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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ob sie vielleicht gerade eine besonders arglistige Fortsetzung ihres Albtraums erlebte. Es dauerte einige Atemzüge, ehe sie begriff, dass das Knacken nicht aus ihrem Geist, sondern aus ihrer Kajüte kam, besser gesagt, irgendwo vom unteren Ende der Tür. Sie runzelte die Stirn und setzte sich auf. Inzwischen war es draußen so hell geworden, dass sie alles im Raum gut erkennen konnte.
    Knack-knack, knack-knack ...
    Unermüdlich ertönte das Geräusch, dann splitterte das Holz und eine hellgraue Ratte steckte ihre spitze Schnauze durch das Loch.
    Auf dem Riff hatte es keine Ratten gegeben. Die wenigen, die mit dem Treibgut angespült worden waren, waren schnell Opfer der Raubmöwen geworden, die auf eine so fette Beute nur gewartet hatten. Caiwen mochte Ratten nicht sonderlich, aber sie empfand auch keine Abscheu vor den hässlichen Tieren. Fasziniert beobachtete sie den Nager bei seiner Arbeit und fragte sich, warum die Wache wohl zuließ, dass er die Tür zerstörte.
    Plötzlich wurde es laut an Deck. Schrille Rufe und das Trampeln Dutzender Stiefel hallten durch den Schiffsrumpf. Caiwen konnte die Furcht und Anspannung der Mannschaft selbst über die Entfernung hinweg spüren. Die Matrosen schienen sich direkt über ihr an der Reling zu versammeln, und sie fragte sich, was es dort wohl zu sehen gab.
    Umständlich richtete sie sich auf, schwang die Beine aus der Koje und ging zu dem kleinen Fenster ihrer Kajüte. Zunächst sah sie nicht viel mehr als wogendes graues Wasser, das die Farbe des Himmels widerspiegelte. Erst als sie den Blick zum Horizont richtete, erkannte sie, was die Männer an Deck so in Aufregung versetzte.
    Mar-Undrums Zorn!

    Der furchtbarste Sturm, den es auf dem Ozean gab. Kein anderes Unwetter war auf dem Riff so gefürchtet wie der gewaltige eisengraue Arm aus wirbelndem Wasser, der vom Meer bis in die Wolken hinaufreichte und alles mit sich riss, was seinem Wüten im Weg stand. Auf dem Riff erzählten die Alten abends oft von dem legendären Sturm, der, lange bevor Caiwens Eltern geboren wurden, das halbe Dorf fortgerissen und viele Bewohner getötet hatte. Caiwen selbst hatte Mar-Undrums Zorn erst einmal mit eigenen Augen gesehen, und obwohl er damals in sicherer Entfernung am Riff vorbeigezogen war, erinnerte sie sich noch gut daran, welche Ängste sie ausgestanden hatte.
    Dieser hier war mit dem von damals nicht zu vergleichen. Die Wolken am Himmel waren so dunkel wie die Nacht, und die Wassersäule war so gigantisch, dass Caiwen ihre Größe nicht zu ermessen vermochte. Das Schrecklichste aber war, dass er direkt auf ein winziges Fischerboot zuhielt, das seinem Wüten verzweifelt zu entkommen versuchte.
    Der Gedanke, dass dort Menschen an Bord waren, die um ihr Leben kämpften, schnürte Caiwen die Kehle zu und ließ sie für einen Moment ihr eigenes Schicksal vergessen. Im Geiste war sie bei den armen Fischern und betete zu Mar-Undrum, dass er das Leben der Männer verschonen möge.
    Es war geradezu unheimlich. Während die Annaha Fahrt aufnahm und sich unter einem günstigen Wind westwärts von den tosenden Wassermassen entfernte, ballten sich im Osten immer mehr Wolken zusammen, die die mächtige Wassersäule weiter anschwellen ließen. Nicht mehr lange, und sie würde das Fischerboot verschlingen.
    Caiwen ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass ihre Fingernägel schmerzhaft in das Fleisch schnitten. Ihr Herz raste und ihre Lippen bebten. »Bitte!«, flehte sie leise. »Bitte mach, dass den armen Fischern nichts geschieht.«
    »Caiwen!«

    Sie zuckte zusammen. Hatte da jemand ihren Namen geflüstert? Sie drehte sich um, aber die Tür war verschlossen. Wer...?
    »Caiwen!«
    Knack-knack, knack-knack ...
    Die Ratte hatte das Loch inzwischen so weit vergrößert, dass sie fast hindurchschlüpfen konnte. Konnte es sein, dass sie …
    »Ja, was haben wir denn da?« Auf dem Gang wurden Stimmen laut. »Einen schlafenden Posten und eine fette Ratte.«
    Caiwen sah das Entsetzen in den Augen der Ratte und erhaschte für den Bruchteil eines Wimpernschlags das Gefühl einer vertrauten Wesenheit. Es war jedoch viel zu rasch wieder verflogen, um es greifen zu können, denn genau in diesem Augenblick wurde die Ratte von hinten gepackt und aus dem Loch gezerrt. Caiwen hörte sie erschrocken quieken. Dann gab es einen dumpfen Schlag. Das Quieken erstarb und der Mann draußen sagte: »Schaff das Vieh fort. Ich kümmere mich um den... - verdammt!«
    »Wa… was ist?«, stammelte ein anderer.
    »Bist

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