Das Vermächtnis der Jedi
wieder unter den Jedi zu sein. Das Wiedersehen mit Lorian hatte ihn aufgewühlt.
Irgendwann fand er sich vor dem Jedi-Archiv wieder. Jetzt wusste er auch, was ihn hierher getrieben hatte. Lorian hatte einen Neid in ihm entfacht, der ihn nicht mehr losgelassen hatte. Und jetzt erkannte er den Grund.
Lorian hatte den Sith-Holocron geöffnet. Er hatte ihn betrachtet. Vielleicht hatte er ihm ein paar Geheimnisse entlocken können.
Und dabei war er nicht einmal ein Jedi!
Dooku hatte das lange verdrängt, doch jetzt kehrte alles wieder zu ihm zurück - derselbe Ehrgeiz, derselbe unwiderstehliche Wunsch, die Sith zu kennen. War es gerecht, dass einer, der kein Jedi war, die Geheimnisse des Holocrons gesehen hatte und Dooku, einer der größten Jedi-Ritter, nicht?
Dooku blieb einen Moment vor dem Archiv stehen und horchte auf die Stille, dachte nach, was ihn dort drinnen erwarten würde. Jetzt konnte ihm niemand mehr das Recht verwehren, den Holocron zu betrachten. Er verdiente es, ihn zu sehen, sagte er sich. Er verdiente es, ihn zu sehen.
Die massiven Türen öffneten sich und Dooku ging hinein.
Dookus und Qui-Gons letzte gemeinsame Mission hatte mehrere Jahre gedauert. Sie war schwierig und voller Gefahren gewesen. Sie hatten wie nie zuvor zusammengearbeitet, den Kampfgeist in perfektem, gemeinsamen Rhythmus vereint. Sie hatten schließlich Erfolg gehabt. Sie waren zum Tempel zurückgekehrt, erschöpft, magerer und älter.
Dooku hatte nicht über die Zukunft gesprochen. Qui-Gon würde sich jetzt den Prüfungen unterwerfen. Sie wussten beide, dass er bereit war. Qui-Gon wartete auf Abschiedsworte nach der langen Reise, doch sie kamen nicht.
Sie gingen von der Landeplattform in die große Halle des Tempels. Fast sofort sah Qui-Gon eine vertraute Gestalt vor sich und ihm wurde warm ums Herz. Tahl war gekommen, um ihn zu begrüßen.
Sie hatten sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Sie gingen aufeinander zu und fassten sich bei den Schultern, wie sie es schon seit jeher zur Begrüßung getan hatten. Qui-Gon suchte den Blick von Tahls grün-goldenen Augen, denn er wollte wissen, ob es ihr gut ging und ob sie sich wohl fühlte. Sie nickte und gab ihm damit zu verstehen, dass es so war.
»Du bist müde«, sagte sie.
»Es war eine lange Mission«, sagte er.
Er spürte, dass Dooku ungeduldig hinter ihm wartete. Sie wurden unverzüglich vor dem Rat der Jedi erwartet, um ihren Bericht abzugeben. Tahl spürte Dookus Irritation ebenfalls. Sie nickte schnell zum Abschied und formte ein »später« mit den Lippen.
Qui-Gon wandte sich ab und ging mit Dooku weiter.
» Wie ich sehe, ist deine alte Freundschaft noch nicht erloschen«, sagte Dooku. »Selbst nach all den Jahren nicht.«
»Ich vertraue Tahl mit meinem Leben«, erwiderte Qui-Gon.
Dooku schwieg auf dem Weg durch die langen Korridore des Tempels.
»Du warst ein exzellenter Padawan, Qui-Gon«, sagte er schließlich. » Ich hätte mir keinen besseren wünschen können. Das werde ich auch dem Rat sagen, wenn du dich den Prüfungen stellst. Aber das Folgende werde ich dem Rat nicht sagen: Du hast eine Schwäche. Eigentlich ist das nichts Schlechtes. Jeder von uns hat eine Schwäche. Aber es ist schlecht, wenn man diesen Punkt nicht erkennt. Und was noch viel schlechter ist: Seine Schwäche zu erkennen und sie nicht als solche zu akzeptieren.« Dooku hielt inne. » Vielleicht ist es mein Fehler, dass ich nie in der Lage war, dir meine wichtigste Lektion beizubringen.«
Qui-Gon sah seinen Meister an. Die lange, elegante Nase, die dunklen Augen unter den dichten Brauen, die blasse Haut. Es war ein Gesicht, das er schon lange kannte. Doch er wusste auch schon seit einiger Zeit, dass er dieses Gesicht nicht mochte. Zunächst hatte er sich deshalb Sorgen gemacht - bis er erkannt hatte, dass er seinen Meister nicht lieben musste, sondern dass es reichte, wenn er von ihm lernte. Er war dankbar, einen Meister gehabt zu haben, in dem die Macht so stark war. Er hatte viel gelernt.
»Deine Schwäche ist dein Bedürfnis, dich mit der lebendigen Macht zu verbinden. Qui-Gon, die Galaxis ist voller Lebewesen. Der Jedi-Orden ist da, um dich zu unterstützen. Und doch musst du das folgende Wissen in deinem Herzen tragen.« Dooku senkte die Stimme. »Du bist immer allein und Verrat ist etwas Unausweichliches.«
ZWEIUNDDREIßIG JAHRE SPÄTER
Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi
Kapitel 14
Jetzt war Qui-Gon der Meister und er dachte noch immer an die Lektion. Es war die einzige von
Weitere Kostenlose Bücher