Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
seine Notebooktasche auf den Tisch. »Ist noch Bier da?«
»Denk schon, soll ich dir eins holen?«
Taddy winkte ab und ging völlig geistesabwesend zum Kühlschrank. Er öffnete eine Bierdose und setzte sie an den Mund, völlig entgegen seiner sonstigen Gewohnheit – er nahm sich immer ein Glas.
»Was ist denn mit dir los?« Josie sah ihn verwundert an.
Dr. Stark setzte sich seiner Tochter gegenüber auf einen Sessel und schüttete in einem Zug das restliche Bier hinunter, gerade so, als müsse er sich Mut antrinken. Dann zog er aus einem Nebenfach seiner Tasche einen zusammengehefteten Ausdruck.
Josie setzte sich erwartungsvoll auf. »Hast du etwa schon die Testergebnisse dabei?«
Taddy blätterte schweigend.
Das seltsame Verhalten ihres Vaters ließ bei Josie die Alarmglocken läuten. »Und?«
»Ich versteh das nicht!«, murmelte Dr. Stark mehr zu sich selbst als zu seiner Tochter. »So etwas ist mir in all den Jahren nicht untergekommen!«
Josie sprang auf und schwang sich neben ihn auf die Armlehne. Neugierig äugte sie auf das Blatt, das von Zahlen und Zeichen nur so strotzte. »Was ist denn rausgekommen? Mach’s doch nicht so schrecklich spannend! Sind Amy und ich tatsächlich verwandt?«
Taddy ließ die Papiere sinken. »Es ist mir einfach unerklärlich. Eine derartige Übereinstimmung habe ich bisher nur bei nächsten Verwandten gesehen. Selbst wenn man davon ausgeht, dass dieser mysteriöse Alan tatsächlich euer gemeinsamer Urgroßvater ist, wären du und deine neue Freundin die dritte Generation in der Linie. Und darüber hinaus ist es mehr als unwahrscheinlich, dass sich Anlagen über drei oder gar noch mehr Generationen derart dominant durchsetzen können.«
Taddys wissenschaftliche Einwände interessierten Josie in diesem Moment nicht im Geringsten. Sie sprang auf. »Dann sind wir also verwandt?«
»Den Ergebnissen nach … ja!«
Josie ließ einen Triumphschrei los. »Und du hast alles für Humbug gehalten!«
»Josefa!«
Josie hielt inne. Dieses »Josefa« hörte sich gar nicht gut an. Sie neigte fragend den Kopf. »Stimmt was nicht?«
»Noch etwas.« Er zögerte. »Es gibt noch etwas …«
Josie ließ sich ins Sofa sinken und blickte ihn in ernster Erwartung an.
»Ich weiß nicht, was es bedeutet, und bisher scheint ja bei dir auch alles normal zu verlaufen. Aber …« Er verstummte.
»Taddy. Jetzt red schon!« Josie rutschte beunruhigt Richtung Polsterkante.
»Es gibt eine Auffälligkeit. Wir haben in beiden Proben dieselben ungewöhnlichen Allele gefunden.«
»Was für Dinger?«
»Allele. Ausprägungen eines Gens. Die Allele bestimmen zum Beispiel, ob eine Rose weiß oder rot blüht.«
»Okay, und wo ist das Problem?«
»Momentan gibt es noch kein Problem. Aber ihr tragt dieselbe ungewöhnliche Veranlagung. Und es beunruhigt mich, dass ich nicht weiß, was sie bewirkt.«
»Ist das irgendwie krank?« Josies Pupillen weiteten sich.
»Um ehrlich zu sein: Einige Erbkrankheiten des Herzens sehen verdammt ähnlich aus.« Taddy räusperte sich. »Aber wie gesagt. So eine Allelkonstellation hab ich noch nie gesehen.«
Er lehnte sich zurück. »Ich hab heute mit deiner Großmutter telefoniert. Die Veranlagung muss von mütterlicher Seite stammen, nachdem ich deine DNS heute gleich mit meiner verglichen habe. Ich würde gern eine Probe von Dorothea gegenchecken. Ich hab sie gefragt, ob sie mir ein bisschen Material schicken könnte, und da meinte sie, du hättest ihre Haarbürste mitgenommen. Ein paar Haare würden mir tatsächlich reichen.«
»Hab ich.« Josie stand auf. »Meine ist mir idiotischerweise beim Packen ins Klo gefallen.«
Sie lief gleich ins Bad und kam mit der Bürste wieder. Obwohl Moma sie mit einem Kamm gesäubert hatte, kräuselten sich zwischen Josies ausgekämmten roten Haaren doch noch einige weiße.
»Ich nehme sie morgen mit.« Damit erhob sich auch Taddy. »Komm, gehen wir zum Italiener! Du hast sicher Hunger.«
Obwohl Taddy Lasagne liebte, ließ er die Hälfte zurückgehen. Die unerwarteten Ergebnisse der Genanalyse hatten sich ihm offenbar auf den Magen geschlagen. Josie hingegen schmeckte es. Dann stimmte es also: Amy und sie hatten einen gemeinsamen Urgroßvater!
Zurück im Knickerbocker, steuerte Taddy auf die Bar zu. »Begleitest du deinen alten Vater noch auf einen Drink?«
»Mit Vergnügen, altes Väterchen!« Damit schob sie ihren Arm unter seinen. Die Hotelbar war fast leer. Nur am gegenüberliegenden Ende des Tresens saß ein
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