Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
Vom Netzwerk:
meinetwegen Ärger gekriegt hast.«
    Arthur schüttelte den Kopf. »Halb so wild. Hab inzwischen noch mal über deine Geschichte nachgedacht. Und da ist mir Hamlet eingefallen, du weißt schon,  Shakespeare. Haben wir im letzten Schuljahr gelesen. Da heißt es nämlich – ich hab mir das gemerkt, weil der Spruch von Onkel Aaron stammen könnte: ›Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich träumen lässt.‹« Er lächelte verlegen. »Ich wollte dir nur sagen, bloß weil ich nicht selbst dabei war, kann es ja trotzdem passiert sein. Du bist weiß Gott nicht die Erste, die die Wilde Jagd gesehen haben will. Darüber gibt es zahllose Geschichten.«
    Josie lächelte versöhnt. »Trotzdem versteh ich, dass es schwer ist, so was Aberwitziges zu glauben. Mein Dad tickt ganz ähnlich wie du, er sucht auch immer für alles logische Erklärungen.«
    Arthur machte eine Kopfbewegung nach vorn. »Komm, die machen sich schon Sorgen um dich.«
    Josie stieg erst wieder auf, als Arthur schon losradelte, dann winkte sie den Elfen zu. »Danke für alles!«
    Arthur wandte den Kopf nach hinten. »Hast du was gesagt?«
    Josie ließ rasch den Arm sinken. »Nichts. Alles klar!«
    Elvinia und ihre Schar erwiderten ihren Gruß. Dann kreisten sie in einer zauberhaften Lichterscheinung noch einmal über sie hinweg, ehe sie wie ein Sternenregen im Wald verschwanden.

 
    Der Professor und Moma saßen auf einer Bank vor dem Haus, als Arthur und Josie endlich in die Auffahrt bogen. Wolf lief ihnen freudig entgegen.
    Josies Großmutter sprang auf. »Ich bin schier umgekommen vor Sorge! Nachdem Amy auf so mysteriöse Weise verschwunden ist, verfolgen mich schon die reinsten Wahnideen. Was ist passiert?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte Josie, ob sie erzählen sollte, was ihr wirklich passiert war. Als sie aber in Momas besorgtes Gesicht blickte, verwarf sie den Gedanken.
    Sie lehnte das Rad an die Hauswand. »Hab mich nur verfahren«, antwortete sie hastig.
    O’Reardon sah sie prüfend an. Und obwohl er nichts sagte, spürte sie, dass er ihr nicht recht glaubte.
    »Ich hab schrecklich Hunger!«, sagte sie dann, um das Thema zu wechseln.
    Der Professor stand auf und winkte sie ins Haus. »Wir haben mit dem Abendessen auf dich gewartet. Maude hat das Bacon and Cabbage von heute Mittag aufgewärmt.« Ohne Josies gerümpfte Nase zu bemerken, denn er wandte sich bereits Arthur zu, sagte er: »Es ist genug da, isst du mit?«
    »Danke, ich muss jetzt heim.« Arthur hob die Hand. »Wir sehen uns. Danke noch mal für deine Hilfe, Josie. Vielleicht …« Er zögerte. »Vielleicht komm ich morgen wieder.« Damit schwang er sich auf sein Rad und fuhr los.
    Maude hatte im Speisezimmer gedeckt und das Essen im Ofen warm gestellt, bevor sie heimgegangen war. Wie die meisten Räume des alten Hauses besaß auch das Speisezimmer eine halbhohe Holzvertäfelung. Rechts neben der Tür stand ein Cembalo, dessen Deckel Intarsien aus purpurfarbenem Holz zierten. Josie strich bewundernd darüber.
    »Amaranth«, merkte der Professor an, »auch Purple Heart oder Purpurholz genannt, ein Hartholz, mit ungewöhnlich rotvioletter Tönung.«
    Um einen ovalen Tisch mit einem schweren, säulenförmigen Mittelfuß drängten sich sechs grün gepolsterte Mahagonistühle, deren Lehnen in Form von Harfen gestaltet waren.
    An der Wand über dem schönen alten Instrument hingen in schweren schwarzen Rahmen zwei Ölbilder. Josie blieb davor stehen. Eines zeigte einen ernst, ja traurig blickenden jungen Mann mit einer weißen Perücke. Er trug eine Jacke aus dunkelblauem Samt, darunter ein weißes Hemd mit einer schleifenartigen Krawatte. In der einen Hand hielt er eine kleine silberne Dose, in der anderen ein in purpurfarbenes Leder gebundenes Buch, auf dem ein eingeprägtes Zeichen prangte. Josie blieb schier die Luft weg. Schon wieder!
    »Wer ist das?«, fragte sie erregt.
    Der Professor, der gerade dabei war, eine Flasche Wein zu entkorken, sah hoch. »Das ist Conall O’Reardon, der Erbauer des Hauses, von dem wir heute schon gesprochen haben.«
    »Der Alchemist?« Moma war neugierig geworden.
    Der alte Herr nickte. »Genau der. Schau!« Er deutete mit dem Korkenzieher auf das Buch. »Auf dem Einband ist ein Caduceus – ein alchemistisches Symbol.«
    »Ein was …?« Josie starrte auf das Bild.
    »Ein Caduceus. Ein uraltes Symbol, das schon die Ägypter kannten. Man findet den Schlangenstab aber auch bei den Griechen und Römern. –

Weitere Kostenlose Bücher