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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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konnten.
    Tupan, den Ältesten, schienen ähnliche Gedanken zu bewegen, denn er zog die Stirn in Falten und herrschte seinen Bruder an. »Halt’s Maul und unke nicht, Tapan!« Dann klopfte er auf die bereits verschlossene Kiste, in der Arthur hockte. »Ihr in den Karren denkt daran: ein Mucks kann alles ruinieren! Es gilt, ohne Verdacht zu regen, die Brückenposten zu passieren.«
    Josie zog das Cape fest um sich und kauerte sich angeekelt zusammen. Dröhnend knallte der Deckel über ihr zu.
    Verdammt, jetzt saß sie mit einem stinkenden Fischkopf in einer stinkenden Abfallkiste! Was für ein unwürdiger Beginn für eine Heldentat! Ihr wurde flau.
    Quietschend und rumpelnd setzten sich die Karren auf ihren hölzernen Rädern in Bewegung. Josie spähte aus einem Astloch. Die Gegend war, wie alles hier, unwirtlich, öde und trostlos, der Weg von Schlaglöchern übersät. Schon nach den ersten Metern hatte sie das Gefühl, man habe sie in eine Betonmischmaschine geworfen. Bestimmt war sie schon jetzt überall grün und blau. Rums. Rums. Rums. Ihr Magen rebellierte. Wenn sie noch lange diese verpestete Luft einatmen musste, übergab sie sich.
    Josies Empfinden nach rumpelten die Karren schier endlos über den unebenen Untergrund. Wie lange dauerte das denn noch? Doch noch während sie sich diese Frage stellte, verlangsamte sich das Geholper.
    »Da kommen ja die hohen Herren von der Müllbrigade«, hörte sie eine beißende Fistelstimme. »Wer Ärger will, der soll ihn haben!«
    Die Karren stoppten. Mit klopfendem Herzen äugte Josie aus dem Astloch. Zwei Hellcs in ledernen Uniformen lehnten an einem Pfeiler der überdachten Holzbrücke und spielten großspurig an den Peitschen, die von ihren Gürteln hingen.
    »Verzeiht«, sagte Tupan. »Die Mutter uns um Beistand bat, Ihr wisst – die Fuselbrennerei. Es klemmte ihr der Apparat, in dem sie extrahiert den Brei aus Fisch und Knochen, Mist und Kot, wir halfen ihr aus dieser Not. Zum Fest muss reichlich Fusel fließen, wollt ihr den großen Tag begießen. Doch ist der Schaden nun behoben, Ihr solltet uns wohl dafür loben.«
    Der Hellc sah seinen Kumpel fragend an. »Soll’n wir die Geschichte glauben?«
    Der andere kratzte sich am Kopf. »Weiß nicht, mir scheint, da stinkt was.« Er löste die Peitsche mit einem gemeinen Grinsen vom Gürtel und ließ den Riemen in einer grotesk zärtlichen Bewegung über die Hand gleiten.
    Josie wagte kaum zu atmen.
    Dann hörte sie Tipans Stimme. »Wir sind zu spät, das tut uns leid …« Der ansonsten so couragierte Troll hüstelte nervös. »Doch haben wir vom frischen Sud ein Fläschchen mit, das tut Euch gut bei der langen, öden Pflicht.« Dann beobachtete Josie, wie eine haarige Hand dem Hellc eine Flasche reichte. »So nehmt es ruhig, es schadet nicht!«
    Ein gieriger Zug flog über das Gesicht des Schlitzohrs, als er die Peitsche wegsteckte, um die Flasche entgegenzunehmen. Ohne ein Wort des Dankes gönnte er sich einen kräftigen Schluck, rülpste, dass es von den Felsen widerhallte, und reichte den Schnaps an seinen Kollegen weiter. Dann wischte er sich schmatzend über den Mund.
    »Der Stoff ist gut – zu Eurem Glück! Und jetzt trollt Euch, Ihr Taugenichtse! Ihr wisst ja, die Letzten beißen die Hunde!« Mit einem boshaften Lachen schlug er sich auf die Schenkel. » Trollen  – das ist gut.«
    »Trolle, die sich trollen. Das ist wirklich gut!«, stimmte der andere in den Heiterkeitsausbruch ein.
    Ohne sich noch einmal umzusehen, liefen die Trollbrüder eiligst über die Brücke. Bis zum anderen Ende verfolgte sie das brüllende Gelächter der Hellcs, deren Stimmung der Fusel hörbar aufgemuntert hatte.
    »Heiliger Fischkopf! Gut gemacht!«, brummte Tupan, als sie die Brücke glücklich hinter sich hatten. »Bald hätte uns das Abenteuer um Leib und Leben noch gebracht.«
    Für den Rest der unbequemen Reise hielt Josie die Nase nahe an das Astloch und versuchte, so selten wie möglich zu atmen. Als die Fahrt endlich vorbei war und Tupan die Kiste öffnete, japste sie nach Luft. Völlig steif kletterten die Gefährten aus ihren hölzernen Gefängnissen.

 
    Es dämmerte, ohne dass es richtig hell wurde – die Schwärze der Nacht war lediglich zu einem freudlosen Grau geronnen.
    Benommen sahen sie sich um.
    »Der Burggraben«, sagte Arthur heiser. »Wir müssen im Burggraben sein.«
    Eine bestimmt zehn Meter hohe Mauer begrenzte den unwirtlichen Streifen Land, der von Schotter und Unrat bedeckt war, auf der einen

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