein ähnliches Schlachtenschwert schon einmal im Museum gesehen zu haben. Dieser Waffentyp ließ sich nur mit zwei Händen handhaben und war für ihre Mission deshalb eigentlich indiskutabel, obwohl es Josie seiner Größe nach durchaus dazu geeignet schien, einen Drachen zu erlegen? Blieb da noch das zweite. Ein klassisches Ritterschwert, das ihr gerade richtig groß erschien. Ähnlich aufwendig gearbeitet wie das vorige, endete seine Parierstange in zwei silbernen Lilien. Außer Zweifel war es das Richtige! Das dritte Schwert hingegen war bestenfalls dazu geeignet, einen Zwerg zu kitzeln. Es sah mehr aus wie ein Spielzeug und war kaum größer als ein Taschenmesser, wenngleich es hübsch verziert war und der Griff, soweit sie es aus der Entfernung erkennen konnte, an einen Caduceus erinnerte.
Arthurs Blick wanderte unentschlossen von Waffe zu Waffe. Josie wurde unruhig. Warum überlegte er so lang? Wolf stand in regloser Anspannung neben ihr, als Arthur begann, etwas vor sich hin zu murmeln.
Josie bemerkte, dass der Schwanz des großen Hundes sachte hin und her schwang. »Er hat recht gewählt«, meldete sich seine dunkle Stimme. »Er kennt die Parole.«
Noch ehe sie nachfragen konnte, trat Arthur einen Schritt vor und sagte mit fester Stimme: »Verbum mihi gladius!« Damit griff er nach dem kürzesten Schwert und zog es aus dem Gestein. Der Knauf der kleinen Waffe sprühte purpurrote Funken in seiner Hand. Noch im selben Moment verloren die beiden anderen Schwerter ihre Substanz und lösten sich wie eine erlöschende Projektion im Mondlicht auf.
Das kluge Gesicht des alten Magiers verzog sich zu einem zufriedenen Lächeln. Er umschritt den Altarstein und ging auf Arthur zu. »Wohlan, Ihr wähltet mit Bedacht, die Klinge ist für Euch gemacht. Des Worts Gewalt gehorcht dies Schwert, es ist von unschätzbarem Wert. Es dient allein der Fantasie, es ist die Waffe der Magie.«
Arthur blickte wie benommen auf das taschenmessergroße Schwert in seiner Hand, als der Magier ihm einen Schwertgurt überreichte.
»So tragt es stets und nutzt es recht. Dann geht es Euren Feinden schlecht.«
Arthur nahm den Gürtel schweigend an sich. Gedankenvoll strich er über die goldglänzende Schließe und Josie erkannte, dass sie wie eine Harfe gestaltet war. Harfe und Schwert, das Wappen der O’Reardons.
Wie ein Blitz durchfuhr sie die Erinnerung an das, was Órlaith gesagt hatte: »Und weil der Frevler ist sein Ahn, kann er die alte Schuld begleichen, wählt er das wahre Bardenzeichen.« Und er hatte es gewählt. Das wahre Bardenzeichen.
Sie dachte an die Vermutung des Professors. Alles, was geschah, war nicht nur ihre und Wolfs Geschichte, es war auch die Arthurs. Die ganze Szene hier auf dem Hügel galt vor allem ihm. Und war er es nicht auch gewesen, der den Steinkreis längst gekannt hatte? Ein Funke von Verstehen blitzte in Josie auf, ein kleiner heller Funke, der sich so rasch verflüchtigte wie das flackernde Licht eines Glühwürmchens in der Schwärze der Nacht.
Arthur legte den Gürtel an und steckte die Klinge in die Schwertscheide. Obwohl die Waffe lächerlich klein war, verlieh sie ihm eine geheimnisvolle Größe. Furchtlosigkeit und Abenteuerlust umgaben ihn wie eine schützende Aura. In einer altmodischen Geste neigte er den Kopf vor dem alten Magier. »Ich danke Euch, doch sollten wir das Abenteuer nun
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