Das Vermächtnis der Jedi
es gut«, sagte Obi-Wan und beugte sich nach seinem Rucksack.
Qui-Gon runzelte die Stirn. Da war es wieder. Früher hätte Obi-Wan zugestimmt, hätte ihn angegrinst und gesagt: »Wie habt Ihr das nur erraten?«. Jetzt war Obi-Wan ständig bedacht, ein >korrekter< Padawan zu sein. Er würde nicht zugeben, dass er die Tage mit grauem, geschmacklosen Essen und Proteinpillen langsam verabscheute.
Vielleicht ging es nicht um Versöhnung, dachte Qui-Gon, als sie sich in die Reihe der Aussteigenden stellten. Vielleicht ging es um das, was ihm fehlte, was er einst gehabt hatte. Im Augenblick hatte er einen korrekten Padawan. Und dabei fehlte ihm der wenig korrekte Junge.
Der Planet Junction 5 schien eine freundliche Welt zu sein. Die Hauptstadt Rion war um einen breiten Fluss mit blauem Wasser gebaut. Obi-Wan und Qui-Gon nahmen einen Turbolift von der Landeplattform hinunter zu dem breiten Boulevard, der eine von Rions Hauptdurchgangsstraßen war.
»Jeder Besucher muss sich bei den einheimischen Sicherheitskräften anmelden«, sagte Obi-Wan. Er las von einem Pass ab, der ihnen ausgehändigt worden war. »Das ist unüblich.«
»Manche Gesellschaften werden strikt kontrolliert«, sagte Qui-Gon. »Je mehr sich die Galaxis teilt, desto größere Angst kommt vor Außenweltlern auf.«
Sie spazierten den Boulevard entlang und waren froh, die Sonne auf ihren Gesichtern zu spüren. Doch Qui-Gon war noch keine zehn Schritte gegangen, als er spürte, dass etwas nicht in Ordnung war.
»Hier liegt Angst in der Luft«, sagte Obi-Wan.
»Ja«, erwiderte Qui-Gon. »Wir haben eine Stunde oder etwas mehr. Lass uns herausfinden, was hier los ist.« Er griff nach seinem Comlink. Da Tahl bei einem Kampf auf Melida/Daan ihr Augenlicht verloren hatte, hatte sie ihre Basis im Tempel eingerichtet und war dort für Nachforschungen ansprechbar. Doch sie musste nur selten auf die Jedi-Archive zurückgreifen, denn ihr Wissen über galaktische Politik war immens.
»Störe ich?«, fragte Qui-Gon.
Tahls trockene Stimme drang klar und deutlich aus dem Comlink. »Natürlich nicht, Qui-Gon. Ich sitze hier und warte nur darauf, dass Ihr mich kontaktiert und ich etwas zu tun bekomme.«
Er antwortete mit einem Lächeln in der Stimme. »Wir machen gerade einen Zwischenstopp auf dem Planeten Junction 5. Die Macht ist hier erschüttert. Könnt Ihr uns einen Anhaltspunkt geben, weshalb das so ist?«
»Wir beobachten die Situation seit einiger Zeit«, sagte Tahl. »Der Planet hat weder den Senat noch die Jedi um Hilfe gebeten, doch wir sind darauf vorbereitet. Zwischen Junction 5 und seinem Mond Delaluna herrscht Rivalität. Junction 5 hat vor Jahren entdeckt, dass Delaluna eine sehr effektive Vernichtungswaffe entwickelt, die ganze Städte mit einem einzigen Schlag auslöschen kann. Die Bürger von Junction 5 nennen diese Waffe den Annihilator. Sie leben in ständiger Angst, dass er eines Tages eingesetzt wird.«
»Haben sie schon versucht, einen Vertrag auszuhandeln?«, fragte Qui-Gon.
»Das Problem ist, dass Delaluna die Existenz der Waffe abstreitet«, sagte Tahl. »Gespräche zwischen den beiden Regierungen haben zu nichts geführt. Aufgrund der großen Angst, die die Bevölkerung hat, gibt es Gerüchte über Doppelagenten und Spione, die versuchen, die Regierung zu unterwandern, um eine Invasion von Delaluna vorzubereiten.«
»Sie planen eine Invasion?«
»Sie streiten es ab. Aber wir sind nicht sicher. Die Regierung von Junction 5 führt angesichts der drohenden Gefahr eine groß angelegte Razzia durch. Mit Hilfe einer Sicherheitstruppe namens >Die Wächter< durchleuchten sie jeden Lebensbereich der Bürger. Nichts, was die Einwohner tun, bleibt der Regierung verborgen. Jegliche Computerbenutzung, sämtlicher Comm-Gebrauch wird überwacht. Zunächst haben die Bürger angesichts der drohenden Gefahr freiwillig auf ihre Privatsphäre verzichtet. Doch ich fürchte, dass die Wächter im Laufe der Jahre ihre Macht mehr und mehr missbraucht haben. Jetzt sind sie es, die in Wirklichkeit die Regierung steuern. Bürger werden verhaftet und ohne Gerichtsverfahren eingesperrt, nur weil sie etwas gegen die Regierung gesagt haben. Die Gefängnisse sind überfüllt. Die Bürger leben in ständiger Angst. Ihre Wirtschaft bricht zusammen und es gibt immer mehr Unruhen. Daher...«
»... haben die Wächter ihren Griff noch enger gefasst«, vervollständigte Qui-Gon ihren Satz. Es war ein nur allzu bekanntes Szenario.
»Seid also vorsichtig«, warnte Tahl.
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