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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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die geblieben waren, kümmerten sich nicht um Larenia und Arthenius. Die wenigen Menschen, denen sie begegneten, als sie den Ort am späten Abend betraten, betrachteten sie mit misstrauischem Respekt. Aber obwohl sie die Kandari ehrfürchtig und gastfreundlich aufnahmen, sah man ihnen an, dass sie es nicht gern taten, und sie zogen sich so bald wie möglich zurück.
    „Was immer auch geschieht“, bemerkte Larenia, als die Tür hinter dem letzten Waldläufer ins Schloss fiel und sie allein im Wohnzimmer des Hauses zurückblieben, „hier haben die Brochonier ihr Ziel erreicht. Früher war das Verhältnis zwischen Kandari und Waldläufern sehr gut. Es wird viele Jahre dauern, bis sich ihr Misstrauen wieder gelegt hat.“
    Während sie sprach, bewegte sie nachlässig ihre Hand und im Kamin flammte Feuer auf. Arthenius antwortete nicht. Stattdessen setzte er sich auf den nächsten Stuhl und gähnte. Eine Weile saß er still mit ausgestreckten Beinen da und starrte gedankenverloren ins Leere. Dann richtete er sich auf und zwang seine Gedanken zurück in die Wirklichkeit.
    „Du siehst müde aus, Larenia. Geh schlafen, ich werde Wache halten.“
    Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte sie sich zu ihm um, doch dann lächelte sie unvermittelt: „Nein. Nutze die Gelegenheit und ruhe dich aus. Ich könnte doch nicht schlafen.“
    Arthenius zuckte mit den Schultern. Es lohnte sich nicht, mit ihr zu streiten, und so rollte er sich auf der Bank neben dem Kamin zusammen. Erst jetzt setzte sich Larenia nahe ans Feuer und zog die Beine an. Sie hatte die Augen geschlossen, doch Arthenius wusste, dass sie hellwach war. Wahrscheinlich versuchte sie, die Gefahren auf ihrem morgigen Weg einzuschätzen. Gedankenverloren und ohne wirklich viel zu sehen, ließ er den Blick auf ihr ruhen. Im Feuerschein schimmerte ihr Haar beinahe rot und auch ihr schmales Gesicht wirkte weniger blass als gewöhnlich. Der harte, kalte Ausdruck war angestrengter Konzentration gewichen und gleichzeitig sah sie sehr jung und verletzlich aus. In Momenten wie diesen hatte er stets das Gefühl, sie beschützen zu müssen. Und dann verschwamm ihre Gestalt vor seinen müden Augen, wurde überlagert von seiner Erinnerung an die viel jüngere Larenia, die er vor einer halben Ewigkeit in Anaiedoro kennengelernt hatte. Damals war sie Laurent, ihrem Vater, sehr ähnlich gewesen. Das gleiche goldblonde Haar, die gleiche Liebenswürdigkeit, die jeder in ihrer Nähe fühlte und die niemanden unberührt ließ. Von der unglaublichen, beängstigenden Aura der Macht, die sie jetzt stets umgab, war zu diesem Zeitpunkt kaum etwas zu spüren gewesen und in ihren schönen, dunkelblauen Augen hatte sich tiefes Vertrauen und unschuldige Arglosigkeit widerspiegelt. Seitdem war so viel Zeit vergangen …
    Arthenius gähnte erneut und schloss die Augen. Kurz vor Mitternacht, dachte er benommen, bald würden sie wieder aufbrechen … Seine Gedanken verwirrten sich und er schlief ein.
    Arthenius träumte … Dunkel und verworren breitete sich seine Vergangenheit vor ihm aus. Ereignisse, an die er lange nicht gedacht hatte, die Gesichter von Menschen und Kandari, die längst tot waren, tauchten aus seiner Erinnerung auf und vermischten sich mit einer finsteren, ungewissen Zukunft. Immer wieder war da Anaiedoro, das still in der staubgefüllten, vor Hitze flimmernden Luft dalag. Hasserfüllte, wütende Spannung hüllte die Stadt ein, doch das war es nicht, was ihn entsetzte, ebenso wenig wie das lodernde Feuer, das die Straßen verwüstete, oder die Kämpfe zwischen der königlichen Garde und den Rebellen. Es war Larenia, die in den Mittelpunkt der Rebellion und des Interesses der Bewahrer gerückt war, die zu beschützen er sich geschworen hatte und die er nicht erreichen konnte. Sie kämpfte mit ihren entfesselten magischen Fähigkeiten und in ihren Augen standen unglaubliche Angst und beginnender Wahnsinn. Er konnte nichts tun, ihr nicht helfen. Alles, was ihm übrig blieb, war abwarten … Der Himmel verdunkelte sich. Er kniete im strömenden Regen auf der Stadtmauer von Arida. Um ihn herum tobte die Schlacht, doch er achtete nicht auf den Lärm. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Larenia, die er bewusstlos und am Ende ihrer Kräfte in den Armen hielt. Dabei fühlte er sich schrecklich hilflos. Er liebte sie so sehr, sie bedeutete ihm unendlich viel und er hatte versagt, sie allein gelassen. Alles, was er tun konnte, war, den Schock und das Entsetzen, das der Tod der brochonischen

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