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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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Rebellen versammeln und mit deinem Bruder sprechen. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, um den Untergrund zu organisieren und Anoria zu unterstützen.“
     
    Larenia brauchte lange Zeit, um zurück in die Wirklichkeit zu finden. Sie kannte dieses Gefühl. Das Gefühl, aus tiefem Schlaf und sehr realistischen Träumen gerissen zu werden und nicht unterscheiden zu können, was davon der Realität entsprach und welcher Teil nur ein Produkt ihrer überreizten Fantasie war. Als Pierre Rowena in die Arme schloss (woher wusste sie das? Sie hätte es jetzt nicht mehr wahrnehmen dürfen), öffnete Larenia im weit entfernten Magiara die Augen. Irgendetwas war geschehen. Es lauerte am Rand ihres Bewusstseins und wartete nur darauf, dass sie sich erinnerte. Blinzelnd sah sie sich um. Das erste graue Morgenlicht schien durch die Fenster und verlieh dem Raum etwas Geisterhaftes, Unwirkliches. Und es war kalt, eisig kalt. Allerdings hätte sie nicht sagen können, ob die Kälte wirklich war oder nur ein Ergebnis des Energieentzugs. Geistesabwesend ließ sie den Blick durch das Zimmer schweifen. Und dann wusste sie es.
    Mit einer einzigen, blitzschnellen Bewegung sprang sie auf und wirbelte mit weit aufgerissenen Augen herum. Hinter ihr saß Arthenius, gestützt von Philipus, und erwiderte ihren entsetzten Blick mit einem matten Lächeln.
    „Sieh mich nicht so an. Es ist alles in Ordnung.“
    Larenia stand da wie erstarrt. Sie bemerkte weder Arthenius’ Worte noch das missbilligende Kopfschütteln von Philipus. Schließlich, nach einer Ewigkeit, gewann sie etwas von ihrer gewohnt ruhigen, beherrschten Haltung zurück. Dennoch kostete es sie einige Mühe, den Blick von Arthenius’ blassem Gesicht zu lösen und ihre Aufmerksamkeit Philipus zuzuwenden: „Wie konnte das geschehen?“
    „Frag nicht mich“, antwortete er mit hochgezogenen Augenbrauen, aber als das Schweigen erdrückend wurde, fügte er mit einem Seufzen hinzu, „Ich weiß es wirklich nicht. Ich fühlte, dass irgendetwas nicht stimmte, doch ich konnte weder dich noch Arthenius erreichen. Alles, was ich tun konnte, war, den Schutzschild von Magiara zu verstärken.“
    „Es waren die Druiden“, Arthenius sprach sehr leise, aber in seinem gewohnt sanften, gleichzeitig fest und entschieden klingenden Tonfall. Er stand auf und lehnte Philipus’ Hilfe mit einem Kopfschütteln ab, „Ich konnte euch lange genug abschirmen. Nach einer Weile jedoch bemerkten mich die brochonischen Druiden. Sie griffen mich an. Ich wehrte sie zwar ab, aber ich konnte nicht zurückkommen, nicht bevor Philipus eingriff …“ Er verzog das Gesicht, als müsse er eine dunkle Erinnerung verdrängen. Behutsam tastete er nach Larenias Hand und für einen Augenblick teilten sie das Gefühl …
    … das Gefühl, plötzlich im Nichts zu stehen. Den Kontakt mit dem Hier und Jetzt zu verlieren und in abgrundtiefe Schwärze zu stürzen. Das Gefühl, dass sich die eigene Existenz auflöst, dass man nichts mehr ist, weder Namen noch Erinnerung hat …
    „Ich hätte das nicht von dir verlangen dürfen“, Arthenius war sich nicht sicher, ob sie diese Worte wirklich laut aussprach. Er wusste, er sollte sie loslassen und ihre Gedanken ausblenden. Aber ihre schlanken Finger, die er noch immer mit seiner Hand umschloss, fühlten sich auf tröstliche Weise wirklich an, warm und verlässlich.
    „Das ist Unsinn, Larenia. Ich hätte mehr als das getan, um dir zu helfen“, er blickte in ihre unglaublich schönen, dunkelblauen Augen und wusste, dass es die Wahrheit war, „mir war klar, welches Risiko ich eingehe. Ich kannte die Gefahr besser als du“, Larenia wollte widersprechen, aber Arthenius ließ sie nicht zu Wort kommen, „Es war meine Entscheidung. Das musst du akzeptieren.“
    „Bevor ihr weiter darüber diskutiert, wer wessen Entscheidungen hinzunehmen hat“, bemerkte Philipus trocken, „könntet ihr mir vielleicht sagen, wie Pierre sich entschieden hat.“
    Larenia und Arthenius hatten seine Anwesenheit vollkommen vergessen. Jetzt drehten sie sich in einer nahezu synchronen Bewegung zu ihm um.
    „Pierre wird tun, worum ich ihn gebeten habe und den brochonischen Widerstand organisieren“, Larenia lächelte, doch dieses Lächeln galt weder Arthenius noch Philipus, „daran habe ich nie gezweifelt. Aber es war an der Zeit, ihn zurück in die Wirklichkeit zu rufen und ihm in Erinnerung zu bringen, dass es mehr auf der Welt gibt als das Glück des Augenblicks.“
     

Julius erzählt:
     
     
    Ein

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