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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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Krieger oder Heerführer überlassen.
    Während Felicius noch in Gedanken versunken dastand, erschien ein einzelner Reiter am Horizont. Zuerst schenkte er der einsamen Gestalt keine Aufmerksamkeit. Schließlich erreichten zurzeit täglich Boten Magiara und den Zauberturm. Aber dann sah er genauer hin. Ungläubig kniff er die Augen zusammen und riss sie anschließend weit auf. Nach einem weiteren überraschten Blinzeln glitt ein breites Grinsen über sein Gesicht. Endlich wandte er sich ab und sprintete ins Innere des Turms.
    „Er ist wieder da!“, polternd fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. „Larenia! Philipe ist wieder da.“
    Es ertönte ein weiteres Krachen, diesmal aus dem Inneren des Gebäudes. Dann trampelte Pierre die Treppe hinunter.
    „Wo ist er?“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte er nach draußen, dicht gefolgt von Felicius.
    Inzwischen hatte Philipe den Zauberturm erreicht. Im Zwielicht des Abends wirkte er sonderbar fremd und unwirklich. Einen Augenblick starrten sie sich stumm an. Endlich löste sich Pierre aus seiner Erstarrung. Er trat auf Philipe zu und umarmte ihn mit der ihm eigenen Überschwänglichkeit.
    „Es ist schön, dich wiederzusehen.“
    Bei näherem Hinsehen wirkte Philipe sehr verändert. Eine halb verheilte Wunde vom Haaransatz bis zum rechten Augenwinkel verlieh seinen angenehmen Gesichtszügen eine gewisse Wildheit und sein einst strahlend weißer Mantel war grau und abgetragen. Dennoch erwiderte er Pierres Umarmung und Felicius’ Lächeln. Dann bemerkte er Larenia, die lautlos hinter Felicius getreten war. Sie tauschten einen kurzen Blick, der mehr aussagte als tausend Worte. Das Schweigen zog sich in die Länge. Niemand sagte etwas, sie waren zu beschäftigt, sich gegenseitig zu mustern. Plötzlich wurde die Stille durch ein weiteres Türknarren gebrochen. Arthenius, Philipus und François traten ins Freie.
    „Was ist denn das hier für eine Versammlung?“
    „Da wir nun alle hier sind …“, mit diesen Worten trat Philipe hinter Pierre hervor in die Mitte der Menge. Er ignorierte die erfreuten und überraschten Blicke der anderen und sprach weiter, als sei nichts Besonderes geschehen, „… kann ich euch auch gleich berichten, was in Terranien geschehen ist.“
    Aufmunterndes, erwartungsvolles Nicken antwortete ihm von allen Seiten.
    „Nun, wir haben die Brochonier erfolgreich verwirrt. Natürlich konnten wir ihnen keinen großen Schaden zufügen, aber aus Terranien sind alle, die wir finden konnten, geflohen. Wir hatten keine Verluste, nur ein paar Verletzte. Und ich bin nicht allein zurückgekommen. Keiran, einer der Anführer der Waldläufer, ist mit mir nach Arida gekommen.“
    Larenia nickte: „Sehr gut. Aber vielleicht sollten wir über alles andere morgen sprechen. Du solltest dich etwas ausruhen, du siehst müde aus.“
    Sie traten ins Innere des Turms und nach und nach löste sich die Versammlung auf. Schließlich blieben nur Larenia, Arthenius und Felicius zurück. Wie so oft in letzter Zeit saßen sie schweigend da. Larenia war tief in Gedanken und Arthenius in ihren Anblick versunken. Felicius blickte zwischen ihnen hin und her und war sich dabei unschlüssig, wer von ihnen dringender ein paar vernünftige Ratschläge benötigte. Aber plötzlich sprang er auf: „Hör auf damit!“
    Zornig sah er Larenia an, die seinen Blick überrascht erwiderte. Auch Arthenius runzelte verwirrt die Stirn.
    „Womit soll ich aufhören?“
    „Du liest meine Gedanken. Und das Schlimme ist, dass du es noch nicht einmal merkst.“
    „Aber das tut sie schon, solange du Larenia kennst“, auch Arthenius war aufgestanden, und ohne darüber nachzudenken, zwischen Larenia und Felicius getreten, „warum stört es dich auf einmal?“
    „Damals hing unser Leben nicht von ihren Fähigkeiten ab. Doch jetzt …“, Felicius schob seinen Bruder zur Seite. Als er auf Larenia herabblickte, verflog sein Zorn. Er war niemals lange wütend, „das Wichtigste ist im Moment, dass du lernst, deine Kräfte zu beherrschen. Aber du versuchst es nicht einmal. Wenn du nicht so etwas Harmloses wie Telepathie kontrollieren kannst, wie willst du dann deine anderen, gefährlicheren Fähigkeiten einsetzen?“, er wandte sich ab. Nach langem Schweigen sprach er endlich weiter, allerdings so leise, dass sie Mühe hatten, ihn zu verstehen: „Ich bin nicht Philipe. Ich sehe nicht die Zukunft mit all ihren Möglichkeiten. Aber das muss ich auch nicht, um dir sagen zu können, dass dies nicht das

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