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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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hat zum Fest geladen«, brummte Simba. »Abschaum, Gesindel, Lumpenpack!«
    Die unheimlichen Festgeräusche schwollen an. Simba blieb stehen und spähte um eine Ecke. »Der Thronsaal«, flüsterte er.
    Vorsichtig taten es ihm Josie und Arthur nach und erblickten eine hohe Flügeltür, vor der zwei Posten in schwarzen Rüstungen und stachligen Helmen wachten. Einen Umweg durch einen Nebenkorridor wählend, brachte sie Simba zur Rückseite des Saals.
    Josie presste das Brennglas gegen das kalte Mauerwerk, schob die Brille hoch und beugte sich vor. Einem unwillkürlichen Impuls folgend, wich sie zurück, zwang sich dann aber doch, sich dem Grauen zu stellen.
    Dykeron saß mit dem Rücken zu ihr auf einem imposanten Thron aus schwarzem Marmor, dessen Lehne den größten Teil des finsteren Fürsten verdeckte. Doch reichten die grässlichen Hörner auf seinem zottligen Schädel und sein haariger Schwanz aus, Josie in Angst und Schrecken zu versetzen. Seine Rechte, mit Fingernägeln wie Raubtierkrallen, hielt einen Pokal aus dunklem Glas, während seine Linke einen der beiden Barghests tätschelte, die in der Körperspannung angriffsbereiter Panther links und rechts neben ihm hockten. An langen Tafeln drängten sich die schauerlichsten Gestalten, die man sich vorstellen konnte. Dreiäugige Dämonen mit grünen Gesichtern und langen Schwänzen. Ein Grüppchen Vampire mit kalkig bleichen Gesichtern und Hauern bis zum Kinn schlürfte Blut aus schwarzen Hörnern. Scharlachrot troff ihnen der begehrte Saft aus den Mäulern. Josie wurde flau, aber es kam noch schlimmer. Ein ungeschlachter Rumpf mit langen Armen fütterte seinen auf dem Tisch abgestellten Kopf mit einem Hühnerbein. Daneben hockte ein schauerliches Wesen, das gleich zwei Häupter besaß, ein entstelltes weibliches und ein nicht ansehnlicheres männliches. Dazwischen wuselte eine größere Anzahl von Spriggans in schwarzen Uniformen umher, die den Gästen eifrig nachschenkten. Auch eine Gruppe Hexen war da. Hexen ganz verschiedenen Alters. Doch trug jede von ihnen ihren abgrundschlechten Charakter wie eine hässliche Maske im Gesicht. Unter infernalischem Johlen und Kreischen erschallte nun ein allgemeines Prosit auf den Gastgeber. Josie stellten sich die Haare auf.
    »Mann!«, murmelte sie. »Das ist definitiv die reinste Höllenversammlung!«
    »In der Tat«, knurrte Simba, dem nur zu gut bekannt war, welches Spektakel sich auf der anderen Seite der Mauer abspielte.
    Mit einer gebieterischen Handbewegung sorgte Dykeron jetzt für Ruhe im Saal und Josie vernahm durch die magische Wandöffnung ein Winseln, das ihr eigenartig bekannt vorkam.
    Mit einer Stimme, die aus einer Gruft zu kommen schien, hob Dykeron sein Glas: »Ein Prost auf Eure schwarzen Seelen! Lasst es rauschen durch die Kehlen!« Er nahm einen tiefen Schluck, ließ einen donnernden Rülpser folgen und fuhr mit bedrohlich milder Stimme fort: »Werte Drachenopfergäste! Will ich nicht immer nur das Beste, für Euch und meine Untertanen? – Hab ich dafür verdient Schikanen? Dass man nach meinen Schrätlein schielt und sie ganz dreist mir einfach stiehlt?«
    Vielfach schallte unmutige Zustimmung zurück.
    »Wollt mich mit Augenschmaus bestechen.« Dykerons Stimme klang höhnisch und schwoll jetzt bedrohlich an. »Doch wird sie sühnen ihr Verbrechen!«
    Mit einer barschen Handbewegung wies er in eine Ecke, die Josie nicht einsehen konnte. Dennoch war ihr längst klar, wer da im Hintergrund so erbärmlich wimmerte.
    »Die Bandraoi wird dafür büßen und Euch das hohe Fest versüßen. Mögt Ihr Euch nun mit ihr vergnügen. Dykeron lässt sich nicht betrügen!«
    Er klatschte dröhnend in die Hände, worauf vier Spriggans einen vergitterten Käfig heranzerrten. Das unheimliche Volk sprang grölend von den Tischen auf und stürzte sich, mit Messern und Gabeln bewaffnet, auf die Hexe, die nun nicht mehr bloß winselte, sondern Zeter und Mordio schrie.
    Das Gebrüll im Saal drang durch die Mauern. Arthur, der seine Neugier bis jetzt zurückgehalten hatte, klopfte Josie auf die Schulter und nahm die dunkle Brille ab. »Darf ich auch mal?«
    Stumm reichte Josie ihm das Glas.
    »Ach du Schande!«, stöhnte er mit einem Blick auf das grausige Schauspiel. »Sie haben die Bandraoi in der Zange. Die wird uns kaum noch helfen können!«
    »Lasst mich sehen! Lasst mich sehen!« Simba stand auf den Hinterpfoten und kratzte so lange an Arthurs Hosenbein, bis er ihn hochnahm. Fest an den Ärmel des Jungen gekrallt

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