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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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ein Gedanke. Sie öffnete Arthurs Jacke und griff nach dem kleinen Schwert, das unversehrt an seinem Gürtel hing. Erleichtert, dass die Bandraoi es nicht entdeckt hatte, zog sie es aus der Scheide. Doch zu ihrer maßlosen Enttäuschung versagte auch Arthurs magische Waffe. Verzweifelt starrte Josie auf ihren reglosen Gefährten, der von ihren Bemühungen nicht das Geringste mitbekommen hatte. Sie konnte ihn doch unmöglich einfach so liegen lassen!
    Wolf blickte sie aus seinen Bernsteinaugen ernst an. »Vergiss nicht, es ist Arthurs Magie, die das Schwert belebt.«
    In Josies Kopf rasten die Gedanken. Was sollte sie jetzt bloß tun? Dann jagte ihr etwas durch den Sinn. Vielleicht ging es so …
    Wolf nickte ihr aufmunternd zu, als Josie das Schwert in Arthurs Hand drückte und seine leblosen Finger um den Griff bog. Anders als allein in ihren Händen begann der herzförmige Knauf, jetzt zumindest rot zu flackern. Hoffnungsvoll bebend führte sie das Schwert in seiner Faust zu dem Band – und ließ es gleich darauf enttäuscht sinken. Auch auf diese Weise ließ sich das Haar der Hexe nicht durchtrennen.
    Mit dem schmerzlichen Gefühl, nichts mehr für ihn tun zu können, warf sie sich über Arthur. Tränen rannen über ihr Gesicht. Sie hätte schreien können. Vor Zorn. Vor Frust. Vor Angst um den wundervollen Jungen, der dem Zauber dieser Hexe so vollkommen ausgeliefert war. Warum konnte sie ihm bloß nicht helfen? Doch dann drang völlig unerwartet, aus einer Quelle, die sie nicht ausmachen konnte, eine Eingebung zu ihr durch.
    Sie richtete sich auf, und fingerte die Drachenfibel über die Lederkluft. Fiebernd umfasste sie sie mit der Linken, ohne ihre Rechte jedoch von Arthurs Faust zu lösen. Dann geschah etwas so Fantastisches, dass Josie es später kaum in Worte fassen konnte. Hatte sie sich Arthur von Anfang an nahe gefühlt, überwallte sie nun das Gefühl einer überwältigenden Verbundenheit. Es war, als würden Fibel und Schwert ihre magischen Kräfte vereinen. Funken sprühten, und kaum hatte die Klinge das Band der Hexe auch nur berührt, sprang es mit einem scharfen Zischen ab und zerrann zu einer stinkenden Schwefelwolke.
    Wie vom Donner gerührt saß Josie auf dem Bett und wartete. Wartete einen quälenden, zeitlosen Augenblick darauf, dass Arthur ein Lebenszeichen von sich gab. Dann schlug er endlich die Augen auf. Doch war es Josie nicht vergönnt, diesen glücklichen Moment auszukosten. Ein brauner Pfeil, der mit quietschenden Pfoten bremste, riss ihren Blick von Arthurs verwirrtem Gesicht weg auf den Boden. Es war Simba, japsend wie ein Marathonläufer. »D-die Ban-Bandraoi ist un-unterwegs. I-ihr müsst ve-verschwinden!«
    Josies Stirnader pochte, als wolle sie jeden Moment zerspringen. Sie sah Arthur an, der allmählich zu sich zu kommen schien. Dann fasste sie sich ein Herz, um nach Bernhards Plan nun auch noch den zweiten Teil Arthurs Rettung auszuführen. Den Teil, der ihr die Schamröte ins Gesicht steigen ließ.
    Ohne jegliche Vorwarnung beugte sie sich über den verdutzten Jungen und drückte ihm einen Kuss mitten auf den Mund. Ihren ersten Kuss hatte sie sich zwar definitiv romantischer vorgestellt, aber jetzt war Arthur für die Hexe ein für alle Mal unbrauchbar.
    Arthur riss die Augen auf und staunte sie für einen Moment verwirrt an. Dann schoss Farbe in sein blutleeres Gesicht und seine Lippen verzogen sich zu einem ungläubigen Grinsen. »Uff! Ich glaub, mich küsst ein Hellc! Wie komm ich zu der Ehre?«
    Josie wurde puterrot. »Ähm – i-ich musste das tun«, stammelte sie noch, ohne jedoch weitere Erklärungen abgeben zu können, denn da wurde schon die Tür aufgerissen. Es blieb ihr gerade noch Zeit, die Augen wieder hinter der Brille zu verbergen.
    Ein mächtiges Messer schwingend stürmte die Bandraoi herein. Mit einem einzigen Blick erkannte die Hexe, dass ihr soeben die Felle davonschwammen. Ihr kleiner Geierkopf wechselte die Farbe von Gelb nach Grün. Der eisige Strahl ihrer Augen hätte einen Vulkan gefrieren lassen. Grimmig warf sie die Arme hoch, fuchtelte wie von Sinnen mit dem Messer und ließ ein Feuerwerk an Verwünschungen losprasseln. Josie, die noch immer auf der Bettkante saß, bemerkte jetzt entsetzt, dass die geschnitzten Schlangen zum Leben erwachten und sich gefährlich züngelnd von den Pfeilern lösten.
    Stumm, mit schreckgeweiteten Augen gab sie Arthur ein Zeichen. Der Junge, verblüfft, dass er das magische Schwert bereits in der Hand hielt, schlug,

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