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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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François, der vergessen in der Nähe der Tür stand, begriff nun, warum sie diese Begegnung gefürchtet hatte. Es stimmte zwar, dass sich niemand in ganz Metargia mit Larenias Kräften messen konnte, aber dieser Druide verfügte über die Macht, sie zu vernichten, mit einem einzigen Gedanken, ebenso, wie sie ihn auslöschen konnte. Gut und Böse, so glaubten die Kandari, konnten nicht getrennt voneinander existieren. Denn wenn es das Böse nicht mehr gab, wie sollte man dann das Gute erkennen?
    Zeit war bedeutungslos geworden, die Dauer eines Herzschlages oder die Ewigkeit, es spielte keine Rolle. Aber dann sprach der Druide, ohne den Blick seiner grauen, stahlharten Augen von ihrem Gesicht abzuwenden, mit kalter, metallisch klingender Stimme, ähnlich Larenias Tonfall in derartigen Situationen, aber in seinen Worten lag ein Sadismus, der ihr fremd war: „Larenia von Hamada“, er verbeugte sich, ohne den Blick zu senken, „ich habe lange auf diese Begegnung gewartet.“
    „Ein einseitiges Vergnügen, Malicius“, antwortete sie mit einem knappen Nicken, „denn ich kann Eure Freude nicht teilen.“
    Ein kaltes, grausames Lächeln, das so viel Freude am Leid und am Schmerz anderer ausdrückte, breitete sich auf dem Gesicht des Brochoniers aus: „Und dennoch bist du hier, in meiner Stadt“, ihre Verachtung und Ablehnung schien ihn zu amüsieren, „in meinem Herrschaftsgebiet. Hier haben deine Kräfte keine Bedeutung.“
    Seine Worte dienten einzig und allein dazu, sie zu provozieren, aber an Larenia prallte sein Hohn ab. Ruhig und mit distanzierter Verachtung erwiderte sie Malicius’ Blick. Obwohl sie ein gutes Stück kleiner war als der hochgewachsene Druide, schaffte sie es, auf ihn herabzusehen.
    „Ich bin nicht auf meine Kräfte angewiesen, um mit Euch fertigzuwerden“, jede Spur von Menschlichkeit war ausgelöscht. Selbst François, der sie gut kannte, wich erschrocken einen Schritt zurück. Malicius jedoch zeigte sich unbeeindruckt. Er lachte lautlos und bösartig: „Aber du bist zu mir gekommen, Prinzessin der Kandari, ebenso wie es Patricia tat. Sie tauschte die Existenz ihres Volkes gegen ihr eigenes Leben. Was hast du mir anzubieten?“
    Er trat vor und strich mit seiner rechten Hand über ihre Wange. Diese Geste war kein Ausdruck des Begehrens, sondern diente lediglich zur Demonstration seiner Macht. Und François verstand nun die Kräfte des Druiden. Sie ähnelten tatsächlich Larenias Fähigkeiten, doch anders als sie weckte er nicht Hoffnung, sondern Furcht in den Herzen der Menschen. Die meisten würden alles tun, um zu überleben.
    Aber Larenia wich nicht zurück: „Ich bin nicht Patricia. Mit mir könnt Ihr dieses Spiel nicht spielen.“
    Einen Augenblick lang starrten sie sich noch an, doch dann trat der Brochonier zurück.
    „Was also wollt ihr?“, die Stimme des Druiden klang noch immer kalt, jedoch ohne den hypnotisierenden Unterton. Plötzlich, von einem Moment zum nächsten, war dieses Treffen nicht mehr als eine diplomatische Zusammenkunft. Er drehte sich um und kehrte zu seinem erhöhten Sitz zurück.
    „Einen Waffenstillstand für die Dauer des Winters“, Larenia schien nicht im Geringsten verwundert zu sein über den plötzlichen Umschwung im Verhalten des Brochoniers.
    Malicius lehnte sich zurück und betrachtete sie nachdenklich. „Einen Waffenstillstand“, wiederholte er und man sah ihm deutlich an, dass er nicht wusste, was er von diesem Vorschlag halten sollte.
    „Ihr wisst so gut wie ich, dass es unmöglich ist, im Winter auf Metargia Krieg zu führen. Es sei denn, ihr wollt zusammen mit eurer Armee im Schnee versinken“, Malicius’ Zögern machte sie langsam ungeduldig, „wahrscheinlich profitiert ihr mehr von dieser Vereinbarung als wir.“
    Misstrauisch musterte sie der Druide, aber nicht einmal François konnte erkennen, was sie wirklich dachte. Vielleicht war es die Erwähnung möglicher Vorteile, jedenfalls kam Malicius zu dem Schluss, dass ihr Vorschlag zumindest überdenkenswert war.
    „Ich kann das nicht allein entscheiden. Aber ich werde euren Vorschlag weiterleiten“, nach wie vor klang er nicht sonderlich interessiert, doch in seinen Augen sah François ein beunruhigendes, listiges Glitzern, „morgen oder übermorgen werde ich euch unsere Entscheidung mitteilen. Seid solange meine Gäste.“
    Larenia warf ihm einen kurzen, zutiefst zynischen Blick zu. Dann verabschiedete sie sich mit einem knappen Kopfnicken und ging, dicht gefolgt von

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