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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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wenigstens die Bücherkiste mitnehmen können, damit hätte sie ihm den Weg nach Springwood Manor abgenommen. Andererseits – so würde Arthur wahrscheinlich bald wieder dort aufkreuzen. Bestimmt sogar!
    Sie hatte den Forst fast erreicht, als sie schon wieder erste Tropfen spürte. Besorgt sah sie zum Himmel. Aus den vereinzelten Wolken hatte sich unbemerkt eine Front aufgetürmt, die nichts Gutes verhieß. Hier in Irland war das Wetter offenbar wirklich launenhaft. Während die Tropfen sich mehrten, wurde es bedrohlich dunkel. Das Blätterdach am Waldrand würde ihr etwas Schutz bieten. Josie legte an Tempo zu, bis sie das Gehölz erreichte. Obwohl der Regen auf die Blätter prasselte, konnte sie ihren Weg hier tatsächlich, nahezu ohne nass zu werden, fortsetzen. Dennoch fühlte sie sich unbehaglich. Der Wald schien ihr mit einem Mal düster und bedrohlich. An Arthurs Seite hatte sie das nicht so empfunden.
    Ein beklemmendes Gefühl beschlich sie, das Gefühl, beobachtet zu werden. Die Ereignisse der vergangenen Nacht wühlten in ihrem Magen. Verdammt, sie war noch immer ganz schön durch den Wind! Aber war das ein Wunder? Sie spähte angestrengt ins Unterholz, konnte jedoch niemanden entdecken. Als sie aber den Blick wieder nach vorn wendete, gerann ihr das Blut. Rundherum, auch da, wo eben noch ein offenes Getreidefeld gelegen hatte, sah sie sich jetzt von einem undurchdringlichen Ring schwarzer Fichten und Dornengestrüpp umzingelt. Wie war das möglich? Hatte sie sich doch noch verfranzt! Sollte sie besser umdrehen?
    Josie sprang vom Fahrrad, blickte hinter sich und blanke Angst wirbelte durch ihren Kopf. Sie war eingekesselt. Von allen Seiten griffen die schwarzgrünen Krallen des Waldes nach ihr. Der Weg zurück war verschlossen. Außer sich vor Entsetzen versuchte sie, sich mit der Fahrradkarosse einen Weg zu bahnen. Einen atemlosen Moment später schlang sich etwas um ihre Knöchel. Sie ließ das Rad los, um die Fesseln wegzureißen, doch da knallte sie schon hart auf den Boden. Ehe sie noch begriff, wie ihr geschah, wanden sich in rasender Geschwindigkeit die giftigen Ranken einer höchst lebendigen Efeupflanze um ihren Körper, verschnürten sie wie einen Rollbraten und machten sie völlig bewegungsunfähig.
    Ein gellendes NEIN! steckte in ihrem Hals, ohne dass sie fähig gewesen wäre, es herauszuschreien. Wie gelähmt hörte sie das knisternde Wachsen des Efeus, der ihr bereits die Gurgel abdrückte. Fast gleichzeitig drängte sich grotesk quietschendes Gekicher und Glucksen in die rasende Flut ihrer Gedanken.
    Sie schielte zur Seite. Im Halbdunkel sah sie, wie sich ein vollkommen grünes gnomartiges Wesen heranpirschte. Es war kaum größer als ein Meerschweinchen, ging jedoch aufrecht. Auf seinem plumpen Körper von der Größe und Form einer Birne saß auf einem dürren Hals ein kugelrunder Kopf mit winzigen spitzen Ohren. Über dem breiten, triumphierend grinsenden Mund prangte eine schnorchelartige Nase unter zwei eng stehenden, dumpf blickenden Äuglein. Der Rumpf war über und über mit etwas bekleidet, das stark an Moos erinnerte. Die Arme lang und spindelig, die Beine dünn und kurz. Hände und Füße hatten etwas von Mäusekrallen.
    Das Wesen schlich vorsichtig heran. Nachdem es sicher sein konnte, dass sein Opfer wehrlos war, drehte es sich um. »Herbei, herbei zum Schepselspaß!« Sein penetrantes Stimmchen klang schrill und schadenfroh.
    Mit Freudengeheul stürmten nun aus allen Ecken seine Kumpane, und Josie sah sich in Sekundenschnelle von moosgrünen, diabolisch kichernden Gnomen umringt. Dann sprangen schon die ersten auf ihren hilflosen Körper. Wie viele es waren, konnte sie nicht ausmachen. Aber es waren viele. Sehr viele.
    Unter begeistertem Jauchzen begannen sie, Josie zu zupfen und zu kneifen. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals etwas derart Widerliches durchgemacht zu haben. Fluchend wälzte sie sich hin und her. Aber ihre Peiniger ließen sich nicht abschütteln. Josie versuchte, nach der Fibel zu greifen, aber ihre Arme waren eingepackt wie die einer Mumie. Verdammt! Was sollte sie bloß machen? Ob man mit diesen grünen Biestern reden konnte?
    Sie stöhnte auf. »Warum macht ihr das? Was hab ich euch denn nur getan?«
    »Ihr böses, schlimmes Schepsel, Ihr! Wir zwacken Euch. Hier! Da! Und hier!« Damit zwickte sie einer der kleinen Moosteufel in die Ohren und biss sie schließlich in die Nasenspitze. Verzweifelt schlug Josie den Kopf hin und her, während sie mit sich

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