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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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gesellte sich auch Tweedledee hinzu. »Ihr wollt die Herrin wohl verdrießen? – Sie mag Euch nicht, Euch schwarze Brut«, fügte er verachtungsvoll hinzu, und blickte dann auf Wolf. »Und auch das Vieh tut hier nicht gut. Die Köter fressen dreist und keck, was sie erwischen, ratzfatz weg.«
    »Ja«, fiel Tweedledum ein. »Und wir sind dann die Dummen und müssen dafür brummen. Die Barghests können sich’s erlauben, sie sind des Meisters Herzelein. Und uns wird nachher keiner glauben, ist unser Gewissen noch so rein.«
    Wolf knurrte sie warnend an, worauf die zwei erschrocken zurücksprangen.
    Gewissen. Das war für Josie das Stichwort. »So, euer Gewissen ist also rein?«, sagte sie, wobei sie die Stimme hochzog, um den fisteligen Tonfall der Hellcs nachzuahmen, und verzog spöttisch den Mund. »Die roten Mützen stehen euch wirklich gut. Vor allem, wenn sie so schön nass glänzen. – Ist es nicht eigenartig, dass ich an ein Einmachglas denken muss?«
    Geschockt zogen die Rotmützen ihre Schnabelköpfe zwischen die Schultern. »W-wie meint ihr da-das – das mit dem Glas?«, stotterte Tweedledee.
    »Ihr wisst sehr wohl, wie ich das meine«, gab Josie kalt zurück. »Die Bandraoi macht Hackfleisch aus euch, wenn sie von eurem Betrug erfährt.«
    »So wollen wir mal nicht so sein«, säuselte Tweedledum mit banger Stimme. »Wir werden Euch doch nicht kastei’n, wegen ein wenig Branntewein.«
    Ein zwergenhafter Spriggan mit Kochmütze und schmuddliger Schürze war auf das Grüppchen aufmerksam geworden. Er äugte sensationslüstern zu ihnen hin. »Habt Ihr einen Hellc am Bändel? Gibt es mit dem Burschen Händel?«
    »Mach deine Arbeit, halt den Rand«, fauchte ihn Tweedledum an. »Reg nicht den Mund, sondern die Hand!«
    Beleidigt vertiefte sich der sechsfingrige Küchengehilfe wieder in seine Arbeit.
    Trotz der ungeheueren Anspannung konnte sich Josie ein Lächeln kaum verkneifen. »Ihr habt Glück, dass ich heute gut gelaunt bin«, sagte sie herablassend. »Sonst würde ich euch der Hexe auf einem Tablett servieren. Im Übrigen hat mich der Meister persönlich geschickt, um in der Küche nach dem Rechten zu sehen. Er wartet ungeduldig auf den Willkommenstrank für seine Gäste.«
    »Es ist beileib nicht unsre Schuld«, entschuldigte sich Tweedledee mit flatternder Stimme, »wenn ihn die Herrin nicht gebracht. Wir schätzen unsres Meisters Huld, doch noch in dieser Opfernacht …«
    »Ich warne Euch, schweigt lieber still!«, zischte ihm Tweedledum zu. »Sie frisst uns sonst mit Stumpf und Stiel!«
    Mit einem falschen Lächeln wandte er sich wieder an Josie. »So richtet unsrem Meister aus: Die Hexe hat Migräne. Wir schicken aber gleich nach ihr. In Kürze – notabene!« Und schon klackerten die eisenbeschlagenen Sohlen der Rotmützen eiligst aus der Küche.
    Ohne weiter behelligt zu werden, konnten Josie und ihr vierbeiniger Freund den Raum verlassen. Genau wie Bernhard beschrieben hatte, befanden sie sich nun in einem langen Korridor, dessen Deckengewölbe von Pilastern mit seltsam verknoteten Mustern getragen wurde. Dazwischen gaben vergitterte Fenster die Aussicht auf eine düster verhangene Landschaft frei. Josie schob die Brille auf die Wollmütze und blickte hinaus.
    Rechts stieß eine Hügelkette an den dunklen Himmel, verkarstet und öd. Nur durch den Fluss getrennt lag unter ihnen das Dorf. Selbst im Tageslicht, soweit man von Tageslicht sprechen konnte, wirkte es nicht heimeliger als bei Nacht. Allerdings herrschte nun große Betriebsamkeit. In dem kleinen Hafen, nahe der Brücke, ankerte eine ganze Flotte von Booten, darunter eine große schwarze Barke, an der sich Dutzende von Trollen zu schaffen machten, während ein Trupp Hellcs sie mit Peitschen zur Arbeit antrieb.
    Dahinter erhob sich die Hochebene mit dem grauen Schattenwald, der von hier aussah wie ein tückisch lauerndes Reptil.
    »Trostlos«, murmelte Josie vor sich hin.
    Ihren Blick teilend, mischte sich Wolf in ihre Gedanken. »Irgendwo da draußen liegt das Niemalsmeer. Das ist unser Ziel. Dort endet unser Auftrag. Und dort beginnt mein Glück.«
    »Potz Speikatz! Ihr habt’s geschafft!« Josie und Wolf drehten sich um. Es war Bernhard, der sie, wie ausgemacht, weiterlotsen sollte.
    »Die Zeit wird knapp, sie bereiten schon die Barke vor«, sagte der Ratterich und wackelte nervös mit den Ohren.
    »Was für eine Barke?«, erkundigte sich Josie, nichts Gutes ahnend.
    »Für die Prozession. Ihr wisst nichts von der

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