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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Meinung, es sei sinnlos, noch mehr Zeit zu vergeuden. Abgesehen davon kann ich nicht riskieren, dass Stella wieder zu Verstand kommt und es sich anders überlegt. Deshalb steht der Oktobertermin fest, was auch bedeutet, dass Ihnen nur zwei Monate bleiben, um das Ganze auf die Beine zu stellen.«
    Â»Damit werden wir uns ab sofort beschäftigen«, erklärte Stella. »Das heißt, falls du glaubst, dass du es schaffst, Margaret.«
    Â»Ob ich es schaffe?«, fragte Margaret. »Es wird mir ein Vergnügen sein.« Sie war schon dabei, sich die Zukunft auszumalen. In Leyville würde erneut eine Familie leben. Mit der Zeit würden sich Kinder einstellen, viele Kinder, wie sie hoffte, und sie war immer noch jung genug, um sich um sie zu kümmern. Neue Dienstboten würden engagiert, und das Leben würde wieder so werden, wie es einst gewesen war; ihre Zukunft wäre gesichert.
    Â»Oder glaubst du, es ist noch zu früh?«, erkundigte sich Stella, und ihr Lächeln verblasste.
    Â»Zu früh?«, wiederholte Margaret. »Nein, das glaube ich nicht. Schließlich kennt ihr euch seit fast zwei Jahren.«
    Â»Ich meinte, zu früh nach Vaters Tod«, sagte Stella. »Er ist ja erst vor wenigen Monaten – von uns gegangen. Glaubst du nicht, die Leute werden es für gefühllos halten, wenn im selben Jahr eine Hochzeit stattfindet?«
    Margaret dachte darüber nach. Ganz ohne Zweifel würden etliche so denken, und hätte sie die Familie nicht so gut gekannt, hätte sie daran auch Anstoß genommen. Aber sie konnte es sich nicht leisten, Stella zu entmutigen, denn, wie Raymond schon gesagt hatte, bestand die Gefahr, dass sie ihre Meinung änderte.
    Â»Nein«, erwiderte sie, »ganz und gar nicht. Bis Oktober werden vier Monate vergangen sein, seit – seitdem.« Sie stellte fest, dass es ihr nicht gelang, deutlicher zu werden. »Das ist eine vollkommen akzeptable Wartezeit.«
    Â»Das dachte ich auch«, sagte Stella. »Und Vater würde doch auch wollen, dass ich glücklich bin, oder?«
    Â»Ganz gewiss würde er das.« Selig griff Margaret nach Stellas Hand und drückte sie. »Und wenn er hier wäre, würde er das auch sagen.«
    Â»Dann ist es also abgemacht«, erklärte Raymond. »Am ersten Samstag im Oktober. Wir feiern hier in Leyville und laden die ganze Welt dazu ein.«
    Â»Oh nein, Raymond, nicht die ganze Welt«, widersprach Stella lachend. »Lass es uns in relativ kleinem Rahmen halten. Nicht mehr als sechzig oder siebzig Gäste. Nur Freunde und Familienangehörige.«
    Â»Was immer du willst«, antwortete Raymond, der es ihr unter allen Umständen recht machen wollte und sein Glück darüber, dass sie sich festgelegt hatte, noch immer nicht fassen konnte.
    Â»Hast du es Owen schon erzählt?«, fragte Margaret nach einer kleinen Pause. »Ich meine, als du in London warst. Hast du ihn da eingeweiht?«
    Â»Noch nicht«, gestand Stella. »Vor einigen Wochen haben wir uns zum Dinner getroffen, und am nächsten Tag war ich bei ihm in der Galerie, aber seitdem konnte ich ihn nicht mehr erreichen. Weiß der Himmel, was er treibt. Abgesehen davon haben Raymond und ich uns erst vor wenigen Tagen auf das Datum geeinigt, und jetzt am Wochenende wollte ich es dir erzählen – ich werde Owen am Montag schreiben.«
    Â»Du willst ihm schreiben ?«, fragte Margaret.
    Â»Ja. Das ist doch in Ordnung, oder?«
    Für einen Moment verhakten sich die Blicke der beiden Frauen. Dabei schien es, dass sie einen stummen Dialog miteinander führten, bis Margaret den Blick senkte.
    Â»Tu, was du für richtig hältst«, sagte sie. »Ich bin sicher, dass Owen sich für euch freuen wird, ebenso wie ich.«
    Â»Das möchte ich stark bezweifeln«, sagte Raymond.
    Â»Oh, sag das nicht, Raymond«, bat Stella. »Bitte. Du musst nur ein bisschen Geduld mit ihm haben.«
    Â»Ich glaube nicht, dass Owen mich mag«, sagte Raymond, an Margaret gewandt. »Vielleicht denkt er, für seine Schwester sei ich nicht gut genug.«
    Â»Ich bin nicht seine Schwester«, betonte Stella.
    Â»Nein, aber du weißt, was ich meine. Du bist es so gut wie.«
    Â»Aber ich bin es nicht«, wiederholte sie.
    Â»Machen Sie sich wegen Owen keine Gedanken«, sagte Margaret. »Mit der Zeit wird er seine Meinung ändern.«
    Â»Hoffentlich«, entgegnete Raymond.

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