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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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dabei.
    Sein Onkel würde sehr zufrieden mit ihm sein.
    Sie hatten eine Spur.

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    »Es ist ein Anhaltspunkt«, stellte Sir Walter fest. »Nicht mehr und nicht weniger. Eine Spur haben wir erst dann, wenn sich aus diesem Hinweis ein weiterer ergibt, der uns womöglich zum Drahtzieher dieser höchst unerfreulichen Ereignisse führt.«
    »Ja, Onkel«, erwiderte Quentin nur und lachte leise in sich hinein. Wieder gemeinsam mit Walter Scott in einer Kutsche zu sitzen und über mysteriöse Geheimnisse zu rätseln, mutete unwirklich, ja geradezu wunderbar an. Noch vor wenigen Tagen war Quentin davon überzeugt gewesen, dass er genau das niemals wieder erleben würde.
    »Ist es dir eigentlich gut ergangen in den Kolonien?«, erkundigte sich Sir Walter mit forschendem Blick.
    »Ja, Onkel.« Quentin nickte. Was hätte er auch sonst erwidern sollen? Dies war weder die rechte Zeit noch der rechte Ort für Dinge wie diese.
    »Und Mary ebenso?«
    »Warum fragst du?«
    »Nun«, entgegnete sein Onkel und bewies damit einmal mehr, was für ein vortrefflicher Beobachter er war, »ich hatte den Eindruck, dass sie …«
    Er verstummte, als von außerhalb der Kutsche der Hufschlag von Pferden zu hören war. Ein heiserer Ruf erklang, woraufhin der Kutscher das Gefährt am Straßenrand zum Stehen brachte. Im nächsten Moment passierte eine Patrouille rot uniformierter Dragoner die Kutsche. Die Mienen unter den schwarzen Bärenfellmützen wirkten grimmig und entschlossen.
    So dankbar Quentin für die Ablenkung war, so sehr verwunderte ihn der Anblick. »Grey Dragoons«, stellte er fest, nachdem er den Kopf aus dem Seitenfenster der Kutsche gereckt und den Reitern hinterhergesehen hatte. »Offenbar auf dem Weg nach Galashiels. Was sie dort wohl wollen?«
    »Präsenz zeigen«, nahm Sir Walter an. »Die Dragoner sollen den Menschen wohl klarmachen, dass man in London keine gewaltsame Erhebung dulden wird.«
    »So weit ist es schon gekommen?«
    »Wir leben in unruhigen Zeiten«, bestätigte Sir Walter.
    »Und du hast durch deine Flugblätter nicht gerade dazu beigetragen, sie zu beruhigen«, gab Quentin zu bedenken.
    »Ich habe lediglich gesagt, was wahr ist – und das, mein Junge, muss auch in diesen Tagen noch erlaubt sein. Die Mächtigen in London müssen wissen, dass die Menschen hier ihre Pläne durchschauen. Nur so werden sie vielleicht davon ablassen.«
    »Was für Pläne?« Quentin hob eine Braue.
    »Ist das nicht offensichtlich? Was Cumberland nicht gelungen ist, soll nun mit anderen Mitteln erreicht werden. Die Engländer konnten Schottland nicht unterwerfen, nun wollen sie es kaufen. Alles, wofür ich mein Leben lang gearbeitet habe, wäre damit auf einen Schlag zunichtegemacht, und jene würden triumphieren, die in unserer geliebten Heimat nie etwas anderes gesehen haben als eine Kuh, die es zu melken gilt. Darum, mein Junge, geht es in Wirklichkeit: um nicht mehr und nicht weniger als die Seele unseres Landes.«
    Quentin nickte. Bislang hatte er vor allem die finanziellen Aspekte der wirtschaftlichen Krise gesehen. Die tatsächlichen Folgen jedoch gingen noch sehr viel weiter, und es bedurfte eines Mannes vom Schlage Sir Walter Scotts, um dies zu erkennen. Wie in alten Zeiten kam es Quentin wieder einmal vor, als wäre er der Schüler und sein Onkel der Lehrer.
    »Vergangenheit und Tradition«, bekräftigte Sir Walter, »sind Dinge, die sich nicht veräußern lassen. Das werden auch die Gentlemen in London früher oder später lernen müssen.«
    »Nun«, meinte Quentin grinsend, »ich schätze, einer von ihnen hat es bereits gelernt.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Sagt dir der Name Milton Chamberlain etwas?«
    »Allerdings.« Sir Walter nickte. »Ein Anwalt aus London, der unsere Gläubiger vertritt. Allerdings hatte ich noch nicht das Vergnügen, diesen Gentleman persönlich kennenzulernen.«
    »Ob es ein Vergnügen geworden wäre, ist höchst zweifelhaft«, meinte Quentin. »Seit Bekanntwerden deines … deines …«
    »Ablebens«, half Sir Walter lächelnd aus.
    »… hat er mehrfach darauf gedrängt, dass dein Privatbesitz liquidiert und Abbotsford verkauft werden soll.«
    »Sieh an«, sagte Sir Walter nur.
    »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«
    »Daran siehst du, dass es eine gute Idee war zu sterben«, entgegnete sein Onkel mit jenem ihm eigenen, bisweilen schwer nachvollziehbaren Humor, »denn seit ich nicht mehr unter den Lebenden weile, kriechen die Ratten aus den Löchern.«
    Die Kutsche

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