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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ließ Finearfin aufhorchen. Ihre feinen Sinne vibrierten - das Wechselwesen war nun ganz nah. Und dann sah sie es. Ein schwarz-weiß gestreiftes Baumhörnchen, das langsam und mit gespitzten Ohren einen Baumstamm herunterkletterte, dicht an der Stelle, wo Caiwen und Heylon schliefen.
    Finearfin schätzte die Entfernung ab und machte sich bereit. Unmerklich bewegte sich ihre Hand auf das Wurfnetz zu und umfasste einen der Steine mit geübtem Griff, während sie das Baumhörnchen nicht aus den Augen ließ. Solange es am Baum hockte, hatte sie keine Chance, es einzufangen. Sie musste warten, bis es am Boden war, aber selbst dann war ihr der Erfolg nicht sicher. Wechselwesen waren schwer zu fangen. Wenn es ihr nicht
gelang, den ersten Schreckmoment für sich zu nutzen, würde das Baumhörnchen sich blitzschnell in ein winziges Tier verwandeln und durch die Maschen schlüpfen, ehe sie das Netz erreichte.
    Finearfin spürte den Blick der Anderweltkreatur auf sich und verhielt sich ruhig. Das Salz in der einen und das Netz in der anderen Hand, wartete sie auf den richtigen Zeitpunkt, um zuzuschlagen, wohl wissend, dass sie nur einen Versuch haben würde.
    Die Zeit schien stillzustehen, während das Baumhörnchen am Baum kauerte, als wisse es nicht recht, ob es sein Vorhaben fortsetzen oder weglaufen sollte. Der wachsame Blick des kleinen Nagers huschte ratlos umher und wanderte immer wieder zu Finearfin, die sich nach wie vor schlafend stellte. Dann ging alles sehr schnell. Im gleichen Augenblick, da das Baumhörnchen auf den Boden sprang, schleuderte Finearfin das Netz, sprang auf und war mit wenigen Sätzen bei dem Tier. Eine Prise Salz auf der flachen Hand, hockte sich Finearfin vor das Baumhörnchen und pustete ihm die feinen Körner kraftvoll mitten ins Gesicht. Das Tierchen riss die Augen auf, gab ein panisches Quieken von sich und versuchte zu fliehen, erreichte aber nur, dass es sich noch mehr in den Maschen des Netzes verstrickte.
    »Na, wen haben wir denn da?« Finearfin zog die Schnur des Netzes mit einem Ruck zu einem Beutel zusammen, hob das gefangene Wechselwesen in die Höhe und grinste. »Einen Späher vielleicht?«
    Das Baumhörnchen tschilpte ängstlich.
    »Gib dir keine Mühe. Du musst dich nicht verstellen. Ich weiß, dass du mich verstehen kannst.« Ihre Stimme nahm einen drohenden Unterton an. »Oder willst du mir etwa weismachen, dass du ein richtiges Baumhörnchen bist?« Das Tier tschilpte wieder und begann, wie wild zu strampeln.
    »Bei den Menschen magst du mit deiner Tarnung Erfolg haben. Elfen täuschst du damit nicht«, sagte Finearfin, ohne den Blick von ihm zu wenden. »Wir spüren, wenn etwas wider die Natur
ist, ganz gleich ob es uns in Gestalt einer Ratte, eines Adlers oder eines Baumhörnchens begegnet.«
    Das Baumhörnchen hatte seine Befreiungsversuche aufgegeben. Die Ohren angelegt, saß es ganz still, gab aber durch nichts zu erkennen, ob es Finearfins Worte verstand.
    »Welch ein Pech für dich, dass ich immer einen Beutel mit fein gemahlenem Salz bei mir habe. Und welch ein Pech, dass du gerade etwas davon eingeatmet hast«, fuhr Finearfin fort, während sie mit der freien Hand ihr Messer vom Gürtel löste. »Solange die Wirkung des Pulvers anhält, kannst du dich nicht verwandeln. Und ich werde gewiss nicht warten, bis es so weit ist.« Sie legte das Netz mit dem strampelnden Wechselwesen auf den Boden, hielt es mit einer Hand fest und hob die blitzende Klinge zum Todesstoß. Sie wusste, dass es das einzig Richtige war, dennoch zögerte sie. Wie alle Elfen fühlte sie sich eng mit der Natur und allen Lebewesen verbunden. Niemals würde sie ein wehrloses Baumhörnchen töten, und obwohl sie wusste, dass die Gestalt nur eine Täuschung war, kostete es sie eine ungeheure Überwindung, das Messer in den kleinen pelzigen Leib zu stoßen.
    Das Tier schien die drohende Gefahr zu spüren. Es wand sich in Todesfurcht und stieß dabei fortwährend panische Schreie aus.
    Finearfin ärgerte sich über ihre Schwäche. Das Baumhörnchen war nicht das erste Wechselwesen, das sie tötete, und würde auch sicher nicht das letzte sein. Aber es war das erste, das sich ihr nicht im Kampf stellte und ihr völlig wehrlos ausgeliefert war. Es zu töten, war wahrlich keine Heldentat, aber es musste getan werden. »Also gut, bringen wir es hinter uns.« Sie atmete noch einmal tief durch und …
    »Du willst ein wehrloses Baumhörnchen töten?« Heylon packte ihre Hand von hinten, hielt sie fest und

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