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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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über Josies Kopf. Sie duckte sich und fuchtelte wild mit den Armen. Ihr Herz schlug in rasenden Trommelwirbeln. Dann riss etwas an ihrem Haar und raste davon. Erst jetzt brach ein Schrei aus ihr heraus. Arthur fuhr herum. »Was ist?«
    »Nur eine Fledermaus!«, beantwortete Wolf seine Frage.
    »Ach so!«, stöhnte Arthur. »Ich dachte schon, der Leibhaftige wollte Josie holen.«
    Josie kämpfte mit den Tränen. Zitternd schlug sie die Hände vors Gesicht.
    »Verdammt, ich schaff das nicht! Lasst uns zurückgehn! Ich bin nicht mutig. Ich will nicht … Ich …« Ein Schluchzen erschütterte sie.
    Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen, nur Josies leises Weinen war zu hören. Dann legte Arthur den Arm um ihre Schulter.
    »Doch«, sagte er. »Du bist mutig! Denk an Amy und Edna! Denk an den Fluch der Sidhe. Dass dieses Unternehmen kein Spaß wird, haben wir doch von Anfang an gewusst.« Er wischte ihr mit dem Saum seines Ärmels eine Träne vom Gesicht. »Wir stehen das jetzt durch! Du und Wolf und ich. Es kommt jetzt nur auf uns an!«
    Druid Dubh hatte die Szene von einem Steinpfeiler aus beobachtet, nun richtete er das Wort an sie. »Der Weg zurück ist Euch noch offen. Doch wisst, dass unser ganzes Hoffen auf Euch beruht, ich fleh Euch an, vertraut, dass alles werde gut.«
    Josie gab sich einen Ruck. Sie putzte sich die Nase und nickte. Druid Dubh flog wieder hoch und führte sie, durch die Überreste eines alten Kreuzgangs, der ein im Viereck angeordnetes Gebäude abschloss, zu einem Innenhof.
    Arthur deutete nach vorn. »Der Brunnen. Seht nur, da vorn, das muss der Teufelsbrunnen sein.«
    Ein runder Ziehbrunnen, der, im Vergleich zu allem anderen hier, erstaunlicherweise völlig intakt schien, bildete den Mittelpunkt des Klosterhofs.
    Der Vogelmann landete auf dem Brunnenrand und wartete, bis die drei nachgekommen waren. Josie schwante Schreckliches, als er zu sprechen ansetzte: »Wir sind am Ziel, hier ist die Pforte, die beherzt Ihr müsst passieren. Sie führt Euch zu dem Höllenorte. Dort gilt’s, den Kopf nicht zu verlieren. Seid wachsam, seht, wem ist zu trauen, denn selbst im Dunklen glimmt das Licht. Doch hütet Euch, auf Trug zu bauen, vertraut auf Eurer Herzen Sicht.«
    Und ehe einer der Gefährten noch etwas hätte sagen oder fragen können, verwandelte sich der geflügelte Bote Narrandas vor ihren Augen zurück in die Amsel, flog hoch, durchquerte wie ein schwarzer Scherenschnitt die kühlblaue Mondscheibe und versank dann in der Dunkelheit der Nacht.
    Josie atmete schwer.
    Arthur räusperte sich. »Okay, dann sind wir jetzt wohl auf uns allein gestellt.«
    »Und was jetzt?«, fragte Josie leise.
    »Wir werden tun, was nötig ist«, meldete sich Wolfs warme Stimme, die besorgt, aber sehr gefasst klang.
    Während seine Gefährten in respektvollem Abstand zum Brunnen stehen blieben, wagte sich Arthur als Erster vor. Mit der Taschenlampe leuchtete er in den schwarzen Schlund. Dann bückte er sich nach einem Steinchen und warf es hinein.
    Sie horchten.
    Jede Sekunde ein Meter, dachte Josie, zählte und zählte, ohne jedoch einen Aufschlag wahrzunehmen.
    Arthur, noch immer über den Brunnenrand gebeugt, hob frustriert den Kopf. »Mann, der scheint ja bodenlos zu sein.«
    »Siehst du eine Leiter oder so etwas?« Josies Stimme klang rau.
    Doch Arthur blieb die Antwort im Halse stecken. Unversehens raste ein graues, zotteliges Geschoss auf ihn zu und warf sich in die Tiefe.
    »WOLF!« Josie schrie auf. Sie rannte los und warf sich über den Brunnen.
    »WOOOLF!«
    »WOOOLF – OOLF – OLF«, schallte es hohl zurück.
    Am ganzen Körper bebend richtete sie sich auf.
    »Er hat wahrhaftig das Herz eines Wolfes!«, sagte Arthur mit rauer Stimme. »Er hat uns vorgeführt, was zu tun ist.«
    »Springen? Einfach springen?« Josies grüne Augen verwandelten sich in schwarze Fenster der Angst.
    Arthur schob entschlossen das Kinn vor und erkletterte den Brunnenrand. Dann beugte er sich etwas, um ihr die Hand zu reichen. »Es ist richtig so! Ich weiß es!«
    Josie fühlte Übelkeit aufsteigen, dennoch ließ sie sich hochziehen. Auch sie hatte mit einem Mal das sichere Gefühl, dass sie springen mussten. Sie mussten in dieses Abenteuer hineinspringen und alle Bedenken und Zweifel hinter sich lassen. Hoffnungsvoll griff sie nach der Drachenfibel, doch die Fibel blieb kalt, ihre magischen Kräfte hatten sich noch nicht regeneriert.
    Einige endlose Sekunden standen sie Hand in Hand auf der Brüstung. Dann

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