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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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bereitete den Mädchen einiges Kopfzerbrechen, welche Geschichte sie ihm vorsetzen sollten, um Ednas Abwesenheit zu erklären. Schließlich hatte Amy den rettenden Einfall. Sie brauchten doch nur zu sagen, sie sei inzwischen nach Irland geflogen. Das war noch nicht mal gelogen. Geflogen war Edna ja tatsächlich, wenn auch auf mehr als ungewöhnliche Weise. Außerdem hatten sie so gleich eine Erklärung dafür, warum auch Amy dorthin wollte.
    Anders als Josie, die sich durch Amys dunkel gefärbtes Haar zunächst hatte irritieren lassen, erkannte Taddy die frappierende Ähnlichkeit mit seiner Tochter sofort, als er Amy kennenlernte. »Es ist einfach nicht zu fassen«, sagte er. »Eure Großmütter und ihr werft sämtliche Prinzipien der Vererbungslehre über den Haufen. Jeder Kollege, mit dem ich drüber rede, schüttelt nur den Kopf. Die halten mich wahrscheinlich schon für einen hoffnungslosen Spinner.«
    Die Geschichte von Ednas Reise nach Irland tischte Josie, nicht ohne Kalkül, auch Moma auf, die es nach dem Bericht ihres Schwiegersohns kaum erwarten konnte, Edna und Amy baldmöglichst zu treffen. Josie hatte auf Momas Bitte hin das Foto von Alan O’Leary gescannt und nach Deutschland gemailt. Und Moma war sich hundertprozentig sicher, in ihm nun endgültig ihren verschollenen Vater gefunden zu haben. Von den geheimnisvollen Dingen, die seit Ednas Verschwinden geschehen waren, hatte Josie ihrer Großmutter noch nichts erzählt, sie wollte das lieber Aug in Auge mit ihr besprechen. Wie Josie sich ausgerechnet hatte, entschloss sich Moma sofort, selbst nach Irland zu fliegen. Der Zeitpunkt war günstig. Das Dach war gerade fertig geworden und sie konnte die Recherche für ihr neues Buch mit einem Urlaub verbinden, noch dazu in einem Land, das sie schon immer mal hatte bereisen wollen. Vor allem aber konnte sie nun endlich ihre Herkunft klären und darüber hinaus Professor O’Reardon besuchen, der sie nach Galbridge eingeladen hatte. Josies Vorschlag, gemeinsam mit Amy nach Irland zu kommen hielt sie deshalb für eine wunderbare Idee. Und so bat sie ihren Schwiegersohn, Josies Rückflug nach Irland umbuchen zu lassen.
    Amy bediente sich Ednas Scheckkarte, um am Bankautomaten Geld für ihr Ticket abzuheben. Sie hatte schon öfter Geld für ihre Großmutter geholt, wenngleich nie ohne ihr Einverständnis. Doch hatte sie jetzt eine andere Wahl?
    Nachdem sie mit Taddys Hilfe einen gemeinsamen Flug gebucht hatten, stand dem Abenteuer der Mädchen nichts mehr im Weg.
    Die Dinge hatten sich gefügt. Perfekt und nahtlos. Geradezu magisch. Doch wurde die Erleichterung, die Josie darüber empfand, von dem zunehmend bedrohlicheren Gefühl getrübt, dass sie alle Marionetten waren. Marionetten in einem Stück mit ungewissem Ausgang.
    Dann trat im letzten Moment doch noch ein, was Josie schon die ganze Zeit befürchtet hatte. Das Jugendamt hatte herausgefunden, dass Amy nicht in Prattville bei ihrem Onkel lebte und somit schon seit vielen Wochen Schule schwänzte. Einen Tag vor dem Abflug betrat sie die Wohnung und entdeckte zu ihrem Entsetzen einen dicken Mann mit fettigen Haaren und einem breiten Grinsen, der in ihrem Lieblingssessel lümmelte.
    »Na, Süße! Was machst du nur für Sachen!«
    »Onkel Ken!« Leichenblass geworden und immer noch den Schlüssel in der Hand, glotzte Amy ihn an.
    »Sag mal, was haste nur mit deinen Haaren angestellt?« Damit quälte sich der unangenehme Überraschungsbesuch hoch und schlurfte auf sie zu. »Ham uns Sorgen um dich gemacht. Wo warste nur, Süße? Heidi hat jeden Tag paarmal angerufen.« Er strich eine ölige Haarsträhne zurück. »Is sicher nich leicht für dich, das mit Edna. Aber so geht das mit dich nich weiter, Schuleschwänzen und Rumtreiben und so. Du packst jetzt mal schön deine Klamotten zusammen und kommst mit! Die Jungs freun sich schon. Wo nächste Woche doch die Ferien anfangen, is Heidi heilfroh, wenn du auf die Racker ’n Auge hast.«
    Amy rang nach Luft. Was jetzt? Alles war für ihre Reise nach Irland perfekt eingefädelt, und ausgerechnet jetzt tauchte dieser widerliche Ken auf und vermasselte ihr die Tour. »Äh  … «, setzte sie an, ohne zu wissen, was sie eigentlich sagen sollte.
    Ken legte seinen fleischigen Arm um ihre Schultern. »Mach zu, Mädelchen, sonst erwischen wir den Flieger nich! Muss morgen den Mais spritzen. Hab mir heut extra für dir freigenommen!« Wieder grinste er breit und streckte dabei die Zungenspitze durch eine Zahnlücke zwischen

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