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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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waren rot und voller Striemen. Dort, wo die Mähnenhaare tief ins Fleisch geschnitten hatten, sickerte Blut aus dünnen Linien.
    Ich darf keine Schwäche zeigen. Die Worte schlichen sich wie von selbst in ihre Gedanken. Eine Hohepriesterin musste über jeden Schmerz erhaben sein. So holte sie noch einmal tief Luft und sagte mit fester Stimme: »Ich weiß.«
     
    Der Weg vom Stall zu der Frau, die ihr Schicksal in Händen hielt, erschien Caiwen als der längste, den sie jemals gegangen war. Jeder Schritt war eine Qual. Die Seile, die sie fesselten, scheuerten, der lange Ritt hatte ihre Muskeln verkrampft und die Aussicht auf das Kommende ließ sie zittern. Noch nie hatte sie sich so preisgegeben und ausgeliefert gefühlt. Nach allem, was sie von anderen erfahren hatte, verfolgte Maeve ihre Ziele gnadenlos. Sie hatte ihr weiteres Vorgehen vermutlich bis ins Kleinste durchgeplant und die nötigen Schritte eingeleitet. Auf Rücksicht konnte Caiwen nicht hoffen. Ganz gleich von welchem Blickwinkel aus sie ihre Zukunft betrachtete, sie sah immer düster aus.
    Durin war tot. Allein im Wald, konnte er die erlittenen Verletzungen unmöglich überlebt haben. Und selbst wenn … er hatte für Maeve gearbeitet und würde sich höchstens über den entgangenen Lohn ärgern. Finearfin und Heylon waren die Einzigen, die ihr noch helfen konnten, aber die beiden irrten irgendwo im Wald umher, suchten nach ihr und wussten nicht, wohin man sie verschleppt hatte.

    Möglich, dass Finearfin eine Ahnung hat, dachte Caiwen bei sich. Vielleicht hat sie sogar Spuren der Pferde gefunden. Aber selbst wenn, zu Fuß würden die beiden Arvid niemals rechtzeitig erreichen. Caiwen seufzte.Alles schien sich gegen sie verschworen zu haben. Ihre Mutter hatte keinen Zweifel daran gelassen, welche Hoffnungen sie in sie setzte. Aber jedes Mal wenn sie daran dachte, was zu tun war, wurde die Gewissheit zu scheitern ein Stück größer. Doch noch war sie nicht bereit aufzugeben. Ihr Stolz, auf ihre Herkunft, ihre Mutter und ihr Volk, den sie in diesem Augenblick so stark empfand wie nie zuvor, lehnte sich dagegen auf und stärkte ihr den Rücken.
    Sie war allein, aber nicht wehrlos. Sie besaß etwas, von dem niemand etwas wusste und das sie wie einen Schatz hüten musste: Wissen.
    Das Wissen, das ihre Mutter ihr mit auf den Weg gegeben hatte und das vielleicht mehr wert war als jede Waffe. Das Wissen um die Stelle, an der Nimeye verwundbar war und vernichtend geschlagen werden konnte. Caiwen begriff, dass sie es tief in sich verbergen musste. So tief, dass selbst die geschicktesten Fragen es nicht ans Licht bringen würden. Sie musste vorsichtig sein. Von nun an würde sie es mit ihresgleichen zu tun haben - mit Elfen, die wie sie eine Lüge sofort durchschauen würden.
    Wenn die Wahrheit herauskam, war sie verloren. Weder Maeve noch Nimeye würden sie dann noch in ihrer Nähe dulden. Dann würde sie nur noch eines zu erwarten haben: den Tod.

IM ANGESICHT DES FEINDES
    S icheren Schrittes führte der Krieger Caiwen durch das schlafende Haus. Es war groß. Sehr groß. Und obgleich in den langen Gängen mit den vielen Türen nur wenige kleine Öllampen Licht spendeten, war zu erkennen, dass es kostbar und prunkvoll eingerichtet war. Weiche Teppiche breiteten sich aus, wo immer sie den Fuß hinsetzte. Kostbare Gemälde in goldenen Rahmen schmückten die Wände und die Leuchter an den Decken zierten unzählige geschliffene Kristalle.
    Maeves offensichtlicher Reichtum beeindruckte Caiwen. Die Sauberkeit und Ordnung im Haus machten ihr aber auch ihre eigene ärmliche Erscheinung bewusst. Ihre Kleidung war verschmutzt und zerrissen, ihre Haare waren verfilzt und sie stank furchtbar nach Pferd und Schweiß. Sie schämte sich und sehnte sich nach einem Bad, aber der Krieger schien klare Befehle zu haben und scherte sich nicht um ihr Äußeres.
    Nach einer Zeit, die Caiwen unerträglich lang und doch viel zu kurz erschien, blieb er vor einer wuchtigen Eichentür stehen und klopfte an. Eine Weile geschah nichts, dann wurde die Tür von innen geöffnet. Der Krieger packte Caiwen am Arm und zerrte sie hinein.
    Der Raum wurde nur spärlich von zwei fünfarmigen Kerzenleuchtern erhellt, die am Kopfende des größten Bettes standen,
das Caiwen jemals gesehen hatte. Es befand sich gegenüber der Tür an der Wand und wurde an den Ecken von kostbaren Stoffstreifen eingerahmt, die wie Vorhänge von einem wuchtigen Holzgestell bis auf den Boden herabfielen. Auf dem Riff hätte

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