Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
Vom Netzwerk:
Prozession?«
    Josie schüttelte den Kopf.
    »Das Opfer wird dem einäugigen Drachen in einer feierlichen Flussprozession gebracht. Dykerons Vasallen werden sie begleiten.« Er hielt inne, weil er Josies erschrockenes Gesicht sah. »Sie weiß es nicht. Der Eiszapfen in ihrer Brust hat Geist und Körper erstarren lassen.«
    Sein Versuch, Josie damit zu beruhigen, ging ins Leere. Ihr Herz pochte wie ein rasendes Metronom. Ein Eiszapfen steckte in Amys Brust! Das hatte Torun also mit »eisigen Pfeilen« gemeint!
    Der Hall entfernt klackernder Schritte und die wütende Stimme der Hexe unterbrachen ihre mutlosen Gedanken.
    »Rasch!« Bernhard lotste sie in einen winzigen Erker mit einer Art Steinhocker, in dem Josie und der große Hund kaum Platz fanden. Durch ein Loch in der Sitzfläche, durch das man bis in den Burggraben sehen konnte, pfiff eisiger Wind. Es stank bestialisch. Und es war definitiv nicht Wolfs Fischgeruch! Schlagartig begriff Josie, dass es sich um einen Abtritt handelte. Verdammt, sie klemmten in einem mittelalterlichen Klo! Ihr blieb aber auch nichts erspart!
    Die Schimpftirade der Bandraoi näherte sich. Ihre aufgebrachte Stimme hallte von den kahlen Wänden wider. »Ich hab dem Meister längst gebracht, was seiner Gäste Schlund verwöhnt. Es ist allein ein Spiel der Macht. Aus reinem Spaß er mich verhöhnt.« Die Bandraoi schien vor Wut schier zu platzen. »Hat man denn keine fünf Minuten? Noch bin ich seine hörig’ Magd. – Doch wird der Herr mir bald schon bluten, noch eh die Nacht wird neu zum Tag.«
    Offenbar hatten Tweedledee und Tweedledum ihrer Gebieterin ausgerichtet, dass Dykeron nach Getränken für seine Gesellschaft verlangte.
    Dann rauschte ein langer krummnasiger Schatten an ihrem Versteck vorbei, gefolgt von zwei kleineren mit Schnäbeln, deren Mützen vom schnellen Lauf auf und niederwippten.
    Bernhard spähte hinaus. »Kommt, sie sind weg, die Gelegenheit ist günstig. Die Hexe wird für eine Weile beschäftigt sein. Potz Speikatz! Dass wir so ein Glück haben!«
    Erleichtert dachte Josie, dass sie dies nur ihrem Einfall zu verdanken hatten.
    »Da siehst du«, griff Wolf ihre Gedanken auf, »deine Imagination lenkt die Geschehnisse wie von selbst in die richtige Richtung. Das sollte dir Zuversicht geben.«
    Bernhard drängte zur Eile. »Rasch! Folgt mir! Unsere Chancen stehen nicht schlecht, die Burg ist heute nicht lückenlos bewacht. Die Hellcs sind großteils unten im Hafen eingesetzt. Nur auf den Wehrgängen patrouillieren Soldaten. – Ansonsten verlässt man sich auf die Barghests, die durch die Gänge streifen. Aber da haben wir vorgesorgt.«
    »Wie?«, erkundigte sich Josie überrascht.
    »Nun, ein wenig Dormidon in jeden Napf und die Bestien träumen sanft wie junge Hündchen.«
    »Ein Schlafmittel? Ihr Ratten seid wirklich gerissen«, sagte Josie.
    Bernhard zuckte geschmeichelt mit den Ohren. »Ich nehme es als Kompliment.«
    Der Weg führte sie durch ein Labyrinth dunkler Korridore und Gänge. Fratzenhafte Gestalten bleckten diabolisch von Säulenkapitellen. Bizarre Rüstungen mit gehörnten Helmen und stachelbewehrten Harnischen standen Spalier.
    Nachdem sie eine ganze Strecke unbehelligt vorangekommen waren, blieb Josie jäh stehen. Nur wenige Meter entfernt schwankte ein bulliger Riesenköter auf sie zu. Das musste einer von Dykerons Höllenhunden sein! Wolf sträubte das Fell und fletschte die Zähne. Der schwarze Hund stoppte taumelnd. Für die Dauer eines müden Knurrens entblößte er seine imposanten Reißzähne. Dann entschied er sich doch für den Rückzug. Er schien sich zu matt für eine Kraftprobe zu fühlen. – Glück für Wolf, dachte Josie, gegen das kräftige Tier hätte er keine Chance gehabt.
    »Nun, ich bin zwar nicht mehr der Jüngste«, entgegnete Wolf auf ihre Gedanken, »doch bin ich weder zahnlos noch feige.«
    Sie tätschelte ihn entschuldigend und wischte sich gleich darauf die Finger an der Hose ab. Wolf färbte schwarz ab und besonders angenehm roch er leider auch nicht! Nichts hier roch angenehm, über allem lag der beißende Gestank von Schwefel und Aas, der Geruch abgrundtiefer Verdorbenheit.
    Während sie noch ihren sensiblen Geruchssinn bedauerte, stoppte Bernhard vor einer düsteren Tür aus schwarzem Holz, in die ein Pentagramm eingeschnitzt war. »Wir sind da.«
    Josies Atem begann zu rasen. »Ist Arthur da drinnen? Geht – geht es ihm gut?«
    » Gut würde ich das nicht nennen.« Bernhard strich sich bekümmert über die

Weitere Kostenlose Bücher