Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
von all dem Zeug.«
Jeden Schritt sorgfältig abwägend, um ja nicht zu stolpern, machte sie sich daran, das grausige Nest erneut zu durchqueren. Plötzlich blieb sie stehen. »Arthur! Schau!« Beunruhigt neigte sie die Fackel zum Nestboden.
Arthur drehte sich um.
In dem dosenartigen Behältnis, um das sich die scheußlichen Hahnenköpfe eben noch gestritten hatten, rührte sich etwas. Josie leuchtete hinein. Von den drei kleinen Flatterdingern, die den Schatzwächtern entgangen waren, stöhnte eines leise vor sich hin. Aufgewühlt nahm sie die Dose an sich. »Wenigstens eines scheint noch zu leben!«
»Josie!« Arthur, der das Nest bereits verlassen hatte, klang ungeduldig.
»Soll ich die Elfe vielleicht hier umkommen lassen?« Josie blickte ihn vorwurfsvoll an, während sie ihm nachkam. »Ich werde sie auf jeden Fall mitnehmen!«
Eine weinerliche Stimme unterbrach ihre Unterhaltung. »O weh, wie brummt mir doch der Kopf! Wie komm ich bloß in diesen Topf? Und wo sind meine Schwestern? Ist’s heute oder gestern?«
Josie beugte sich über den verrosteten Blechbehälter. Die Elfe hatte sich hochgerappelt. Die kleinen Hände an die Schläfen gepresst, blickte sie hoch. Als sie die dunkle Uniform erkannte, wich sie zurück und machte gleich Anstalten zu fliehen. Aber die Schwäche hatte sich wie Beton auf ihre Flügel gelegt. Mit einem Stöhnen sackte sie in sich zusammen.
»Hab keine Angst«, sagte Josie sanft. »Wir sind keine Hellcs. Wir tun dir nichts. Du bist den Basilisken entkommen. Du hast Glück gehabt.«
Ein Hauch von Erinnern zog über das winzige Gesicht. Dann sah sich die Elfe suchend um und entdeckte ihre beiden toten Schwestern. Mit einem herzzerreißenden Schrei drehte sie sich weg und warf die Händchen vors Gesicht. Darauf folgte ein so verzweifeltes Schluchzen, dass Arthur flüsterte: »Was machen wir jetzt bloß mit ihr?«
»Halt mal!« Josie übergab ihm die Dose und legte ihre Fackel auf den Höhlenboden. Dann angelte sie MoDains Fläschchen aus dem Ausschnitt und gab einen Tropfen seines Inhalts auf den kleinen Finger. »Ich brauch mehr Licht«, sagte sie. Und als Arthur seine Fackel höher hielt, strich sie den leblosen Elfen etwas Zauberwhiskey auf die winzigen Lippen.
Bang blickte sie in die Dose. »Jetzt können wir nur noch hoffen!«
Und noch während sie das Fläschchen wieder verstaute, regte sich eines der Elfchen und nur einen Atemzug später kam auch das andere wieder zu Bewusstsein. Verwirrt stützten sie sich auf und blickten sich um.
»Was ist, was weinst du, Tausendzehn«, sagte das eine. »Was ist denn nur mit uns geschehn?«
Wie vom Schlag gerührt hörte Tausendzehn auf zu schluchzen und sah sich um. Dann lagen sich die drei in den Armen.
»Schwestern, seid ihr auch erwacht aus dem gift’gen Ätherschlaf?«, schluchzte Tausendzehn. »Der Böse hat uns hergebracht. Das tödlich Los uns diesmal traf, zu nähren seine Schreckensbrut, mit Elfenkraft, mit Elfenblut.«
Jetzt erinnerten sich auch die anderen wieder. Traurig ließen sie die Köpfchen hängen. »Tausendzwölf, das liebe Wesen, ist doch auch dabei gewesen«, sagte eine.
Tausendzehn nickte unglücklich. »Sie wurde Basiliskenschmaus – auch für die andern ist es aus.«
»Die armen Dinger«, sagte Josie bedrückt. »Sie können einem wirklich leidtun.«
Arthur räusperte sich. »So furchtbar das alles ist, wir können nicht ewig hier herumstehen.«
»Ich weiß.« Josie nahm die Dose wieder an sich. »Wir nehmen sie mit und lassen sie draußen frei.«
Während sie den langen Gang zurückgingen, wurden Tausendvierundzwanzig und Tausendfünfzehn, wie die anderen beiden Elfen hießen, immer munterer. Als sie hörten, dass die Basilisken allesamt zu Stein erstarrt waren, bedankten sie sich tränenreich. Und jetzt erfuhren Josie und Arthur, dass Dykeron, wie Edna schon angedeutet hatte, tatsächlich vor dem Burggraben eine Elfenzucht betrieb, die allein dazu diente, seine Basilisken zu ernähren. Zusammengepfercht und nur mit Nummern benannt, harrten sie vom ersten Tag ihres Lebens auf den Schicksalstag, da sie, vom giftigen Atem Dykerons böser Brut betäubt, gefressen werden sollten.
Josie kniff die Augen zusammen. »Ein abgrundböses Monster, dieser Dykeron!«
»Basilisken sind eben keine Vegetarier«, entgegnete Arthur. »Ich musste gerade daran denken, dass Hühnerfarmen wohl auch nichts anderes sind als Dykerons Elfenzucht.«
Josie schüttelte energisch den Kopf. »Das kann man definitiv nicht
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