Das Vermächtnis der Montignacs
Ehepaar.«
»Selbstverständlich.«
»Du darfst mit keiner deiner Freundinnen darüber reden.«
»Das werde ich nicht.«
»Auch nicht mit Gareth.«
»Nein, mit ihm auch nicht.«
»Genau genommen erst recht nicht mit Gareth.«
»Roderick, ich habe dir mein Wort gegeben«, sagte Jane entnervt. »Mein Wort als deine Ehefrau. Und jetzt erzähl mir bitte, was â«
»Na schön, meinetwegen«, unterbrach er sie, stand auf, schenkte sich selbst einen Sherry ein und füllte Janes Glas auf. »Ich bin zu ihm gegangen und â«
»Warte«, unterbrach Jane ihn. »Bitte, alles von Anfang an.«
Roderick sah sie verdutzt an. »Das ist der Anfang.«
»Nein. Wer war alles da?«
»Darf ich es auf meine Weise schildern oder nicht?«
Jane setzte sich zurück und legte einen Finger auf ihre Lippen, wie um zu sagen, dass sie ab sofort schweigend zuhören würde.
»Ich bin also wie vereinbart zu ihm gegangen. Lordkanzler Hailsham war natürlich da und Alan Altringham. Ich weià nicht, ob du ihn kennst.«
»Ich kenne seine Frau. Eine grässliche, alte Ziege. Hat im letzten Jahr die Weihnachtsfeier des Old Bailey organisiert. Die langweiligste Person, die man sich denken kann.«
»Ihr Mann war jedenfalls da, ebenso Lord Keaton und Walter Monckton.«
»Monckton war auch da?«, fragte Jane verblüfft. »Hailsham also und vier Kronanwälte.«
»Richtig. Monckton ist sehr eng mit dem König befreundet. In gewisser Weise hat er dessen Interessen vertreten.«
»Hat er gesagt, ob die Gerüchte stimmen?«
»Der Lordkanzler hat die Diskussion natürlich geleitet. Er sagte, dem Wunsch von Mr Baldwin folgend, sei er angehalten, die Meinungen bezüglich der VerfassungsmäÃigkeit eines Ereignisses einzuholen, das in naher oder ferner Zukunft eintreten könne oder auch nicht und möglicherweise eine Person betreffe, die im Empire Autorität und Prestige verkörpere.«
»Du meine Güte«, sagte Jane. »So hat er sich ausgedrückt?«
»Das waren in der Tat die einleitenden Worte.«
»Es klingt so verworren wie die Urteilsbegründungen, die er schreibt.«
Roderick lachte auf. »Das dachte ich auch. Doch dann hat Altringham sich vorgebeugt und gesagt: âºHimmelherrgott, Hailsham, kommen Sie zur Sache.â¹Â«
»Das war gut.« Jane nickte beifällig.
»Aber Hailsham war davon nicht sehr erbaut. Er sagte, gewisse Formalitäten müssen bei der Zusammenkunft eingehalten werden, woraufhin wir alle erklärten, wir würden ohnehin Stillschweigen wahren und deshalb könne er das Kind ruhig beim Namen nennen.â¹Â«
»Ganz recht«, sagte Jane.
»Danach sind wir zum Thema gekommen. Altringham wollte wissen, was eigentlich los sei. Er habe das merkwürdige Gerücht vernommen, dass Stanley Baldwin bei einem Dinner des Königs war und dabei Mrs Simpson vorgestellt worden sei. Aber nicht nur das. Der Ehemann dieser Frau, Ernest Simpson, soll ebenfalls dort gewesen sein.«
»Nein!«, rief Jane schockiert.
»Es ist das, was der alte Altringham gehört hat. Aber mir ist es auch zu Ohren gekommen.«
»Und das hast du mir nicht erzählt?«
»Das Thema ist â erstens â nie aufgekommen, und â zweitens â gebe ich keinen Tratsch wieder«, betonte Roderick. »Um aber noch einmal auf dieses Dinner zu kommen. Als Nächster hat Monckton sich zu Wort gemeldet und erklärt, die Geschichte sei wohl wahr, könne aber auch so ausgelegt werden, dass der Premierminister an einem Dinner des Königs teilgenommen habe, was nur recht und billig sei, und dass unter den Gästen auch ein amerikanisches Ehepaar war, nämlich Mr und Mrs Ernest Simpson. Dadurch erhält das Ganze natürlich eine andere Bedeutung. Es hängt eben alles von der Formulierung ab.«
»Roderick, ich bitte dich. Das ist doch nur eine Verharmlosung. Als hätten Sie eine Stuhlpolonaise gemacht, und mit einem Mal hätten irgendwo Mr und Mrs Simpson gesessen.«
»Seiâs drum, daraufhin hat Hailsham wieder das Wort ergriffen und gesagt, man müsse betonen, dass der Premierminister nicht wusste, wer Mrs Simpson sei, und demzufolge Distanz gewahrt habe.«
»Unsinn«, sagte Jane, »natürlich weià er, wer sie ist. Wie denn nicht? In der gehobenen Gesellschaft weià doch
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