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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Caiwen hörte sie dennoch. Verzweifelt schaute sie sich um, und wirklich: Durch das Wirbeln der grauen Masse hindurch entdeckte sie in der Ferne ein schwaches Licht und bewegte sich langsam darauf zu. Jeder Schritt war eine Qual, aber sie gab nicht auf. Ihre Mühe wurde belohnt. Das Wüten wurde schwächer und blieb schließlich ganz hinter ihr zurück. Sie war nun an einem Ort, an dem es so gleißend hell und still war, dass es sie ängstigte. Vor ihr tat sich ein lichtdurchfluteter Tunnel auf. Sie überlegte, ob sie hineingehen sollte, aber Nimeyes Stimme hielt sie zurück.
    Das Bewusstsein des klaren Lichts, hörte sie ihre Großmutter wie aus weiter Ferne sagen. Bleib stehen! Geh nicht weiter. Am Ende des Tunnels wartet der Tod. Du bist nun am Grund deines Bewusstseins angelangt. Du bist am Ziel. Irgendwo dort muss es sein.
    Caiwen schaute sich blinzelnd um. Nach der langen Finsternis bereitete die Helligkeit ihr Schmerzen, und sie sehnte sich danach, diesen Ort wieder zu verlassen.
    Du musst suchen! Schnell!
    Unschlüssig bewegte sich Caiwen mal hierhin und mal dorthin, sah aber nichts außer dem allgegenwärtigen Licht. Dabei mied sie die Nähe des Tunnels und bewegte sich wieder langsam auf die Wolke zu, in der ihre Gefühle ein ständiges Ringen gegeneinander führten. Sie suchte nach Wissen, aber sie hatte keine Ahnung, wie es aussehen mochte.
    Plötzlich entdeckte sie inmitten des Lichts einen winzigen dunklen Punkt. Fast hätte sie ihn übersehen, nun aber war ihre Neugier geweckt und sie schwebte näher heran. Was mochte das sein? Der Punkt bewegte sich nicht. Er lag einfach nur da. Sie hob ihn auf und erkannte, dass es ein Korn war, das nun winzig klein auf ihrer Handfläche ruhte.
    Ein Samenkorn! Hätte sie eine Stimme besessen, hätte Caiwen laut aufgelacht. Sie wollte den Samen gerade fallen lassen, als sie an ihm eine Veränderung bemerkte. Die harte Schale hatte
einen Riss bekommen, aus der die Spitze eines winzigen goldenen Blattes hervorschaute, und wie durch ein Wunder hörte sie in ebendiesem Moment die Stimme ihrer Mutter ein Lied singen, dessen Wortlaut ihr vertraut war, dessen Ursprung sie aber nicht gekannt hatte:
    Síve i cala fire earo morne núriessen,
San fire estel.
Síve i súle sinte helca súresse,
San sinta estel.
Mal síve Anar orta arinesse,
San orta estel.
    Caiwen lauschte den Worten, während sie wie von Geisterhand bewegt auf die düsteren Wolkenmassen zuglitt, die sich unter den Klängen des Liedes in einen still gleitenden Nebel aus Rot und Orange gewandelt hatten. Er empfing sie mit Gefühlen von Harmonie und Liebe und geleitete sie sanft zu dem Spiegel der Erinnerungen.
    Als sie vor den Spiegel trat, war aus dem Samenkorn ein winziges Pflänzchen mit zwei goldenen Blättern gesprossen, zwischen denen schon die nächste Knospe ruhte. Und auch der Spiegel hatte sich verändert. Statt der in sich verlaufenden Farben zeigte er nun Caiwens Mutter, die, ein weinendes Kind schützend an sich gepresst, im Rumpf eines sturmgepeitschten Schiffes saß und das Lied für ihre kleine Tochter sang, bis diese eingeschlafen war.
    Wie der Atem im kalten Wind verblasst,
so verblasst auch die Hoffnung.
Wie das Licht in den dunklen Tiefen des Meeres schwindet,
so schwindet auch die Hoffnung.
Doch wie die Sonne am Morgen steigt,
so steigt auch die Hoffnung.

    Mutter... Caiwen schluchzte auf, als die verborgene Erinnerung sich ihr offenbarte und sie endlich verstand, was die Worte bedeuteten, die sie schon ihr ganzes Leben lang begleiteten. Dann barst die Wand des Schiffes und ein Schwall schäumenden Wassers löschte das Bild aus.
    Caiwen zuckte zusammen. Ihr Blick fiel auf die Pflanze, die weiter gewachsen war, und sie begriff: Sie hatte das Wissen gefunden, das ihre Mutter ihr vor fünfzehn Wintern gegeben hatte.
     
    »Wach auf, Caiwen. Es ist alles gut.« Jemand tätschelte ihr sanft die Wange. Die Stimme und die Berührung holten sie in die Wirklichkeit zurück.
    Das Erste, was Caiwen spürte, waren rasende Kopfschmerzen. Sie setzte sich auf und bemerkte, dass sie geweint hatte. Einer plötzlichen Eingebung folgend, blickte sie auf ihre Hände, aber sie waren leer. Die Pflanze war verschwunden.

IM FEUERBERG
    M it dem ersten Morgengrauen kamen die Arbeiter und begannen, die Waren fortzuschaffen. Heylon konnte hören, wie sie über die bevorstehende Versammlung sprachen.
    An diesem Morgen schien es kein anderes Thema zu geben. Obwohl sich einige beunruhigt zeigten über das

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