Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
Parkposition erreicht haben und die Anschnallzeichen erloschen sind. Es ist 17 Uhr 30 Ortszeit. Hier erwarten Sie einundzwanzig Grad, allerdings bei Gewitterneigung. Kapitän Seegal und seine Crew verabschieden sich von Ihnen und wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt auf der Grünen Insel.«
Josie blickte aus dem Fenster. Grün? Außer dem Unkraut am Rand des Rollfelds – Fehlanzeige. Beton, Asphalt, weiter vorn ein moderner, weißer Gebäudekomplex. Frankfurt, Chicago, Dublin. Flughäfen schienen überall auf der Welt gleich auszusehen. Hoffentlich fanden sie den Busterminal und hoffentlich erwischten sie den Bus Richtung Slane. Sie kramte in ihrer Jacke nach dem Ausdruck mit der E-Mail, die ihre Großmutter ihr geschickt hatte. Moma war schon seit vorgestern in Galbridge. Sie hatte einen günstigen Last-Minute-Flug buchen können und wollte die Zeit nutzen, sich nach einem Quartier umzusehen, in dem auch Amy und Edna, von der Moma glaubte, sie würde bald nachkommen, Platz hatten. Es war ausgemacht, dass sie bei der Busstation am Rathaus von Galbridge aussteigen sollten. Moma würde sie dort abholen. »Springwood Manor, Galbridge«, buchstabierte Josie leise. Na, wenigstens hatten sie die Adresse des Professors, falls sie den Bus verpassen sollten. Sie stellte ihre Armbanduhr auf Ortszeit und hielt sie Amy unter die Nase. »In einer Dreiviertelstunde geht schon der Bus, hoffentlich schaffen wir das. Fürchte, das wird definitiv knapp!«
»Ist doch noch ewig hin, bisher hat doch alles wie am Schnürchen geklappt.« Amy streckte sich. »Ich bin steif wie ein Besenstiel.«
Josie lächelte nervös. Wenigstens blieb Amy cool.
Wie eine Schafherde, die man zum Scheren treibt, mäanderte eine schier endlose Schlange zwischen Absperrseilen zur Passkontrolle. Offenbar waren gleichzeitig zwei weitere Maschinen gelandet. Als sie dann auch noch auf ihr Gepäck warten mussten, steigerte sich Josies Nervosität ins Unerträgliche. Dicht an dicht schoben sich die Leute um das Transportband. Obwohl es dafür viel zu warm war, schloss Josie den Reißverschluss ihrer Jacke. Vorsicht war besser als Nachsicht. Geld und Pass trug sie in einer kleinen Tasche um den Hals. Flughäfen waren beliebte Ziele von Taschendieben, das war ja allgemein bekannt. Während sich der Uhrzeiger erbarmungslos weiterdrehte, erschien endlich Amys Reisetasche. Die Mädchen quetschten sich nach vorn, wobei sie plötzlich von zwei nicht eben großen Männern in schwarzer Lederkluft angerempelt wurden. Josie beäugte sie argwöhnisch. Warum trugen die hier drin Sonnenbrillen und warum hatten sie mitten im Sommer Wollmützen auf, die bis über die Ohren reichten? Rocker? Gehörten die zu diesen berüchtigten Hells Angels? »Gosh!«, zischte Amy. »Die stinken ja wie die Pest!«
Obwohl Josie angewidert den Kopf wegdrehte, entging ihr nicht, dass sich einer der Kerle Amys Reisetasche vom Band schnappte. Empört stürzte sich Amy nach vorn und versuchte, ihr Eigentum zurückzuerobern, aber der andere hielt sie am Arm zurück. Amy versuchte, ihn abzuschütteln. »Hey, das ist meine!«
Mit einem unverschämten Grinsen, das eine Reihe gelber Zähne zur Schau stellte, ließ der Taschenräuber seine Beute fallen. Amy riss sie mit einer wütenden Bewegung an sich. Als sie wieder hochsah, waren die zwei bereits in der Menschenmenge untergetaucht.
»Diese verdammten Stinker!« Amy rollte die Augen.
»Vielleicht haben sie deine Tasche mit ihrer verwechselt.« Josies Blick wanderte unruhig von Gepäckstück zu Gepäckstück. »Gott sei Dank, da hinten kommt er ja endlich!« Sie eilte ihrem Koffer einige Schritte entgegen und wuchtete ihn vom Band. Als sie zurückkam, wendete Amy mit hochrotem Gesicht und völlig außer sich ihre Jacke von innen nach außen. »Bullshit!«
Josie sah sie erschrocken an.
»Meine Tasche. Meine Samttasche ist weg!«
»Ach du Schande!« Josie blickte suchend auf den Boden. »Du musst sie verloren haben.«
Amys Augen blitzten. »Diese Schweine! Holy Shit!« Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Klassisch gelaufen. Einer lenkt ab, der andere klaut. Das mit der Reisetasche war nur Bluff. Die hatten es auf meine Handtasche abgesehen.«
»Die Drachenfibel!« Josie wurde blass. »Du hattest sie doch in der Tasche?«
Amy nickte verzweifelt. »Was machen wir jetzt?«
»Wir müssen zur Flughafenpolizei«, entschied Josie. »Wenn sie die Männer schnappen, brauchen sie eine Adresse.«
»So ein Mist!« Amy verzog das Gesicht. »Dann können
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