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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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»Ich vermute, dass das Problem weiter zurückliegt.«
    Josie fühlte, wie ihre Hände feucht wurden. »Aber das würde doch heißen, wir tragen Feenblut in den Adern!«
    »Ich weiß es nicht. Möglich ist alles.« Er schwieg für einen Moment. »Da ist nämlich noch etwas …«
    »Was?«
    Der Professor fuhr sich mit dem Daumen der rechten Hand von der Nasenwurzel zum Haaransatz. »Ihr habt alle das Zeichen.«
    Josie befühlte ihre Stirn. »Die Ader?«
    »Die Ader«, bestätigte O’Reardon ernst. »Nach altem Volksglauben ist es ein Feenzeichen.« Er hielt kurz inne. »Ein Zugang zum dritten Auge.«
    »Drittes Auge?«, wiederholte Josie.
    »Es heißt, Menschen, die eine besondere Verbindung zur anderen Seite haben, tragen auf der Stirn ein sogenanntes drittes Auge. Diese Vorstellung spielt in vielen Religionen eine Rolle, vor allem in Asien, aber auch der Islam und das Christentum kennen sie. Der Apostel Paulus nennt es in einem Brief an die Epheser das erleuchtete Auge des Herzens.«
    »Folge deinem Herzen!«, murmelte Josie.
    Moma, die während des Gesprächs den Stammbaum betrachtet hatte, hob den Kopf. »Aaron«, sagte sie streng – und doch hörte Josie ein kleines Zittern heraus. »Jetzt mach mal halblang! Deine lebenslange Beschäftigung mit diesen alten Geschichten raubt dir anscheinend völlig den Bezug zur Realität. Du schaffst es noch, Josie und mich völlig in diese Hirngespinste hineinzuziehen. Seit ich dich kenne, glaub ich ja schon bald selbst an Geister.« Mit einem unterdrückten Stöhnen stand sie auf. »So, und jetzt fahren wir zur Polizei nach Galbridge.« Sie warf Josie und dem Professor einen aufmunternden Blick zu. »Zurück in die Wirklichkeit, meine Lieben!« Damit marschierte sie ins Haus.
    »Wirklichkeit? Was ist schon wirklich?«, brummelte der Professor vor sich hin, während er ihr folgte. Und Josie verstand genau, wie er das meinte.

 
    Josie betrat das Gebäude der Garda Síochána , der Distriktpolizei in Galbridge, mit Ameisenkribbeln im Bauch.
    »Sag ihnen einfach alles, was glaubwürdig ist«, hatte Moma ihr geraten. Nur, was war schon glaubwürdig an den Vorkommnissen der letzten Nacht?
    Ein stämmiger Polizist mit rotem Gesicht und Doppelkinn, der sich als Superintendent Scott vorstellte, nahm an einem Schreibtisch, dessen alter, hölzerner Korpus die Narben von Jahrzehnten trug, das Protokoll auf. Zunächst wollte er alles über Amy wissen und welche Angehörigen benachrichtigt werden sollten, falls sie wieder auftauchte. Josie passte höllisch auf, sich nicht zu verplappern. Die Tornado-Story konnte sie ihm unmöglich auftischen, deshalb beschränkte sie sich auf die Aussage, dass Amy Waise sei – was ja der Wahrheit entsprach. Auf Drängen des Superintendents gab sie nur zögernd Amys Onkel Ken in Prattville an, fügte aber rasch hinzu, dass Amy dort auf gar keinen Fall hinwollte.
    Josie entging das misstrauische Zucken in den Mundwinkeln ihres Gegenübers nicht. Scott schien ihrem verworrenen Bericht nicht recht zu glauben. Dennoch notierte er alles. Die Beschreibung des auffälligen Taxis. Dass der Fahrer geschlitzte Ohren gehabt hatte und ohne Licht durch die Dunkelheit gerast war. Was jedoch den Ort anging, an dem das Taxi gestoppt hatte, konnte Josie beim besten Willen keine konkreten Angaben machen, ebenso wenig, über welche Straßen sie dorthin gekommen waren. Ihre Beschreibung des Steinhaufens schien dem Beamten auch nicht weiterzuhelfen. Offenbar gab es viele solcher Formationen in der Gegend. Ohne den geisterhaften Teil des Abenteuers zu erwähnen, erzählte sie ziemlich knapp, dass ihre Freundin mitsamt dem Taxi während eines Gewitters urplötzlich verschwunden war.
    Als der Polizist abschließend um ein Foto von Amy bat, kam Josie seiner Bitte nach und erklärte ihm, dass Amy die Haare mittlerweile schwarz trug.
    Der Polizist starrte auf das Bild. Dann räusperte er sich und kratzte sich stirnrunzelnd am Doppelkinn. »Das war’s dann«, brummte er und legte seine Notizen beiseite.
    Sein Blick suchte den Momas, die gemeinsam mit O’Reardon, auf einer Bank im Hintergrund saß. »Sie sind doch die Großmutter der jungen Lady?«
    Scott erhob sich schwerfällig und winkte Moma mit seiner fleischigen Rechten zu sich. »Kann ich Sie für einen Moment unter vier Augen sprechen?«
     
    Josie und der Professor standen schon fast zehn Minuten auf dem kleinen Platz vor dem Präsidium, als Moma endlich mit hochrotem Kopf aus der Tür trat.
    Der alte Herr sah sie

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