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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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du blind?«, fuhr der Erste den anderen an. »Der Wachtposten. Er ist tot!«
    »D… da… das mü… mü… müssen wir dem Ka… Kapitän melden.«
    »Ich mache das. Bis du es geschafft hast, auch nur einen Satz zu sagen, sind wir schon bei der Feuerinsel. Du wirfst die Ratte über Bord und kommst sofort hierher zurück. Die Tür darf nicht unbewacht bleiben.«
    »A… aber d… der Sturm?«, stotterte der zweite Mann.
    »Jetzt mach dir nicht in die Hosen. Du hast doch gehört, was der Kapitän gesagt hat. Der Sturm ist keine Gefahr für uns. Also hau endlich ab, und tu, was ich dir gesagt habe.«
    Die Männer entfernten sich und Caiwen war allein.
    Der Sturm ist keine Gefahr für uns, hatte der Matrose gesagt, aber das konnte sie nicht wirklich beruhigen. Ihre Sorge galt dem
Fischerboot. Wieder flehte sie Mar-Undrum an, die Männer zu verschonen.
    Als sie wieder aus dem Fenster schaute, begriff sie, dass ihre Gebete nicht erhört worden waren. Vor ihren Augen verschwand der Bug des Bootes in den wirbelnden Wassermassen.
    Oh nein! Caiwen schrie innerlich auf. Sie waren verloren - Wenn sie ihnen doch nur helfen könnte …
    Mal síve Anar orta arinesse, San orta estel . - Hoffnung …
    Tief in ihrem Innern regte sich etwas.Als hätte sie etwas wiedergefunden, was sie lange verloren geglaubt hatte. Eine Macht, stark genug, dem tosenden Wasser Einhalt zu gebieten und die Männer an Bord zu retten. Caiwen schloss die Augen, und wie durch ein Wunder sah sie auch jetzt die Wasserwand vor sich, die das kleine Boot zu zermalmen drohte. Sie wurde eins mit den Elementen und spürte, dass sie ihnen befehlen konnte. Sie war Aniye-Nenetihil, Patrona des Zweistromlandes, Tochter der Hohepriesterin und Gebieterin über die Gewalten der Natur. Die Macht war Bestandteil ihres Selbst, es war an ihr, sie zu nutzen und zum Wohle aller einzusetzen. Sie spürte, dass sie es konnte. Spürte, dass die Kräfte sich in ihr regten wie gefangene Tiere, die nur darauf warteten, endlich freigelassen zu werden.
    Wenn sie nur den Schlüssel fand, es zu tun.
    Caiwens Gedanken rasten. Sie keuchte vor Anstrengung. Tränen traten ihr in die Augen, als sie verzweifelt nach etwas suchte, das die Schutzwälle durchbrach, die ihre Gabe umschlossen. So wie die Magie selbst musste doch auch das Wissen in ihr verborgen sein, wie sie sie nutzen konnte. Aber wo...?
     
    »Da seht ihr’s! Sie ist immer noch da!«
    Die Tür zu ihrer Kajüte flog krachend auf, als der Kapitän mit dem Ersten Offizier und einem Matrosen hereinkam. Caiwen zuckte erschrocken zusammen. Die Magie, die sie eben noch bis in die Fingerspitzen erfüllt hatte, zerstob wie Nebel im Wind
und ließ neben dem Gefühl totaler Erschöpfung auch eine unglaubliche Leere zurück. Ihr wurde schwindelig, und es gelang ihr gerade noch, sich auf die Kante ihrer Koje zu setzen, ehe ihr schwarz vor Augen wurde.
    »Sie ist ganz blass. Ich glaube, sie ist seekrank.« Der Erste Offizier musterte Caiwen mit besorgtem Blick, aber der Kapitän ging nicht darauf ein. »Hat sie heute schon eine Morgenmahlzeit bekommen?« Der Kapitän warf dem Matrosen einen finsteren Blick zu.
    »Ähm... ja... nein.« Man brauchte keine besonders feinen Sinne, um zu erkennen, wie sich der Matrose innerlich wand. »Verzeiht, aber der... der Wasserwirbel...«
    »... ist nicht so wichtig wie das Wohlergehen dieses Mädchens!«, herrschte der Kapitän den Matrosen an. »In wenigen Augenblicken werden wir die Straße des Feuers passieren. Sieh zu, dass sie etwas zu essen bekommt, damit wir sie Nimeye nicht halb verhungert übergeben müssen.« Damit drehte er sich um und verließ die Kajüte.
    »Und der getötete Wachtposten?«, erkundigte sich der Erste Offizier beim Hinausgehen. Die Antwort konnte Caiwen nicht verstehen, denn gleich darauf fiel die Tür krachend ins Schloss. Als sie wieder aus dem Fenster sah, war das Boot fort.

    Mit atemberaubender Geschwindigkeit raste die Wasserwand auf das Fischerboot zu. Durch die trüben Scheiben des kleinen hölzernen Verschlags, in dem sich das Steuerrad befand, beobachtete Finearfin den Schwarzen, der am Bug des Schiffes stand und beschwörend die Arme hob.
    Als sich abzeichnete, dass es ihnen nicht gelingen würde, die Wassersäule zu umfahren, hatte er alle unter Deck geschickt, um sich den entfesselten Naturgewalten allein zu stellen.
    Er hatte nicht gesagt, was er vorhatte, und niemand hatte ihn
danach gefragt. Den beiden, die nun im Rumpf des Schiffes um ihr Leben bangten, genügte

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