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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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»Ich habe keine Brüder und finde die Vorstellung, einen Schwager zu bekommen, recht reizvoll. Offen gestanden weiß ich nicht einmal, was er gegen mich hat. Vielleicht bin ich ihm zu forsch und raubeinig.«
    Er strich über sein Kinn und spürte die Bartstoppeln, denn zum Rasieren war er noch nicht gekommen. Margaret biss sich auf die Lippe, um nicht zu lachen. Raymond Davis war einer der am wenigsten forschen und raubeinigen Menschen, denen sie jemals begegnet war.
    Â»Ich sollte unser Gepäck hochbringen«, sagte er zu Stella. »Und mich waschen und rasieren. In einer Stunde oder so könnten wir einen Spaziergang ins Dorf machen. Was hältst du davon?«
    Â»Gute Idee«, erwiderte Stella und nahm den Kuss entgegen, den er auf dem Weg hinaus auf ihre Wange drückte. Margaret sah ihm nach. Als er die Tür geschlossen hatte, schaute sie Stella liebevoll an.
    Â»Ich tue doch das Richtige, oder?«, fragte Stella leise.
    Â»Macht er dich glücklich?«
    Stella dachte nach. »Ja. Doch, das tut er. Er ist überaus freundlich, bringt mich zum Lachen, und ich weiß, dass er mich nie verletzten wird.«
    Â»Liebst du ihn?«
    Stella zögerte. »Margaret«, antwortete sie und seufzte, als ginge es um eine unfaire und, angesichts ihrer Vergangenheit, nahezu grausame Frage.
    Â»Du darfst Owen nicht schreiben«, erklärte Margaret abrupt. »Das wäre schlichtweg gehässig.«
    Â»Glaubst du, er wird als Brautführer fungieren?«, fragte Stella und ging über Margarets Einwurf hinweg. »Vater ist ja nicht mehr da. Glaubst du, Owen führt mich zum Altar?«
    Margaret stand auf, begann den Tisch abzuräumen, und schüttelte den Kopf.
    Â»Denk nicht daran, was er tun wird, sondern an das, was du vorhast. Wir müssen eine Hochzeit planen, oder? Im Übrigen bist du jetzt das Haupt der Montignacs, sonst niemand, und das ist ja wohl ausschlaggebend.«
    Stella sah zu, wie sie das Geschirr in das Spülbecken stellte, und wusste, dass Margaret recht hatte. Sie würde es Owen persönlich sagen müssen, und wenn es ihm nicht gefiele, wenn er deswegen Theater machen oder Raymond wieder beleidigen würde, dann sollte er der Hochzeit doch fernbleiben, das war schließlich sein gutes Recht.
    Dennoch war es ein Gespräch, auf das sie sich nicht freute.

3
    Kurz nach Mitternacht traf Gareth an der Hintertür der Galerie Threadbare ein. Wie befohlen, war er von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Vor zwei Monaten war er Owen Montignac zum ersten Mal begegnet, am Abend seiner Geburtstagsfeier. Inzwischen waren sie sich näher gekommen, was bedeutete, dass Montignac versuchte, die Motive und den Mut seines neuen Angestellten auszuloten, und Gareth ihm unentwegt zu verstehen gab, dass er alles täte, um nicht zu lebenslänglicher Arbeit in der Kanzlei Rice verurteilt zu werden.
    Gleich zu Anfang hatte Montignac erklärt, dass es – außer den strikt legalen – noch andere Möglichkeiten gebe, Geld zu verdienen. Dass er selbst von ihnen Gebrauch machen könnte, hatte er vorerst für sich behalten. Gareth Bentley hatte schließlich Jura studiert und stammte aus einer Familie, die das Gesetz bekanntlich aufrechterhielt, deshalb durfte man bei ihm nicht allzu viel riskieren. Würde er seinem Vater beispielsweise etwas von Montignacs Plänen verraten, könnte das zu Problemen führen.
    Â»Eines sollten Sie über mich wissen«, begann Gareth eines Tages beim Lunch, da kannten sie sich seit einigen Wochen. »Ich bin extrem faul. Vielleicht sollte ich es in schönere Worte kleiden, aber was soll’s. So bin ich nun einmal. Ein fauler Taugenichts.«
    Montignac lachte. »Wenn man Sie hört, klingt es wie eine Tugend.«
    Â»Ist es in gewisser Weise auch«, entgegnete Gareth ernst. »Aber ich bin wenigstens ehrlich und gebe nicht vor, anders zu sein. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die für den Rest ihres Lebens tagein, tagaus ins Büro gehen möchten. Nein, mir schweben andere Dinge vor. Ferien, Reisen, Autos«, ergänzte er großartig und machte ausladende Handbewegungen.
    Â»Dinge, die allesamt Geld kosten«, ergänzte Montignac.
    Â»Genau. Aber leider habe ich davon nicht sehr viel.«
    Â»Jeder, der ehrlich ist, erkennt, dass die Jagd nach Geld die einzige ist, die sich lohnt.« Montignac zuckte mit den Schultern und sah sich im Restaurant um, als müsse ihm

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