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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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tatsächlich gibt.«
    »Zugegeben. Aber wir wissen weder, wie er aussieht, noch kennen wir seinen Namen. Ich kann also nicht von mir behaupten, sehr viel schlauer zu sein als zuvor.«
    »Dann lass mich es dir erklären, mein Junge«, erwiderte Sir Walter bereitwillig. »Wir wissen, dass der Eindringling es auf die Bibliothek abgesehen hatte, denn auf dem Weg dorthin habt ihr ihn gestellt. Aber was, so frage ich dich, hat jemand, der überhaupt nicht lesen kann, dort verloren?«
    »Wer weiß?« Quentin schürzte die Lippen. »Vielleicht wusste Mackies Auftraggeber nichts davon, und Mackie hat es ihm verheimlicht, weil er das Geld wollte.«
    »Möglich«, räumte Sir Walter ein. »Oder aber, es war dem Auftraggeber einerlei, weil es ihm nicht darauf ankam.«
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Damit will ich sagen, mein Junge, dass unser bemitleidenswerter Mr. Graham womöglich gar nichts in der Bibliothek finden sollte. Miss Natty hat uns ja auch versichert, dass er zu einem Diebstahl gar nicht fähig gewesen wäre.«
    »Und das glaubst du?«
    »Allerdings.« Sir Walter nickte. »Ich denke, dass sein Auftrag nicht darin bestand, etwas zu entwenden, sondern lediglich darin, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in Abbotsford aufzuhalten. Entsprechend freute er sich über den Auftrag und das leicht verdiente Geld.«
    »Sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in Abbotsford aufzuhalten?« Quentin runzelte die Stirn. »Aber das ergibt doch keinen Sinn!«
    »Auf den ersten Blick nicht«, gab Sir Walter zu. »Aber was, wenn seine Entdeckung von Mr. Graham einkalkuliert war?«
    »Du meinst eine Art Ablenkungsmanöver?«
    »Ich sehe mit Freuden, dass dein Scharfsinn nicht nachgelassen hat.«
    Quentin war nicht sicher, ob die Bemerkung ernst oder ironisch gemeint war und überhörte sie deshalb geflissentlich. »Aber wovon sollte er uns ablenken?«
    »Von dem tatsächlichen Eindringling, der sich in der Bibliothek zu schaffen gemacht hatte. Ich habe dir doch erzählt, dass ich schon wiederholt den Verdacht hegte, dass außer mir noch ein zweiter Geist in Abbotsford sein Unwesen treibt. Was, wenn Graham nur als Sündenbock dienen sollte, damit der tatsächliche Täter weiter unerkannt wirken konnte?«
    »Das … das wäre unerhört«, entfuhr es Quentin. Er merkte, wie sich sein Pulsschlag beschleunigte, über seinen Rücken rann ein kalter Schauder. »Aber wenn es tatsächlich so gewesen ist, musste der wahre Täter dann nicht damit rechnen, dass Mackie ihn verrät?«
    »In der Tat. Und das wiederum wirft ein etwas zwielichtiges Licht auf unseren ehrenwerten Mr. McCauley, der Graham auf so endgültige Weise verstummen ließ.«
    »Was?« Quentin glaubte nicht recht zu hören. »Du verdächtigst Winston?«
    »Ich gehorche nur der Logik.«
    »Aber … McCauley ist ein Mann von Ehre! Er ist Kriegsveteran, ein Feldarzt, der auf Einladung der Royal Academy nach Edinburgh gekommen ist. Er hat uns mehrfach geholfen!«
    »Das bestreite ich nicht«, versicherte Sir Walter. »Die Frage ist nur, ob er es aus Hilfsbereitschaft oder aus Eigennutz getan hat. Was genau weißt du über Mr. McCauley? Woher kommt er?«
    »Nun«, versuchte Quentin sich zu erinnern, »er sagte, dass er Amerikaner sei, von Geburt allerdings Schotte. Nach allem, was ich weiß, hat er in den Vereinigten Staaten als Feldarzt gedient und dabei so umfassende Kenntnisse erworben, dass die Royal Academy ihn nach Edinburgh gebeten hat.«
    »Die Royal Academy.« Sir Walter schürzte anerkennend die Lippen. »Hat er dafür jemals Beweise vorgelegt?«
    »Er hatte eine Einladung, die er bei seiner Einreise dem zuständigen Offizier präsentierte«, erinnerte sich Quentin.
    »Ich verstehe.«
    »Onkel«, sagte Quentin, der zunehmendes Unbehagen verspürte, »McCauley ist noch immer in Abbotsford, zusammen mit Mary!«
    »Ich weiß«, versicherte Sir Walter gelassen, »aber deshalb brauchst du dich nicht zu sorgen. Selbst wenn er etwas mit dieser Sache zu tun haben sollte, was noch längst nicht bewiesen ist, ist mir eines nur zu klar.«
    »Und das wäre?«
    »Dass Winston McCauley es, wenn überhaupt, nicht auf Mary abgesehen hat, sondern auf Abbotsford.«
    »Und das bedeutet?«
    Wie in den alten Tagen glitt ein spitzbübisches Grinsen auf die Züge des großen Romanciers. »Dass ich ihn auf die Probe stellen werde, mein Junge.«

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    6
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    »Sie sollten sich nicht grämen, werte Mary. Diese Sorgenfalten stehen Ihnen schlecht zu Gesicht.«
    »Finden Sie?« Obwohl

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