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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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an das Versprechen, das er Larenia gegeben hatte. Auch dieser Gedanke verärgerte ihn. Mit welchem Recht verlangte sie, gerade sie, von ihm, vorsichtig zu sein? Aber er hatte es versprochen und so versuchte er, mit seinen telepathischen Fähigkeiten den Weg vor ihnen zu erkunden. Alles schien normal zu sein. Jemand kam ihnen entgegen, doch das waren wahrscheinlich die Waldläufer. Eher pflichtbewusst als wirklich überzeugt von der Notwendigkeit erweiterte er seine Wahrnehmungsfähigkeit und suchte den Wald in ihrer Umgebung ab. Plötzlich riss er die Augen auf und sah sich um. Irgendetwas war da, eine große Gruppe Menschen in ihrer Nähe, zu viele, als dass es sich um harmlose Reisende handeln konnte. Konzentriert musterte er die Wälder links und rechts von ihnen. Felicius wusste, dass es sinnlos war, ihre Verfolger so zu suchen. Schon vor einiger Zeit hatte es angefangen zu schneien und zwischen den Bäumen konnte sich eine ganze Armee verstecken, ohne bemerkt zu werden. Und wenn es sich tatsächlich um Feinde, Brochonier oder Gesetzlose, handelte, musste er jetzt reagieren.
    Er schloss die Augen und konzentrierte sich erneut auf seine Umgebung. Fünfzig oder mehr Menschen verbargen sich in den Wäldern und von ihnen ging so viel Hass und zehrender Hunger aus, dass Felicius sicher war, sie würden sie angreifen. Irgendwie musste es ihm gelingen, die Flüchtlinge aus Askana zu beschützen. Er sah sich einen Moment lang unschlüssig um, dann winkte er eine Gruppe jüngerer Männer und Frauen zu sich. Zögernd und ehrfürchtig kamen sie näher. Deutlich erkannte Felicius ihr Unbehagen und ihre Angst. Für sie waren die Kandari fremd, übermenschlich, sie gehörten nicht in ihre Welt. Und er selbst stellte keine Ausnahme dar, obwohl sie ihn kannten und ihm für das, was er für sie tat, dankbar waren.
    „Wir werden beobachtet und wahrscheinlich wird man uns angreifen“, er achtete nicht auf den Schock in ihren Augen und die Panik in ihrem Blick, ihm blieb einfach keine Zeit mehr, „nehmt die Kranken und Kinder in die Mitte und führt sie so schnell wie möglich weiter. Die Waldläufer kommen euch entgegen und sie werden euch helfen.“
    „Aber …“, eine junge Frau, die ihr Kind, das kaum ein Jahr alt war, im Arm hielt, sah ihn aus großen, ängstlichen Augen an, „es ist noch mehr als ein Tagesmarsch. Wir werden es niemals schaffen.“
    Dieser Gedanke widerspiegelte sich in den Gesichtern der anderen.
    „Ich werde euch beschützen. Aber ihr müsst euch beeilen.“
    Sie gingen, ohne noch einmal zu widersprechen. Felicius beobachtete, wie sich die lange Schlange der Flüchtlinge neu formierte, bevor sie schneller als zuvor weitermarschierten. Den Rest des Tages hasteten sie weiter, ohne ein einziges Mal anzuhalten. Erst bei Anbruch der Dunkelheit machten sie eine kurze Pause. Die Bäume standen hier deutlich dichter, aber auch ihre Verfolger waren näher gekommen und Felicius nahm ihre Präsenz jetzt deutlicher wahr. Angetrieben von einer immer stärker werdenden Unruhe trieb er die Menschen bald weiter. Das Mondlicht, das vom Schnee reflektiert wurde, schien so hell, dass sie ihren Weg deutlich erkennen konnten. Dennoch konnten die Menschen nicht mehr viel weiter gehen. Sie stolperten und schleppten sich nur noch vorwärts und die Kinder weinten vor Erschöpfung.
    Im ersten Morgengrauen schließlich änderte sich die Stimmung ihrer Verfolger. Die Feindseligkeit, die Felicius wahrnahm, erreichte ihren Höhepunkt. Rein instinktiv, ohne darüber nachzudenken, errichtete er einen Energieschild. Keinen Augenblick zu früh, denn im nächsten Moment zischte ein Pfeil dicht an seinem Kopf vorbei.
    „Lauft!“, schrie er über die Köpfe der Menge hinweg, so laut er konnte. „Lauft, so schnell ihr könnt!“
    Felicius war sich nicht sicher, welchen Nutzen sein Schutzschild gegen Pfeile und Schwerter hatte, denn eigentlich diente er nur der Abwehr magischer Angriffe. Schon jetzt fühlte er, wie einzelne Geschosse seine Energiebarriere durchdrangen. Gleichzeitig wusste er, dass die Waldläufer sehr nah waren. Die Flüchtlinge bogen um eine Ecke und entschwanden seiner Sicht. Sie würden es schaffen, da war sich Felicius sicher. Nun musste er sein eigenes Leben retten. Ein Teil ihrer Feinde war zurückgeblieben und sie konzentrierten ihre Angriffe jetzt auf ihn. Nun hatte er wirklich Angst. Er konnte nichts tun, als mit aller Kraft seinen Schutzschild zu stabilisieren. Er war hilflos und er wusste es. Ein Pfeil bohrte

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