Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
langsam um, seine Miene verhieß nichts Gutes.
»Was denn?«
»Sie holen sie. Dykerons Schergen …« Er verstummte.
Die wenigen Worte schnitten sich wie Messerstiche in Josies Brust. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie auf die graue Mauer.
In dieser Sekunde düsten drei graubraune Raketen um die Ecke.
»Potz Speikatz!«, rief Bernhard atemlos. »Mei-Mein Plan ist aufgegangen! War das ein Spaß, die Kätzchen zu foppen!« Beifall heischend blickte er sich um.
Josie blickte durch ihn hindurch. »Sie haben Amy geholt«, sagte sie tonlos. »Wir hatten keine Chance mehr, sie aus dem Glaciorum zu befreien.«
Bernhards gute Laune erlosch. »Das hatten wir schon befürchtet.«
»Wir sind gekommen, euch zu warnen«, sagte Bianca gehetzt. »Die Opferbarke ist fertig! Sie formieren die Begleitboote schon zur Prozession.«
Nala nickte erregt. »Viel Volk steht schon am Ufer.« Sie verstummte jäh, denn auf einmal hallten aufgekratzte Stimmen, Gelächter, Johlen und Getrampel durch die Gänge. Sie hielten den Atem an.
»Die Festgesellschaft macht sich bereits auf!«, flüsterte Bianca und lutschte nervös an ihrer Schwanzspitze.
Josie fiel das Herz in die Hose. Sie hatte keine Ahnung, wie sie Amy jetzt noch vor ihrem schrecklichen Schicksal retten sollten. Arthur gab Josie die Lupe zurück. »Wir müssen unseren Plan ändern«, sagte er so düster wie ratlos.
Josie kämpfte mit den Tränen. »Aber wie?«
»Nun«, ließ sich Wolf vernehmen, »ich bin auch noch da. Nicht umsonst hat Myrdinn mir die Fähigkeit zum Fluge zurückgegeben. Schwarz, wie ich nun bin, wird man am dunklen Himmel nur einen Schatten ausmachen. Zudem werden ohnehin alle Augen auf die Prozession gerichtet sein.«
Arthur klopfte Wolf anerkennend auf den Rücken. »Das ist es! Wolf kann uns zur Drachenhöhle bringen.«
Josie wurde blass. Die Aussicht, Amys Rettung auf die letzte Sekunde verschieben zu müssen, gefiel ihr gar nicht. Andererseits hatte sie auch keine bessere Idee. »Wenn Amy wenigstens ihre Drachenfibel bei sich hätte«, sagte sie geknickt. »Sie wäre so viel besser geschützt.«
Bernhard richtete sich diensteifrig auf. »Warum holen wir das Zauberding dann nicht?«
»Bruderherz«, unterbrach ihn Simba. »Mir scheint, du weißt nicht, wo sich diese Fibel befindet?«
Bernhard sah ihn fragend an.
»In der Schatzkammer«, flüsterte Simba mit bebender Stimme.
Seine Artgenossen erstarrten. Nala zitterte, als hätte sie Schüttelfrost. Und Bianca nagte so heftig an ihrem Schwanzende, dass Josie schon befürchtete, sie könnte es abbeißen.
»Die Basilisken«, murmelte Bernhard tonlos. »Das ist aussichtslos. Es wäre Wahnsinn!«
»Wir müssen es trotzdem versuchen«, entgegnete Arthur. »Auf die Hilfe der Bandraoi können wir wohl kaum noch zählen. Dykeron hat sie …«
Bernhard fiel ihm ins Wort. »Wissen wir! Wissen wir!« über seine Miene flog, trotz der höchst unerfreulichen Situation, ein rachsüchtiges Leuchten. »Als wir hierhereilten, sahen wir sie – auf ein schwarzes Schwein gebunden. – Das Henkersvieh jagte wie der Teufel aus dem Tor. Wohin«, er grinste, »ist ja bekannt. Und recht geschieht’s ihr. Jawoll!«
»Ja, ja!«, bestätigte Bianca eifrig. »Mehr tot als lebendig war die alte Hexe, blutverschmiert und derangiert. Keinen Mucks hat die Bandraoi auf ihrem letzten Weg gemacht. Wir haben munkeln hören, sie hätte sich der Schrätlein wegen den Zorn des alten Hornkopfs zugezogen.«
»Ombragon?«, fragte Josie erschaudernd.
»Allerdings«, bestätigte Bernhard. »Der Hornkopf wollte sie schon immer loswerden. Doch der gerissene Satansbraten erfüllte ihm stets seinen Willen und gehorchte somit dem Bann, was sie vor Dykerons Willkür schützte. Aber im Grunde ihres schwarzen Herzens wartete sie nur auf den Tag, ihm alles heimzuzahlen. Nur deshalb bot sie Euch ihre Hilfe an.«
»Und nun erlebt sie diesen Tag nicht mehr«, sagte Josie schaudernd.
Simbas Perlenaugen sprühten. »Das geschieht der bösartigen Furie nur recht!«
Und auch Nala rieb sich die Pfötchen. »Ombragon möge sie hübsch langsam verdauen und ihren elenden Schatten in Fetzen ausspeien!«
Arthur blies die Wangen auf und stöhnte. »Aber wir haben jetzt ein Problem! – Mit Dykerons Schatzwächtern ist ja offenbar nicht gut Kirschen essen.«
»Es gibt einen Weg, die Basiliken zu überwinden«, meldete sich Wolf bei seinen Gefährten. »Die Bandraoi hat ihn bereits angesprochen.«
»Spiegel«, murmelte Josie. »Kommt man
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