Das Vermächtnis der Jedi
zurückkehren. Dooku könnte schon in einer Woche unterwegs zu einer Mission sein.
Er sah, dass der Ausgang zur Freiluftplattform offen stand. Irgendjemand war gerade gegangen oder angekommen. Er trat hinaus. Die Wolken waren verschwunden und die Nacht war kristallklar. Die Sterne hingen so tief und glitzerten so stark und hell, als würden sie Löcher in den Himmel stanzen können.
Er war nicht allein. Lorian stand auf der Plattform und blickte über Coruscant.
»Du hast es schon gehört«, sagte er.
»Es tut mir Leid«, gab Dooku zurück.
»Tatsächlich?«, fragte Lorian leise. »Ich höre kein Bedauern in deiner Stimme.«
»Es tut mir Leid«, sagte Dooku noch einmal. »Aber du musst zugeben, dass du dich selbst in diesen Schlamassel gebracht hast.«
Lorian wandte sich um. Seine Augen glitzerten wie die Sterne am Himmel und Dooku wurde klar, dass sie voller Tränen waren. »Schlamassel? So nennst du das? Das ist wieder mal typisch. Dich schert gar nichts, Dooku. Mein Leben ist vorbei. Ich werde niemals ein Jedi! Kannst du dir vorstellen, was das für ein Gefühl ist?«
»Weshalb verlangst du immer von mir, dass ich fühle, was du fühlst?«, stieß Dooku hervor. »Das kann ich nicht! Ich bin nicht du!«
»Nein, du bist nicht ich. Aber ich kenne dich besser als irgendjemand sonst. Ich habe dein Inneres genauer kennen gelernt als irgendjemand sonst.« Lorian kam einen Schritt näher. »Ich habe dein Herz gesehen und weiß, wie leer es ist. Ich habe deinen Zorn gesehen und weiß, wie tief er sitzt. Ich habe deinen Ehrgeiz gesehen und ich weiß, wie skrupellos du bist. Und all das wird dich letztlich zerstören.«
»Du weißt nicht, was du sagst«, erklärte Dooku. »Du wolltest, dass ich lüge, um dich zu schützen. Glaubst du, du bist besser als ich?«
»Nein, darum geht es nicht«, sagte Lorian. »Es geht um Freundschaft.«
»Doch, genau darum geht es!«, stieß Dooku hervor. »Du warst immer neidisch auf mich! Deshalb wolltest du mich vernichten! Stattdessen hast du dich selbst vernichtet.«
Lorian schüttelte den Kopf. Er ging an Dooku vorbei zurück in die Dunkelheit des Hangars. »Eines weiß ich«, hörte Dooku ihn noch von hinten sagen, jedoch laut und deutlich. »Es mag stimmen, dass ich niemals ein Jedi werde. Aber du auch nicht. Du wirst niemals ein großer Jedi-Meister werden.«
Lorian und seine Worte wurden von der Dunkelheit verschluckt. Dookus Wangen brannten trotz der kühlen Nachtluft. In seiner Kehle stauten sich die Worte, die nach draußen drängten. Doch er beschloss, dass Lorian das letzte Wort haben sollte. Warum auch nicht? Er hatte eine Zukunft. Lorian hatte nichts.
Und Lorian irrte sich. Dookus Herz war nicht leer. Er hatte seinen Freund geliebt.
Doch er hatte sich verändert. Lorian hatte ihn verraten. Er würde niemals wieder an eine Freundschaft glauben. Sollte sein Herz jetzt keine Liebe mehr empfinden, dann war es eben so. Er würde sein Herz dafür mit hohen Idealen, Hingabe und Pflichtbewusstsein füllen. Er würde ein großer Jedi-Meister werden.
Dooku sah zum Himmel hinauf, zu einem Himmel voller glitzernder Sterne und belebter Planeten. So viel zu sehen, so viel zu tun. So viele Wesen, für oder gegen die man kämpfen musste. Und doch würde er von seiner Zeit im Tempel eine Lektion mitnehmen, die er gelernt hatte. Die wichtigste Lektion von allen: Inmitten einer Galaxis voller Lebensformen war er doch allein.
Dooku hatte die Augen verbunden und spielte mit einem Sucher-Droiden, als er spürte, wie jemand das Zimmer betrat. Er wusste, dass es Yoda war. Er spürte es an der Art, wie die Macht plötzlich das Zimmer erfüllte. Er spielte weiter mit dem Sucher, schwenkte sein Lichtschwert, sodass der Wind den Droiden sanft berührte und ihn reizte. Er ging im Kreis, horchte und bewegte sich in dem Wissen, dass er den Sucher-Droiden jederzeit entzweischlagen konnte, wann immer er wollte.
Yoda hatte nicht mehr mit ihm gesprochen, seitdem Lorian den Tempel verlassen hatte. Dooku verbrachte die Wartezeit bis zu Thames Rückkehr mit klassischen Jedi-Übungen; er wollte den Rat mit seiner Hingabe beeindrucken.
»Deiner Fähigkeiten sicher du dir bist«, sagte Yoda milde. » Doch zwischen Sicherheit und Stolz nur ein kleiner Schritt es ist.«
Dooku hielt einen Augenblick inne. Er hatte Yoda beeindrucken und nicht eine Rüge herausfordern wollen. Der Sucher summte wie ein ärgerliches Insekt um seinen Kopf.
»Es passt, dass eine Augenbinde du trägst«, fuhr Yoda fort.
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