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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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abrupt in einem gewaltigen Schlag, mit dem der Basilisk zu Stein erstarrte. Doch nun richtete sich die geballte Wut seiner Artgenossen gegen die Störenfriede. Josie presste das T-Shirt fest auf Nase und Mund, um den giftgeschwängerten Atem der Bestien wenigstens halbwegs abzuhalten. Ihre Zunge klebte am Gaumen. Der Drang, sich übergeben zu müssen, ließ sich kaum mehr kontrollieren. Für einen kurzen Moment war sie versucht, die Drachenfibel einzusetzen, riss sich aber zusammen. Es war klüger, ihre magischen Kräfte für den Notfall aufzusparen und vorerst weiter auf die Taktik mit den verspiegelten Gläsern zu setzen. Denn offenbar lief alles wie am Schnürchen. Selbst als zwei weitere Basilisken mit einem ohrenbetäubenden Knall versteinerten, hielten die letzten zwei stur an der Strategie des tödlichen Blicks fest, statt ihre körperliche Überlegenheit zu nutzen.
    »Die Brillen funktionieren!«, raunte Arthur ihr zu. »Sie sind so hässlich wie blöd.«
    So mussten sie nichts weiter tun, als zu warten, bis der fünfte Schlag verklungen war. Dann war es totenstill in der Höhle. Arthur leuchtete mit seiner Fackel das Nest ab. Mit offenen Schnäbeln und verdrehten Gliedern verharrten die Fabeltiere in der Haltung, in der sie ihr eigener Blick getroffen hatte. Arthur schlug einem prüfend die Faust in die Seite. »Autsch!« Er schüttelte die schmerzende Hand. »Die sind wirklich aus Stein. Aus Granit, wenn du mich fragst. Jedenfalls sind sie jetzt harmlos.«
    Josie schob die Brille hoch, steckte das T-Shirt wieder in den Kragen, und atmete buchstäblich auf. Zu ihrer großen Erleichterung verzog sich der giftige Äther der Biester überraschend schnell.
    »Komm!« Damit kletterte Arthur schon in das makabre Nest. Die Knochen krachten unter seinen Füßen. Ihre Fackel in der einen, mit der anderen Hand das Gleichgewicht haltend, kam Josie ihm widerstrebend nach. Über die morbiden Gebeine stolpernd, schlängelten sie sich zwischen den versteinerten Basilisken bis zur Tür durch.
    »Glück gehabt«, stöhnte Arthur, nachdem er den Riegel zur Seite geschoben hatte. »Nicht abgeschlossen.«
    »War ja wohl kaum nötig«, bemerkte Josie mit einem Seitenblick auf die steingewordenen Wächter.
    Misstrauisch leuchtete Arthur in den dunklen Raum. »Bloody hell!«
    Vor Josies innerem Auge tauchte wieder ein Bild aus Momas altem Märchenbuch auf. Die Schatzkammer des bösen Dschinns aus dem Aladin-Märchen sah beinahe genauso aus wie diese hier. Es fehlte nur noch die Öllampe. Überall standen Behältnisse mit Münzen, daneben große Schalen voll schwarzer Perlen und Edelsteine, an den Wänden Glaskästen mit Schmuck. Sie hob ihre Fackel an und trat ein.
    »Eigenartig«, sagte sie, »kein Gold. Sieht aus, als wäre alles aus Silber.«
    Arthur folgte ihr. »Könnte auch Platin oder Titan sein.«
    »Und kein einziger roter Edelstein«, stellte Josie ergänzend fest, während in ihr die Erinnerung aufflackerte, wie erstaunt die Bandraoi die Drachenfibel angestarrt hatte.
    Arthur blickte sich ratlos um. »Wo sollen wir bei all dem Zeug nur anfangen zu suchen?«
    Josies Augen wanderten beklommen über die Schätze des finsteren Fürsten. All ihre Pracht konnte sie nicht über die Unheil bringende Aura jedes einzelnen Stücks hinwegtäuschen. Ein unüberwindlicher Widerwille, etwas zu berühren, überkam sie. Die Arme an den Körper gepresst machte sie sich auf die Suche.
    In einer der schwarz ausgeschlagenen Vitrinen lag kunstfertig gearbeiteter Schmuck. Ein Collier wie eine Schlange, ein Ring mit einem Totenkopf aus schwarzem Hämatit, eine silberne Spinne mit acht stechend blauen Augen aus Saphiren. »Damhánalla«, murmelte Josie, »die Wächterin der Pforte.«
    Stück für Stück inspizierten sie. Endlos. Die Zeit verrann wie Sand durch ein grobes Sieb. »Dammit!« Arthur stöhnte gereizt. »Die Drachenfibel – Fehlanzeige. Vielleicht ist sie überhaupt nicht in der Schatzkammer.«
    Doch da ließ Josie einen Schrei los. Sie deutete auf einen abgeschabten grünen Samtbeutel, der unspektakulär an einem Nagel hing. »Amys Tasche!«, jubelte sie und präsentierte Arthur wenige Sekunden später die Fibel, nach der sie so verzweifelt gesucht hatten. »Wir haben sie!«
    Arthur atmete auf. »Gott sei Dank!«
    Josie zog den Riemen der Tasche über den Kopf und ging schnurstracks zur Tür. »Eigenartig«, sagte sie und blickte noch einmal zurück. »Wir könnten jetzt einsacken, was wir wollen. Aber ich möchte definitiv nichts

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