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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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den Blasentang und das Schwimmgras von Sand und Salz und hängten die glitschigen Pflanzen sorgfältig zum Trocknen auf. Während sie arbeiteten, erklärte die Heilerin ihr die Wirkung der verschiedenen Tinkturen und Pulver, die sie daraus herstellen wollte, und schilderte ihr die Krankheiten, gegen die sie halfen.
    Über das Grab, das Caiwen hinter der Hütte ihrer Eltern gefunden hatte, sprachen sie nicht mehr. Caiwen spürte, dass die Heilerin ihr nicht glaubte und alles für ein Missverständnis hielt. Obwohl sie enttäuscht war, konnte Caiwen die Reaktion gut verstehen. In den mehr als zwei Dutzend Wintern, die Armide sich nun schon um die Kranken auf dem Riff kümmerte, hatte sie mehr als achtzig Kindern ins Licht der Welt geholfen. Und an jedes einzelne konnte sie sich noch erinnern. Wenn Verrina schon einmal schwanger gewesen wäre, ehe Caiwen geboren wurde, hätte Armide es wissen müssen. Dass die Heilerin die Wahrheit sagte, daran bestand für Caiwen kein Zweifel. Sie kannte Armide inzwischen so gut, dass sie ihr eine Lüge sofort angesehen hätte.
    Seltsamerweise beruhigte Caiwen das aber nicht. Im Gegenteil. Wie es schien, waren Verrina und Lenval die Einzigen, die
ihr etwas dazu sagen konnten. Den ganzen Nachmittag kreisten Caiwens Gedanken um die Inschrift auf der Holzplatte. Als sie am Abend nach Hause ging, rang sie immer noch mit sich, ob sie ihre Eltern darauf ansprechen oder besser schweigen sollte.
     
    Sie entschied sich zu schweigen.
    Im selben Augenblick, da Caiwen eintrat, den vertrauten Geruch in der Hütte wahrnahm und ihre Mutter wie an jedem Abend am Herdfeuer stehen sah, wusste sie, dass sie weder Verrina noch Lenval nach dem Grab fragen würde. Ihre Eltern hatten sie liebevoll und mit viel Hingabe erzogen. Sie hatten sie behütet und ihr mit ihrer Liebe und Aufmerksamkeit das Wertvollste gegeben, was man einem Kind schenken konnte. Wenn sie wirklich schon vorher eine Tochter gehabt hatten, die gestorben war, so hatten sie es Caiwen nicht ein einziges Mal spüren lassen, und hätte der Zufall es nicht gewollt, hätte sie wohl nie etwas davon erfahren. Es erschien ihr ungerecht und unnötig grausam, die Wunden der Vergangenheit wieder aufzureißen. Und obwohl sie sich mehr als alles andere danach sehnte, das Geheimnis zu lüften, war ihr noch wichtiger, ihren Eltern keinen Kummer zu bereiten.
    Bei der Abendmahlzeit versuchte sie, sich so zu geben, als sei nichts geschehen. Sie erzählte von der Höhle, jedoch ohne die Boote zu erwähnen, und davon, was Armide und sie mit den Pflanzen gemacht hatten. Ihre Eltern hörten zu, stellten ein paar Fragen oder ergänzten ihren Bericht durch eigene Erfahrungen. Wie von selbst kam irgendwann das Gespräch auf jene, denen Armide nicht helfen konnte. Ein Wort gab das andere und führte sie schließlich zu den vielen Kindern, die auf dem Riff nicht mehr als wenige Winter sahen, weil sie zu krank oder zu schwach waren.
    »Ja, es ist wirklich traurig, dass es ausgerechnet die Kleinsten
unter uns so oft trifft.« Ein Schatten huschte über Lenvals Gesicht. Verrina schwieg. Die Lippen fest zusammengepresst, starrte sie auf ihren Teller.
    »Armide meint, wir sollen Mar-Undrum darum bitten, dass er uns mehr Kisten mit Heilmitteln schickt«, sagte Caiwen, um die bleischwere Stille zu durchbrechen. »Das würde ihr vieles erleichtern.«
    »Das macht die Kinder, die gegangen sind, auch nicht wieder lebendig.« Verrina sprach, ohne aufzublicken. Caiwen bemerkte die Verbitterung in ihren Worten und fragte sich wieder, was in der Vergangenheit vorgefallen sein mochte.
    »Aber es würde dazu beitragen, dass nicht mehr so viele Kinder sterben.« Lenval erhob sich und legte einen neuen Feuerstein in den Ofen. »Es ist ein hoffnungsvoller Gedanke«, sagte er, während er das Feuer schürte. »Richte Armide aus, ich werde ihren Wunsch in meine Gebete einschließen.«
     
    In der Nacht wälzte sich Caiwen unruhig auf ihrem Lager hin und her und schreckte immer gerade dann auf, wenn der Schlaf nach ihr griff. Verrinas seltsames Verhalten am Abend hatte ihren Vermutungen neue Nahrung gegeben und ihre Neugier weiter anwachsen lassen. Irgendwann, vermutlich vor ihrer Geburt, musste ihre Mutter schon einmal ein Kind geboren haben. Anders waren ihre Bemerkungen und ihre plötzliche Traurigkeit nicht zu erklären. Und aus irgendeinem Grund wusste Armide nichts davon.
    In der Mitte der Nacht hielt Caiwen es nicht länger aus. Von einem unerklärlichen Drang erfüllt, kleidete

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