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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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ohne zu zögern, damit um sich, während er, noch benommen vom Zauber der Hexe, nach einem passenden Schwertspruch suchte. »Es wird euch sicher nicht behagen! Vom Leib das Haupt sei euch geschlagen!«, brüllte er, einer plötzlichen inneren Stimme folgend, und trennte der ersten Natter mit glühender Klinge den Kopf ab. Er hatte sich eben der nächsten zugewandt, als aus dem zerteilten Kadaver zwei neue Schlangen wuchsen, die sich augenblicklich um Josies Fesseln ringelten. Josie schrie auf. Arthur, der erst jetzt erkannte, was seine scheinbare Verteidigung bewirkte, ließ erschrocken das Schwert sinken und zog die Beine an. Ehe er jedoch begriff, wie ihm geschah, wand sich eines der Kriechtiere bereits um seine Füße. Er warf Josie einen verzweifelten, ratlosen Blick zu. Doch Josie war selbst unfähig zu denken. Abgrundtiefer Ekel höhlte ihren Verstand. Schlangen zählten zu den Dingen, die zu ihren größten Albträumen gehörten. Wie ein hypnotisiertes Kaninchen starrte sie auf die zischelnden Nattern, die sich auf dem Bett wanden wie in einem Schlangennest.
    Die Hexe nutzte diesen Augenblick, den vermeintlichen Hellc, der ihre Pläne zu durchkreuzen drohte, auszuschalten. Im Stechschritt marschierte sie auf Josie zu. Ihre Augen glühten, giftgrüner Speichel schäumte aus ihrem Mund, als sie Josie das Messer an die Kehle setzte. »Hat Dykeron Euch hergeschickt? Dummdreistes Schlitzohr, schwarze Brut! Ich schneide durch Euch das Genick und send ihm Euren Kopf in Blut!«
    Dann überstürzten sich die Ereignisse. Die Hexe holte mit dem Messer aus, als Wolf ihr rücklings in den Nacken sprang. Mit einem wütenden Knurren schlug er seine Hauer in ihren dürren Hals. Die Bandraoi jaulte auf und ließ das Messer fallen, um den Angreifer mit beiden Händen abzuwehren.
    »Die Fibel!«, schoss Wolfs Stimme durch Josies Kopf.
    Josie erwachte aus ihrer Paralyse und setzte die Drachenfibel ein. Ihr wiedergefundenes Vertrauen auf ihre magischen Kräfte ließ die Fibel Funken sprühen. Wie schon der Schleimpilz in Ombragon, vertrockneten jetzt die Schlangen, vom Funkenregen getroffen, zusehends zu schlaffen Hüllen, die endlich, wie luftleere Schläuche, reglos auf der Matratze liegen blieben. Nun entfaltete auch Arthurs Schwert seine ganze Magie. Es wuchs sich zu einer beachtlichen Waffe aus, deren Klinge vom Heft bis zur Spitze glühte. Als die Hexe, völlig übertölpelt von dem unerwarteten Angriff, den vermeintlichen Barghest gerade abgeschüttelt hatte, streiften Josie und Arthur die laschen Schlangenfesseln ab und sprangen aus der tückischen Bettfalle, beide von einer purpurroten Aura umhüllt, die die Hexe zwang, geblendet den Kopf abzuwenden.
    Mit einer energischen Bewegung richtete Arthur seine Waffe auf die hagere Brust der Hexe. Allein die Berührung des gleißenden Schwerts schien der Bandraoi unendliche Schmerzen zu bereiten. Sich krümmend fiel sie auf die Knie. Mit einem Krächzen schlug sie die Hände vors Gesicht und begann zu wimmern.
    »Wie nah war mir das Herz des Knaben. – Nun ist die Okkasion verronnen. Wie soll ich nun die Kräfte laben, die mir mein Peiniger genommen.«
    Ihr vor Selbstmitleid triefendes Gewinsel beeindruckte weder Josie noch Arthur, der der Klinge nur mehr Nachdruck verlieh, worauf die Hexe flehend die knochigen Hände hob. »Erbarmen! Schont mein kleines Leben! Was ich vermag, werd ich Euch geben.« In einer unterwürfigen Geste senkte sie den Kopf. »Verblendung hat es mir versagt, Euere Kräfte zu ermessen.« Scheu beäugte sie Josies Drachenfibel und wandte das Gesicht gequält wieder ab. »Ich hätt Euch niemals so geplagt, wär’ ich dem Schein nicht aufgesessen. Die Tarnung ist Euch gut geraten. Ich roch rein gar nichts von dem Braten. Erst jetzt seh’ ich das Drachenzeichen. – Ein roter Stein, jedoch dergleichen …« Sie hielt inne, als suche sie nach dem Ursprung des Symbols. »Narranda …«, murmelte sie schließlich und ihr hässlicher Kopf nickte heftig. »Narranda, jenes Gold’ne Land, an der schönen Träume Rand, das mein Beherrscher will vernichten. Seid Ihr gesandt, um ihn zu richten?« Diese Vermutung hexte abrupt ein verschlagenes Lächeln auf ihr Gesicht. Mit süßlicher Stimme fuhr sie fort: »Ich will Euch gern behilflich sein, denn ihn zu stürzen ganz allein, fehlt mir die Macht. Euch hat der Satan mir gebracht!«
    Arthur suchte Josies Blick. Aber Josie fühlte nichts als Ekel und Abscheu vor dem würdelosen Gebaren der Hexe. Sie sandte ihm eine

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