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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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und Lagerhäusern. Wie romantisch!
    Josie hatte sich eben ernüchtert zurückgelehnt, als Amy sie anschubste. »Sieh mal!«
    Josie beugte sich vor, um einen Blick durch die Trennscheibe zu erhaschen. »Mann, die sieht ja irre aus!«
    Einige Meilen entfernt thronte auf einer Anhöhe ein graues Steingemäuer, eine Trutzburg mit Zinnen und Wehrtürmen. Darüber bäumten sich schwarze Wolken über dem ohnehin schon grauen Himmel. Ein idealer Schauplatz für eine Tolkien-Verfilmung. Vor Josies innerem Auge preschte Aragorn auf seinem Pferd Roheryn den Hügel herunter. Es gab das mythische Irland also doch noch.
    Es gab aber auch das grüne Irland noch, wie Josie kurz darauf erleichtert feststellte. Als sie das Gewerbegebiet hinter sich gelassen hatten, öffnete sich vor ihnen eine sattgrüne Landschaft, Felder und Weiden, mit Hecken und Steinmäuerchen abgegrenzt, dazwischen eine kleine Schafherde, die von zwei Collies bewacht wurde. Josie wünschte sich, der Kerl am Steuer würde etwas langsamer fahren. All die schönen Bilder rauschten wie im Zeitraffer an ihnen vorüber. Aber der Fahrer drückte weiter aufs Gas, als wolle er den Grand Prix gewinnen. Auf Kontakt zu seinen Fahrgästen legte er anscheinend nicht viel Wert. Seit sie eingestiegen waren, hatte er nicht ein einziges Wort an sie gerichtet. Josie überlegte, ob er sie durch den Rückspiegel beobachtete. Aber seine dunklen Brillengläser verrieten ihn nicht.
    Josie spähte nervös aus dem Autofenster. »Da zieht was auf. Sieht verdammt nach Gewitter aus.«
    Amy warf ihr einen belustigten Blick zu. »Fürchtest du dich etwa?«
    »Quatsch!« Josie schüttelte verstimmt den Kopf. »Aber Taddy sagt, die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden, ist viermal höher, als die, im Lotto zu gewinnen.«
    Amy lachte. »Nicht alles, was ein Vergleich ist, hinkt. Mach dir keine Sorgen, im Auto kann uns nichts passieren. Faraday’scher Käfig. – Schon mal gehört?« Sie nahm Josies Hand in die ihre und tätschelte sie. »Es wird alles gut, die liebe Amy ist bei dir.«
    Josie zog in einer betont beleidigten Geste die Hand zurück. Es wurmte sie zwar, dass Amy sie aufzog. Doch andererseits – es war tatsächlich ein gutes Gefühl, dass »die liebe Amy« bei ihr war.
    Die finsteren Wolkengebirge des herannahenden Wetters verschmolzen mit der Dämmerung, die allmählich schon den Tag verdrängte. Innerhalb weniger Minuten verschwand die Landschaft im Rachen der Dunkelheit. Auch im Wageninnern war es stockdunkel geworden, nur das Armaturenbrett glomm in schwachem Blau.
    Zu allem überfluss begann der Wagen nun zu holpern, als ginge es über einen Feldweg. Warum machte der Idiot da vorn nicht endlich die Scheinwerfer an?
    Josie suchte Amys Hand, ihre Stimme vibrierte. »Die Lichter scheinen nicht zu gehen. Der Typ muss von der Straße abgekommen sein.«
    Ein Blitz durchschnitt die Schwärze. Sie zuckte zusammen.
    Amy klopfte an die Trennscheibe. »Hallo, sind die Scheinwerfer hinüber?«
    Der Fahrer reagierte nicht. Unbeirrt jagte er das alte Taxi über das unebene Gelände.
    Josies Nasenflügel bebten. »Riechst du das?«
    Amy schnupperte in die Finsternis. »Meine Nase ist völlig verstopft. Wahrscheinlich die trockene Luft im Flieger. Vielleicht ist ja irgendwo gedüngt worden. Onkel Ken fährt andauernd Mist auf seine Felder.«
    Josie presste die Kiefer aufeinander. Der durchdringende Geruch, das Geholper, dieser ganze wahnwitzige Blindflug durch das Gewitter … War ihr die ganze Zeit über schon flau gewesen, wurde ihr jetzt richtig übel. »Ich glaub, mir wird schlecht!«
    »Gosh!« Amy trommelte wütend an die gläserne Trennwand. Als wieder keine Reaktion kam, tasteten ihre Hände nach dem Schieber. Mit einem erbosten Ruck stieß sie die Scheibe auf.
    Ein Schwall von Schwefel knallte ihnen entgegen. Amy fuhr zurück. Das roch sie jetzt auch! – Und es kam nicht von draußen! Sie hielt sich die Nase zu und klopfte dem Fahrer, der reglos wie eine Schaufensterpuppe am Lenkrad klebte, auf die Schulter.
    »Hey, sind Sie taub? Halten Sie an! Meiner Freundin ist schlecht!«
    Diesmal antwortete er. Ohne sich umzudrehen, und mit einer diabolischen Süße in der Fistelstimme, dass es Amy die Haare aufstellte: »Geduld, mein Kind, wir sind gleich da.«
    »Mach bloß wieder zu!«, zischte Josie. »Ich kotz gleich alles voll.«
    Amy schloss, nach Luft schnappend, die Scheibe und ließ sich zurück in den Sitz fallen. »Der hat doch ’ne Vollmeise! Da stimmt irgendwas

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