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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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angesichts der Richtung, die Sir Quentins Verhör nahm. »Vielleicht sollte der Herr Verteidiger spezifizieren, worauf hinaus er mit seinen Unterstellungen will. Über die Ereignisse an jenem Abend hat der Zeuge seine Aussage bereits gemacht.«
    Â»Stattgegeben. Sir Quentin, worauf soll das hinauslaufen?«
    Â»Ich versuche lediglich festzustellen, ob mein Mandant ein Mensch ist, der sich in einem Pub ein Glas nach dem anderen bestellt und sich bis zur Sinnlosigkeit betrinkt. Meiner Ansicht nach ist er das nicht.«
    Â»Euer Ehren, darüber zu entscheiden, das ist die Aufgabe der Geschworenen«, protestierte Harkman. »Und nicht die meines werten Kollegen.«
    Â»In der Tat.« Richter Sharpwell schaute auf seine Uhr. Sein Magen fragte sich schon, wo das Mittagessen blieb. »Sir Quentin, wie viele Fragen haben Sie noch an den Zeugen?«
    Â»Nur noch ein oder zwei, Euer Ehren. Wenn Sie gestatten.«
    Â»Fahren Sie fort.« Sharpwell seufzte, als hätte er es mit einer grenzenlosen Zumutung zu tun.
    Â»Mr Montignac«, begann Sir Quentin mit neuem Schwung. »Können Sie uns den Zustand von Mr Bentley beim Verlassen des Pubs beschreiben?«
    Â»Ja. Er konnte vor Trunkenheit kaum aufrecht stehen. Beim Gehen gaben seine Beine nach, und er redete wirres Zeug. Es war nicht leicht, einen Taxifahrer zu finden, der bereit war, ihn mitzunehmen.«
    Â»Verstehe. War Mr Bentley vor diesem Abend schon einmal in Ihrer Wohnung gewesen?«
    Â»Nein.«
    Â»Sie haben ihm einfach die Adresse angegeben?«
    Â»Nicht ihm, sondern dem Taxifahrer. Ich bat ihn, darauf zu achten, dass Mr Bentley sicher in meine Wohnung gelangt.«
    Â»Euer Ehren.« Harkman stand auf. »Das hat der Taxifahrer bereits bezeugt«, erklärte er gereizt.
    Â»Wenn Sie gestatten, Euer Ehren, ich bin so gut wie am Ende meiner Fragen.«
    Sharpwell nickte.
    Â»Mr Montignac, lassen wir meinen Mandanten für einen Moment beiseite. Was können Sie uns über Ihre Beziehung zu dem verstorbenen Raymond Davis sagen?«
    Â»Zu dem Mordopfer hatte ich keine Beziehung, wie Sie es nennen«, antwortete Montignac mit Betonung auf »Mordopfer«.
    Â»Gar keine? Sie kannten ihn nicht?«
    Â»Er war ein Freund meiner Cousine. Ich kannte ihn durch sie. Abgesehen davon standen wir uns nicht nahe.«
    Â»Ein Freund Ihrer Cousine. Dabei handelt es sich um Stella Montignac, ist das richtig?«
    Â»Ja.«
    Â»Die den Besitz der Montignacs geerbt hat.«
    Â»Ja.«
    Â»Und Sie sind im selben Haus wie Miss Montignac aufgewachsen?«
    Â»Seitdem ich fünf Jahre alt war. Nach dem Tod meiner Eltern.«
    Â»Aha. Und Mr Davis war einfach nur ein Freund von Miss Montignac?«
    Â»Ja«, entgegnete Montignac, der nicht gewillt war, eine tiefere Beziehung zwischen den beiden zuzugeben.
    Â»Waren die beiden nicht verlobt und wollten heiraten?«
    Â»Ich glaube, darüber hatten sie gesprochen. Weitere Pläne oder ein festes Datum hatte es wohl nicht gegeben.«
    Sir Quentin neigte den Kopf zur Seite, fragte sich, woher der Widerwille des Zeugen rührte, die enge Verbindung der beiden anzuerkennen, und beschloss, an der Stelle weiterzubohren.
    Â»Mochten Sie Mr Davis?«
    Â»Ob ich ihn mochte?«, fragte Montignac verblüfft.
    Â»Ja. Haben Sie sich darüber gefreut, dass er Ihre Cousine heiraten würde?«
    Montignac dachte nach. Bisher war er noch nicht meineidig geworden oder wenn, konnte es ihm nicht nachgewiesen werden. Aber jetzt forschte er in seinem Gedächtnis, ob er sich irgendwann in einem Gespräch so negativ über Raymond geäußert hatte, dass es zu Sir Quentin vorgedrungen war.
    Â»In seinem Fall waren meine Gefühle eher –« Er fahndete nach dem richtigen Wort. »Eher fließend.«
    Sir Quentin lachte. »Entschuldigen Sie, Mr Montignac, aber was, bitte, dürfen wir uns unter ›fließenden Gefühlen‹ vorstellen?«
    Â»Dass ich mich anfangs mit ihm schwergetan habe«, erwiderte Montignac. »Natürlich war er ein netter Mensch, immer höflich und darauf aus, sich bei unserer Familie beliebt zu machen. Dennoch fand ich nicht, dass er richtig zu Stella passte. Ich war mir nicht sicher, ob er sie glücklich machen würde. Nach einer Weile lernte ich ihn etwas besser kennen, und zu der Zeit, als er ermordet wurde« – bei dem Wort »ermordet« erhob er seine Stimme, um die

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