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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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das sie sich von Nimeye gemacht hatte.
    »Warum so schüchtern, Liebes?« Caiwen fühlte eine kühle Hand unter ihrem Kinn, die sie zwang, den Kopf zu heben und ihre Großmutter anzusehen. »Du musst keine Angst haben, Kleines. Wir sind vom selben Blut.« Nimeye hielt ihren Blick mit den irislosen Augen gefangen. Ihr Gesicht glich dem ihrer Mutter bis aufs Haar, wäre da nicht ein harter Zug um die Mundwinkel gewesen und eine Kälte, die Caiwen trotz des Lächelns fast körperlich spüren konnte.
    »Oh, du bist durcheinander. Kein Wunder nach allem, was du durchgemacht hast.« Nimeye warf dem Kapitän einen finsteren Blick zu. »Ich muss mich für die Männer entschuldigen. Sie taten nur, was ihnen richtig erschien. Aber jetzt bist du hier. Jetzt wird alles gut.«
    Wieder antwortete Caiwen nicht.
    »Was ist los? Hast du die Stimme verloren, Liebes? Oder bist du stumm?«

    »Sie kann sprechen. Das versichere ich Euch«, erklärte der Kapitän im Tonfall eines Händlers, der fürchtet, schlechte Ware abgeliefert zu haben.
    »Da bin ich aber froh.« Nimeye lachte glockenhell. »Dann ist es wohl die Scheu, die sie davon abhält, mich gebührend zu begrüßen. Aber das wird sich schnell ändern.« Sie strich Caiwen über das Haar und sagte liebevoll. »Du wirst sehen, wir beide werden schnell Freundinnen werden.«

    Finearfin erwachte frierend und mit dem Geschmack von Blut im Mund. Ein kühler Wind strich ihr übers Gesicht. Sie blinzelte, aber das gleißende Licht der Mittagssonne blendete sie so sehr, dass sie nicht wagte, die Augen zu öffnen. Ihr Kopf dröhnte, ihr Magen rebellierte und jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte - aber sie lebte.
    Finearfin konnte ihr Glück kaum fassen. Sie versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, was nach dem Bersten der magischen Lichtkugel geschehen war, erhaschte aber nur ein paar bruchstückhafte Erinnerungen: der zerschmetterte Bug des Fischerbootes, der Schwarze, der in den gischtenden Fluten versank, Trümmer, die auf dem Wasser schwammen... Der Rest war wie ausgelöscht.
    Finearfin schluckte trocken und fuhr sich mit der Zunge über die rissigen Lippen. Sie war durstig, entsetzlich durstig. Die Zunge klebte ihr am Gaumen und ihr Rachen schien von einer dicken Salzkruste bedeckt. »Wasser!«, murmelte sie flehend, wohl wissend, dass niemand da war, der sie hätte hören können.
    Von irgendwoher erklang das Plätschern von Wellen. Sie zwang sich, vorsichtig die Lider zu heben, und erkannte, dass sie auf der hölzernen Luke des Fischerbootes lag. Wie sie die Luke gefunden und es geschafft hatte, sich hinaufzuziehen, wusste Finearfin nicht mehr. Aber es war auch nicht wichtig. Alles, was zählte, war, dass sie Wasser im Überfluss besaß, um ihren quälenden Durst
zu löschen. Gierig formte sie mit ihren Händen eine Schale und begann zu trinken, aber so viel sie auch trank, der Durst wollte nicht weichen. Das salzige Wasser schien ihn sogar noch zu verstärken und brachte ihr zudem heftige Magenkrämpfe ein. Fluchend ließ sie sich auf die Holzplatte sinken, schloss die Augen und ließ sich treiben.
    Dunkelheit griff nach ihr und hüllte sie ein. Sie spürte, wie ihr Bewusstsein erneut davonglitt, an einen Ort, wo es weder Durst noch Schmerzen gab. An einen Ort des Friedens, der sie lockte und willkommen hieß, aber diesmal kämpfte sie dagegen an.
    Du darfst nicht aufgeben , wisperte es in ihr. Dann ist das Zweistromland verloren.
    Ermattet öffnete sie die Augen und schaute sich um. Was sie sah, war alles andere als ermutigend. Nach Osten, Süden und Norden erstreckte sich eine endlose Wasserfläche, während sich im Westen jene gewaltige Nebelwand über dem Wasser erhob, hinter der sich die schwarzen Krater der Feuerinsel verbargen. Der Sturm hatte Finearfin ein ganzes Stück näher herangetragen, aber das war nicht wirklich ein Trost, denn selbst wenn sie im Wasser ein Trümmerstück entdeckte, das sie als Paddel benutzen konnte, waren ihre Aussichten, die Insel zu erreichen, gleich null. Der Ring aus brennendem Wasser würde die hölzerne Luke binnen weniger Augenblick in Asche verwandeln und sie einem ähnlichen Los zuführen.
    »Na wunderbar.« Finearfin lachte bitter. »Ich habe die Wahl zwischen Verdursten oder Verbrennen.« Für einen Augenblick beneidete sie Durin und Heylon und den Schwarzen, die ihren letzten Weg in die Gestade der Ahnen allem Anschein nach schon angetreten hatten. Sie hatte sich immer einen schnellen Tod gewünscht, wenn es einmal so weit sein

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