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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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unter sich das Meer, entsetzlich weit entfernt, aufgewühlt, grau und tödlich. Sie spürte den Sog der Tiefe, während sich über ihr die Wolken weiter zusammenballten und einen Wind gebaren, der heulte und brüllte und mit seinem Wüten die Wassersäule am Leben hielt.
    Finearfin schloss die Augen und sandte ein kurzes Gebet an die Götter ihres Volkes. Sie wurde gestoßen und geschlagen, wie ein Blatt herumgewirbelt und hatte schon nach wenigen Momenten die Orientierung verloren. Etwas traf sie hart am Kopf und ließ bunte Farben vor ihren Augen tanzen. Alles war nichts und nichts war alles. Es war, als würde ihre Seele mal in ihrem Körper und mal außerhalb davon sein.
    Sie glaubte zu fallen und sah sich im Geiste in einen bodenlosen schwarzen Abgrund stürzen. Jenseits von Schmerz und Angst versuchte sie, einen Zipfel dessen zu greifen, was zur Wirklichkeit gehörte, aber alles, was sie spürte, war das grauenhafte Gefühl des freien Falls und die Gewissheit zu sterben, wenn es endete.
    Verloren. Das Wort strich durch ihre Gedanken. Du hast verloren.

    Hohn und Verachtung schwangen darin mit, und dann formte sich aus dem Farbenspiel das Gesicht einer Elfe, die ihren Todeskampf mit spöttischem Lächeln beobachtete. Stirb!
    Das Lachen der Elfe dröhnte in Finearfins Kopf, lauter und immer lauter. So laut, bis es das Heulen des Windes und alle anderen Wahrnehmungen verdrängte …

    »Herrin!« Wie aus weiter Ferne schwebte das Wort durch die Tiefen der Meditation in Nimeyes Bewusstsein. Den Arm ausgestreckt, stand die Hohepriesterin vor einem natürlichen Wasserbecken in einer der unzähligen Höhlen, die zu ihren Gemächern gehörten, und hielt den Blick fest auf eine dünne, wirbelnde Wassersäule gerichtet, die ihre Hand mit der Wasseroberfläche verband.
    »Verloren!«, murmelte sie. »Du hast verloren! Dachtest du wirklich, deine lächerlichen Kunststückchen könnten euch retten? Du dummer Narr weißt nicht, wozu ich fähig bin. Die Zeiten, da ich dich für mich gewinnen wollte, sind längst vorbei. Ich brauche dich nicht mehr, alter Mann. Du bist schwach. Deine Zeit ist abgelaufen. Du hast Tamoyen verlassen, um dich mir entgegenzustellen, und damit den Tod gewählt.« Ihr Lächeln wurde breiter, und ihre Hand zuckte, als sie voller Hass hervorstieß: »Warum also warten, bis Alter und Siechtum dich zerfressen? Ich habe nicht vergessen, was Gnade ist, und Gnade will ich walten lassen - und nun: Stirb!« Ein gleißender Blitz fuhr aus ihren Fingern in die Wassersäule und ließ den Wirbel in blutigem Rot erstrahlen, während Nimeyes schadenfrohes Gelächter durch die Höhle hallte.
    »Herrin, bitte! Es ist dringend!« Da war sie wieder, die Stimme, die sie in ihrer Konzentration störte. Diesmal lauter und nachdrücklicher. Nimeye zuckte zusammen und verlor für den Bruchteil eines Augenblicks die Kontrolle über ihren Zauber. Der Strom der Magie erlosch und die Wassersäule brach in sich zusammen.
    »Wer…?« Mit einer ungehaltenen Bewegung wirbelte sie herum, die Hände, aus deren Fingerspitzen immer noch Blitze züngelten, drohend erhoben.
    Ein Elf stand im Höhleneingang, die Augen angstvoll geweitet. Gemessen an der Lebensspanne eines Elfen, war er noch jung, aber Nimeye war so erfüllt von Hass und Zorn, dass sie ihn nur verzerrt wahrnahm. »Du wagst es, mich zu stören?«, herrschte sie ihn an, streckte die Hände vor und hüllte ihn in einen Kokon aus knisterndem Licht. Der Elf schrie auf und krümmte sich vor Schmerz. »Bitte«, flehte er mit dünner Stimme, »bitte verzeiht mir. Ich wollte doch nur... ah...« Stöhnend sank er zu Boden.
    Nimeye trat näher. Ihr ebenmäßiges Gesicht glich einer Maske des Grauens. »Ich werde dir zeigen, was den erwartet, der meine Weisungen missachtet«, zischte sie.
    »Gnade... bitte, nein... ich... ich sollte Euch...«
    »Schweig! Du hast die Magie gestört. Dein Leben ist verwirkt!« Ihre Hände schlossen vor und tauchten den Körper des Elfen in gleißendes Feuer.
    Seine Todesschreie gellten durch die Höhle, während er sich in unsäglichen Qualen am Boden wand. Dann war es still.
    Nimeye keuchte vor Anstrengung. Das Feuer in ihren Händen erlosch. Sie wirkte erschöpft, aber der Eindruck verflog schnell. Kraftvoll und strahlend schön wie immer drehte sie sich um und trat erneut vor das Wasserbecken, um ihr Werk zu betrachten. Indem sie ihre Hand dicht über die Wasseroberfläche gleiten ließ, erschuf sie ein Bild der Stelle, an der zuvor der Sturm

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