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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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wir den Bus wirklich vergessen.«
    Josie zuckte die Achseln. »Wir nehmen ein Taxi. Das hier ist definitiv ein Notfall. Es sind etwa dreißig, vierzig Meilen nach Galbridge – wird schon nicht die Welt kosten.«
     
    Es dauerte fast eine Stunde, bis die Mädchen endlich aus der Flughafenhalle traten. Der Beamte, der die Anzeige aufgenommen hatte, hatte ihnen wenig Hoffnung gemacht. Vielleicht tauchte die Tasche in einem Mülleimer wieder auf, aber Wertgegenstände wie Geld oder Schmuck sollten sie besser abschreiben. Mit einem Seufzer und der Bemerkung, dass manchmal ja auch Wunder geschähen, hatte er schließlich die Adresse des Professors auf dem Anzeigebogen notiert.
    Am Taxistand herrschte lebhaftes Kommen und Gehen.
    »Welches nehmen wir?« Amy sah sich suchend um.
    Josie deutete eben auf einen silbergrauen Rover, als mit quietschenden Reifen eine altmodische schwarze Limousine hielt.
    Über Amys Gesicht ging ein Leuchten. »Kultige Kiste!«
    »Okay, nehmen wir sie!« Auch Josie reizte das behäbig anmutende Oldtimertaxi mit dem verchromten eckigen Kühlergrill.
    Ein schmächtiger Fahrer mit schwarzer Chauffeurmütze stieg aus und öffnete den Kofferraum. Obwohl ihn die Mädchen noch gar nicht angesprochen hatten, schien er sicher zu sein, die Tour zu bekommen.
    »Wir müssen nach Galbridge«, sagte Josie. »Was kostet das?«
    Der Mann wuchtete mit einem für seine Größe erstaunlich kraftvollen Schwung Josies Koffer in den Gepäckraum. Während er eine völlig aus der Mode gekommene dunkel getönte Brille zurechtschob, beantwortete er erst jetzt Josies Frage: »Umsonst sind weder Tod noch Leben!«
    Seine Stimme klang wie die eines kleinen Mädchens, fistelig, beinahe unangenehm schrill. Amy zeigte Josie verstohlen den Vogel, als der Fahrer nun auch ihre Reisetasche verstaute.
    Josie grinste ihr vielsagend zu und fasste sich, mit einem Kopfnicken in Richtung des Taxifahrers, ans Ohr.
    Dann sah es Amy auch. »Gosh!«, zischte sie.
    Beide Ohrläppchen des Taxifahrers waren bis zur Ohrmuschel hoch geschlitzt und sahen aus wie die gespaltene Zunge einer Schlange. Josie zog eine Grimasse. Der Typ schien ziemlich schräg zu sein. Sicher war er auch gepierct und tätowiert. Sie musterte ihn unauffällig, aber der schwarze Doppelreiher, so altmodisch wie das Taxi, ließ nicht das kleinste Stückchen Haut hervorblitzen.
    Amy öffnete die Wagentür und stieg ein, Josie folgte ihrem Beispiel. Sie versanken in der ausgeleierten Polsterung abgeschabter schwarzer Ledersitze. Ein geschlossenes Glasfenster trennte den Fahrgastraum von dem des Fahrers. Es war eines dieser alten London-Taxis, die Josie aus ihrem Englischbuch kannte.
    Mit einem Knall, der den ganzen Wagen erschütterte, schloss sich der Kofferraum. Dann kletterte der kleinwüchsige Fahrer hinters Steuer und ließ den Motor an. Der Blitzstart, den er hinlegte, presste die Mädchen in die Sitze zurück. Josie sah sich nach Gurten um, aber das alte Auto besaß keine. Sie klammerte sich an einer der antiquierten Halteschlaufen fest.
    Amy feixte. »Die alte Rumpelkiste hat ja richtig Power! Hätt ich nicht gedacht!«
    Josie hob die Augenbrauen, Amy schien das Tempo, das der Schlitzohrige aus dem Oldtimer herausholte, zu amüsieren. »Verkehrsregeln gibt es hier wohl keine«, bemerkte sie nervös, als sie bei Rot über eine Ampel rasten.
    »Du solltest öfters mal in Chicago Taxi fahren.« Amy zwinkerte ihr zu. »Dagegen ist das hier eine Postkutschenfahrt.«
    Josie presste die Lippen zusammen. Ihr Magen grummelte bedrohlich. Sie holte tief Luft. An dem wüsten Fahrstil des Taxifahrers ließ sich nichts ändern, am besten sie lenkte sich damit ab, ein paar erste Eindrücke von Irland zu erhaschen. Die Linke verkrampft in die Schlaufe gekrallt, blickte sie aus dem Fenster.
    Während der ersten Meilen konnte sie zu ihrer Enttäuschung noch immer keinen Hinweis darauf finden, warum Irland »Grüne Insel« genannt wurde. Sie hatte sich alles ganz anders vorgestellt. Irgendwie sahen heute nicht nur Flughäfen, sondern auch Städte überall ähnlich aus. Da sie stadtauswärts fuhren, bekamen sie von Dublin nur Vororte mit. Wohnblocks, Reihenhäuser, vierspurige Straßen, Tankstellen, Einkaufszentren. Josie fragte sich, warum man Irland immer mit Mythen, Elfen und Zwergen in Verbindung brachte. Die meisten Fantasy-Bücher, die sie kannte, spielten hier. Wieso eigentlich? Allmählich wurden die Häuser spärlicher, dann kamen sie durch ein Industriegebiet mit Fabrikhallen

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