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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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aufgestanden und wandte ihm den Rücken zu. Doch er sah sie zusammenzucken, als sie ihre Gedanken mit Felicius’ Geist verband und sie die Schmerzen, die das Bewusstsein seines Bruders nicht erreichten, überdeutlich wahrnahm. Dann flammte blaues Licht auf und hüllte sie ein und Arthenius konnte ihren Bewegungen nicht mehr folgen. Er wusste nicht, wie viel Zeit verging. Die Nacht wich dem Morgen, aber er hätte nicht sagen können, ob tatsächlich nur eine Nacht, ein oder sogar zwei Tage vergangen waren. Doch endlich, nach einer Ewigkeit, so schien es Arthenius, erlosch das blendend helle Licht und die Pfeile, die sie herausgezogen hatte, entglitten ihrer Hand und fielen leise klappernd zu Boden. Es war das erste Geräusch nach langer Zeit und erschien unnatürlich laut inmitten der vollkommenen Stille.
    Schließlich brach Philipe das Schweigen: „Er ist noch immer bewusstlos“, stellte er unsicher, halb fragend fest.
    „Nein, er schläft. Es ist das Beste für ihn“, erst jetzt drehte sich Larenia zu ihnen herum. Einen Moment lang war sich Arthenius nicht sicher, wer von ihnen schlechter aussah, Felicius oder Larenia. Sie nahm diesen Gedanken wahr und lächelte: „Sei unbesorgt, es geht mir gut“, aber ihre Stimme zitterte, und noch während sie sprach, griff sie Halt suchend nach seinem Arm.
    „Du hast noch nie besonders überzeugend gelogen“, sanft aber bestimmt schob Arthenius sie in Richtung Tür, „du schläfst fast im Stehen ein, also geh und ruhe dich aus.“
    Zur Überraschung der beiden anderen ging sie tatsächlich und dabei sahen sie deutlich ihre unsicheren, fahrigen Bewegungen, als könne sie sich nicht einmal mehr darauf konzentrieren, geradeaus zu gehen.
    Als sie allein waren, lehnte sich Philipe mit einem erleichterten Seufzen gegen die Wand.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass sie das schafft. Felicius selbst wäre es schwergefallen“, mit einem vorsichtigen Lächeln sah er die beiden anderen an. Arthenius blickte in das Gesicht seines Bruders, aber Philipe wusste, dass er mit seinen Gedanken bei Larenia war. Obwohl inzwischen ein halbes Jahr vergangen war, erinnerte sich Arthenius sehr genau, welche Folgen die erste Schlacht um Arida für Larenia gehabt hatte. Damals hatte sie, ebenso wie bei dem Aufstand in Anaiedoro und heute, ihre ganze, unglaubliche Kraft bewusst eingesetzt und es hatte sie beinahe umgebracht. Arthenius würde es nicht ertragen können, sie noch einmal so leiden zu sehen. Philipus dagegen musterte Philipe mit undurchdringlicher Miene.
    „Du weißt hoffentlich, wie nah wir einer Katastrophe waren. Felicius hätte sterben können und das wäre furchtbar für uns gewesen. Larenia hätte die Kontrolle verlieren können und dann hätte sie uns alle vernichtet. Wie konnte das geschehen?“
    Philipe hörte den unbewussten Vorwurf in seinen Worten und senkte den Blick. Immer wieder hatte er sich gefragt, warum er den Angriff nicht vorhergesehen hatte und ob er nicht mehr hätte tun können. Es gab keine Antworten, das wusste er. So zwang er sich zur Ruhe und entgegnete sachlich und beherrscht: „Der Ernst der Lage ist mir durchaus bewusst, Philipus, und ich weiß ebenso wenig wie du, wie es dazu kommen konnte. Als mir klar wurde, was geschehen würde, kehrte ich sofort um. Doch ich kam ebenso zu spät wie Julius.“
    „Hört auf damit“, Arthenius warf beiden einen scharfen Blick zu, „es spielt keine Rolle mehr, was geschehen ist. Wir haben Glück gehabt, doch darauf können wir uns nicht verlassen. Wenn es den Brochoniern gelingt, uns zu entzweien, sind wir verloren.“
    Philipe senkte beschämt den Blick und auch Philipus stimmte ihm zu. Dann richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und ging zur Tür: „Du solltest eine Weile schlafen, Philipe, du siehst müde aus. Ich kann uns noch einige Zeit abschirmen, also seid unbesorgt.“
    Damit verließ er den Raum. Philipe folgte ihm kurze Zeit später. Aber Arthenius blieb neben Felicius, der tief und fest schlief, sitzen. Wie sollte es nun weitergehen? Das fragte er sich immer wieder. Aber sosehr er auch nachdachte, er fand keine Antwort.

Julius erzählt:
     
     
    Zu spät, wieder einmal zu spät, das war mein erster Gedanke, als ich auf Philipe stieß, der entsetzt auf Felicius herabsah. Das Blut des Kandari färbte den Schnee rot und ich konnte nicht das Geringste tun, um ihm zu helfen. Dann begann ich, mich schuldig zu fühlen. Larenia hatte ihn gewarnt; Philipe, dessen Gabe es war, die Zukunft zu sehen, war

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