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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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empfehlen, euch in irgendeiner Weise zu helfen.“
    Julien war zu verblüfft über ihren plötzlichen Sinneswandel, um antworten zu können, doch er nickte dankbar. Nur Julius bemerkte Larenias zufriedenen Blick und Merlas leichtes Lächeln.

    Spät am Abend saß Larenia auf der Freitreppe des Zauberturms. Die Sonne war längst untergegangen und die ersten Sterne standen bereits am Himmel. Aber Larenia achtete nicht auf den samtblauen Himmel. Die stille, milde Sommernacht schien ihr vollkommen gleichgültig zu sein. Stattdessen starrte sie konzentriert auf eine kleine, leuchtende Energiekugel, die vor ihr in der Luft schwebte.
    „Was tust du da?“
    Larenia erschrak nicht. Sie ließ die Lichtkugel verlöschen und drehte sich dann um. Hinter ihr stand Anila.
    „Ich versuche, meine Kräfte besser zu kontrollieren. Was willst du?“
    Anila antwortete nicht. Sie trat an Larenia vorbei und ließ den Blick über die nächtliche Hochebene schweifen.
    „Wie kannst du nur an diesem Ort leben?“
    Sie erwartete nicht wirklich eine Reaktion auf ihre Worte. Tatsächlich wandte sie ihrer Schwester noch immer den Rücken zu. Larenia betrachtete sie leicht distanziert. Dann drehte sich Anila um: „Warum nur musst du dich in alles einmischen? Warum kannst du mich nicht ein einziges Mal etwas auf meine Weise zu Ende führen lassen?“
    Erstaunt über die plötzliche Heftigkeit ihrer Schwester hob Larenia den Blick: „Ich verstehe nicht, was du meinst.“
    „Das verstehst du nicht?“, wütend starrte Anila sie an. „Ich habe mein gesamtes Leben in deinem Schatten verbracht! Egal was ich tat, es ging immer nur um dich“, inzwischen lief sie auf und ab. Sie schien Larenias Anwesenheit beinahe vergessen zu haben. Aber sie konnte nicht länger schweigen. Sie hatte lange unter den Erwartungen ihres Vaters, der Bewahrer und ihres Volkes gelitten, „du warst der Liebling unseres Vaters, das erstgeborene Kind des Königs. Die Bewahrer sahen immer nur dich, deine Fähigkeiten, deine Macht. Ich war kaum mehr als ein Ersatz, auf den man im Notfall zurückkommen kann. Das Volk liebt dich, selbst jetzt noch, obwohl du sie verraten und dich von ihnen abgewandt hast. Du hattest alles, einfach alles. Und du hast Freunde, die sich um dich sorgen. Und dann sieh mich an“, fügte sie in verbittertem Tonfall hinzu, „Ich bin ein erbärmlicher Ersatz, zumindest in den Augen der Bewahrer. Ich habe meine Pflicht erfüllt. Ich tat stets, was sie von mir verlangt haben, aber alles, was ich zu hören bekomme, ist, dass ich niemals wie du sein kann. Dass ich nicht Larenia von Hamada sein kann, egal, was ich versuche.“
    Mit weit aufgerissenen Augen sah sie die Gildeherrin an, die ihren Blick ruhig und gelassen erwiderte. Anila beruhigte sich nur langsam, aber endlich fand sie zu ihrer Haltung kühler Verachtung zurück und lehnte sich gegen das Treppengeländer.
    „Anila, ich wollte nie mit dir konkurrieren. Ich wusste nicht, dass du die Dinge so siehst. Allerdings lässt du dich wie so oft von deinem Eifer blenden“, Larenia stand auf. Im bleichen Sternenlicht wirkte sie wie eine geisterhafte Erscheinung. Langsam trat sie auf Anila zu und blickte in das Gesicht ihrer Schwester, „Laurent liebte Zarillia, meine Mutter. In mir sieht er ihr Ebenbild, nicht mehr als eine flüchtige Erinnerung. Für die Bewahrer war ich nicht mehr als ein nützliches Werkzeug. Nachdem sie mich und meine Fähigkeiten ausgenutzt hatten, verbannten sie mich, weil sie Angst vor meinen Kräften hatten. Die Kandari liebten mich, aber das ist lange her. Ich habe ihre Hoffnungen enttäuscht, ihr Vertrauen missbraucht und ich habe den Preis dafür gezahlt“, sie verzog das Gesicht. Für einen winzigen Augenblick glaubte Anila, Schmerz und tiefes Leid in ihren Augen zu sehen. Aber der Moment verging zu schnell, als dass sie sicher hätte sein können. Larenia sprach mit leiser, beherrschter Stimme weiter: „Wir beide haben unseren Weg vor langer Zeit gewählt. Ich entschied mich dafür, einem Ideal zu folgen und für die Verwirklichung dieser Ideen alles zu riskieren. Es war nicht einfach und ich habe viel verloren. Aber es stimmt, ich habe Freunde. Weil ich das Wohl anderer über das Streben nach Macht und Selbstverwirklichung stelle. Du hast dich anders entschieden. Aber glaube mir, ich wollte nicht, dass es so kommt. Ich wollte mich nicht mit dir vergleichen. Wenn ich könnte, würde ich dir all meine Kräfte, meine Macht geben. Ich will sie nicht. Ich habe sie niemals

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