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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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Barthaare. »Er ist nicht Herr seiner Sinne. Zudem wird er, genau wie ich vermutet habe, von Caitsiths bewacht.«
    Josie erinnerte sich, dass Bernhard, in Erörterung seines Plans, die Katzen der Hexe erwähnt hatte. Mit allem rechnend beugte sie sich zum Schlüsselloch, um sich einen Überblick zu verschaffen, und dennoch nahm ihr die Szene, die sich nun vor ihr auftat, den Atem.
    Arthur lag leblos in einem schwarzen Himmelbett, um dessen vier Pfosten sich geschnitzte Schlangen wanden. Trotz des dunklen, durchlöcherten Gazevorhangs, der das Bett wie ein Witwenschleier einhüllte, konnte Josies sein bleiches Gesicht erkennen, da es sich von den schwarzen Kissen gespenstisch abhob. Schwarze Kerzen auf mannshohen Leuchtern – Josie zählte dreizehn – verbreiteten unheimliches blaues Licht, das in den Augen der ebenfalls dreizehn Riesenkatzen, die um das Bett strichen, spukhaft flackerte. Das waren also Caitsiths! Sie würgte. Der Kloß, der in ihrer Kehle pulsierte, musste ihr Herz sein! Jede dieser Hexenkatzen besaß den sehnigen Körper und das Reißgebiss eines Tigers, doch waren ihre Felle schwarz und räudig. In ihren Blicken lagen Heimtücke, Aggressivität und Mordlust. Nichts erinnerte Josie an die Sanftheit und Gelassenheit, die sie an Katzen so schätzte. Diese Bestien hier würden niemanden auch nur in die Nähe des Betts lassen.
    Josie richtete sich kreidebleich auf. Ihr Magen meldete Katastrophenalarm. »Diese verdammten Hexenkatzen werden uns zerreißen, sobald wir nur die Tür öffnen«, flüsterte sie und starrte auf den eisernen Türknauf, der wie ein Totenkopf geformt war.
    Bernhard legte den Kopf zur Seite und sah zu ihr hoch. »Die Katzen lasst unsere Sorge sein. – Öffnet nur die Tür weit genug.«
    Josie suchte Wolfs Blick. »Folge deinem Herzen und die Sache wird gelingen!«, las sie darin. Der Spruch aus dem Glückskeks fuhr ihr durch den Sinn. Wenn sie damals in dem kleinen Chinarestaurant gewusst hätte, was auf sie alles zukommen würde …

 
    »Los jetzt!« Bernhards Ohren zuckten ungeduldig. »Sonst kommt die alte Hexe noch zurück.«
    Josie gab sich einen Ruck. Mit schweißnassen Händen drehte sie den makabren Knopf nach rechts. Ein kleiner Klick, dann stieß sie mit aller Kraft die Tür auf.
    Dreizehn giftgrüne Augenpaare funkelten ihnen angriffslustig entgegen. Doch zu mehr als einem drohenden Sträuben der Nackenhaare kamen die Hexenkatzen nicht.
    Bernhard ließ einen durchdringenden Pfiff los. Augenblicklich rasten aus allen Ecken Ratten. Wie viele es waren, hätte Josie unmöglich sagen können. Nala, Simba und Bianca mussten die ganze Sippe zusammengetrommelt haben.
    Ein Heidenspektakel brach los. In blindem Jagdinstinkt hetzten ihnen die Caitsiths nach. Kreuz und quer schossen die mutigen Nagetiere durch den Raum. Keine der Riesenkatzen kümmerte sich noch um Josie und den großen Hund, die das Treiben, starr an die Wand gepresst, verfolgten. Trotz der Kälte, die auch das Innere der Burg in ihren eisigen Mantel hüllte, rann Josie der Schweiß in Bächen übers Gesicht. Jede Faser in ihr zitterte um ihre kleinen langschwänzigen Freunde, die ihr Leben riskierten. Zu ihrer großen Erleichterung wurde aber rasch deutlich, dass die Ratten ihren fauchenden Verfolgern an Schnelligkeit und Taktik weit überlegen waren. Geschickt lotsten sie eine Katze nach der anderen hinaus in den Korridor. Als die letzte hinausgeprescht war, warf Josie die Tür zu und rannte zum Bett, wo sie erschrocken stehen blieb.
    Jetzt, wo sie Arthur aus der Nähe sah, schien er ihr wie tot. Seine kalkweiße Haut reflektierte das bläuliche Licht der schwarzen Kerzen. Er hielt die Augen geschlossen, auf seinen bleichen Lippen lag ein einfältiges Lächeln. Mit klammen Händen schob sie den Vorhang weg und beugte sich über ihn.
    »Arthur!«, sprach sie ihn sachte an.
    »Tu, was zu tun ist!«, meldete sich Wolf, der ihr gefolgt war.
    Josie drehte den Kopf weg. Gott im Himmel, was für ein Gestank! Was hatte die alte Hexe nur Abscheuliches in den Beutel gegeben. Den Atem anhaltend suchten ihre zitternden Finger das Flechthalsband nach einem Verschluss ab, doch schien es weder Anfang noch Ende zu besitzen. Sie versuchte es mit Zerreißen, doch so viel Kraft sie auch aufbrachte, es wollte ihr einfach nicht gelingen. Und ebenso wenig schaffte sie es, Arthur das verteufelte Ding über den Kopf zu ziehen.
    Verdammt! Verdammt! Verdammt! Gehetzt sah sie sich nach einem Messer oder dergleichen um. Dann kam ihr

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