Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
ihren Irrtum aber sofort. »Wer bist du?«, rief sie gegen den Wind an, der ihr die Worte von den Lippen riss.
    »Das ist nicht von Belang.« Die Worte erreichten Caiwen klar und deutlich, während sie sich erhob und zu Caiwen in die Senke herabschwebte. Sie trug einen hochgeschlossenen taillierten Mantel, der bis zum Boden reichte und allen Windböen zum Trotz unbeweglich blieb. Die Kapuze hatte sie sich so weit ins Gesicht gezogen, dass es völlig im Schatten lag. »Du bist entweder sehr mutig oder sehr dumm«, sagte sie mit einer Spur von Tadel in der Stimme.
    »Warum?« Caiwen versuchte, beherzt zu klingen.
    »Niemand sollte das Reich der Toten betreten, der nicht bereit ist zu sterben.«
    »Aber ich …«
    »Willst du sterben?«
    »Nein. Natürlich nicht. Ich...«
    »Dann mach das nie wieder.«
    »Aber...«
    »Kein Aber.« Der Tonfall der Frau wurde eine Spur schärfer. »Diesmal habe ich dich gerettet. Ein zweites Mal werde ich das nicht tun.«
    »Muss ich mich jetzt bedanken?« Caiwen ärgerte sich, dass die Fremde sie nicht ausreden ließ, und gab sich trotzig, obwohl sie wusste, dass sie recht hatte. Was sie getan hatte, war mehr als leichtsinnig gewesen. Der Wunsch, die Wahrheit zu erfahren, war
so übermächtig gewesen, dass sie sich in die Welt der Geister hatte locken lassen, ohne die Folgen ihres Handelns zu bedenken oder auch nur zu ahnen, worauf sie sich einließ. Ein Wagnis, das sie fast mit dem Leben bezahlt hätte.
    »Das kannst du halten, wie du willst.« Die Frau schien nicht gewillt, sich auf einen Streit einzulassen. »Da, wo ich herkomme, zählen solche Höflichkeitsfloskeln nichts.«
    »Ach, und wo kommst du her, wenn ich fragen darf?« Caiwen gelang es noch immer nicht, den Unmut aus ihrer Stimme zu verdrängen.
    »Du hast den Ort gerade besucht.« Caiwen glaubte, ein Lächeln aus den Worten herauszuhören.
    »Du bist ein Geist?« Die Worte waren heraus, ehe Caiwen darüber nachdenken konnte. Sie wunderte sich über sich selbst. Die Situation war völlig verrückt. Da hockte sie mitten in der Nacht am Grab ihrer Schwester und plauderte mit einer Toten, als würde Heylon neben ihr sitzen.
    »Nicht direkt.« Die Frau schien etwas zu überlegen, dann sagte sie: »Jene, die mich kennen, nennen mich Valkyre. Ich bin eine Begleiterin.«
    »Und wen begleitest du?«, fragte Caiwen nicht ohne Spott.
    »Nun, ich habe zum Beispiel sie zum anderen Ufer geführt«, erklärte die Valkyre und deutete auf das Grab.
    »Sie?« Caiwen riss erstaunt die Augen auf. »Was … was weißt du über sie?«
    »Nichts.« Die Erscheinung hob bedauernd die Schultern. »Was sie waren, geht mich nichts an. Ich führe die Seelen nur, damit sie den rechten Weg finden.«
    »Aber irgendetwas musst du doch wissen«, beharrte Caiwen.
    »Sie war sehr jung, erst ein paar Wochen alt.« Sie seufzte und fügte hinzu: »Wie so viele hier.«
    »Mehr nicht?« Caiwen war enttäuscht.
    »Nein, mehr nicht. Wie gesagt, es geht mich nichts an.« Die
Valkyre wandte sich um und glitt zum Rand der Senke. »Gehab dich wohl«, sagte sie zum Abschied. »Und lass in Zukunft solche törichten Abenteuer, bis du deine Kräfte zu nutzen gelernt hast.«
    »Warte!« Caiwen sprang auf und ihr nach. »Was soll das heißen: meine Kräfte?«
    »Das soll gar nichts heißen. Nur dass ich dich nicht noch einmal retten werde. Du kennst jetzt die Gefahr und kannst sie meiden. Also halte dich auch daran.«
    »Aber du weißt mehr. Das spüre ich.«
    »Den Weg des Lebens muss jeder allein beschreiten«, gab die Valkyre zur Antwort. »Ich komme erst ins Spiel, wenn er ein Ende findet. Für alles andere bin ich nicht zuständig.« Sie drehte sich noch einmal um, und Caiwen glaubte, ihren Blick auf sich zu spüren. »Es liegt ein tieferer Sinn darin, dass ihr nicht wisst, wohin das Schicksal euch führt, auch wenn das grobe Muster bereits gewoben ist. Das Wissen um die Zukunft hat noch niemandem Glück gebracht. Hab Vertrauen und Geduld. Du wirst Antworten auf deine Fragen bekommen. Später. Aber nicht von mir.« Während sie sprach, begann ihre Gestalt langsam zu zerfließen. Die Konturen wurden durchscheinend und zerfielen, als der Wind sie wie feine Nebelschleier davontrug.
    Caiwen sah ihr nach. Sie fragte sich, ob sie träumte. Was geschah hier? Was geschah mit ihr? Niemand, nicht einmal Armide, konnte das Reich der Toten betreten oder mit Geistern sprechen …
    Warum ich? Caiwen fröstelte. Plötzlich sehnte sie sich nach ihren Eltern und der Sicherheit der Hütte

Weitere Kostenlose Bücher