Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
geschrieben und entsprechend schwer zu entziffern.
    »N… I… G… H…«, begann McCauley zu buchstabieren.
    »Nightfall«, vervollständigte Quentin und sah den anderen fragend an. »Was mag das bedeuten?«
    »Ich weiß es nicht«, gab McCauley zu. »Aber in der Lösung dieses Rätsels dürfte die Antwort auf Sir Walters Fragen liegen.«

----
    9
----
    Abbotsford
7. März 1826
    »Nightfall.«
    Zum ungezählten Mal murmelte Quentin das Wort vor sich hin, während er unruhig auf und ab ging. Seine Freude darüber, dass sie in Sir Walters verborgenen Archiven tatsächlich etwas gefunden hatten, das nähere Aufmerksamkeit verdiente, war einer gewissen Ernüchterung gewichen.
    Niemand wusste etwas mit dem Schlüssel anzufangen, zu viele Fragen gab es und keine Antworten: Woher stammte er? War er tatsächlich das, wonach der nächtliche Eindringling gesucht hatte? Kam den Gravuren darauf eine tiefere Bedeutung zu? Und wenn ja, welche?
    »Möglicherweise«, überlegte McCauley, der sich zusammen mit Quentin, Mary und Sir Walter im Salon des Herrenhauses aufhielt, »handelt es sich um eine Art Losung. Vergessen wir nicht, dass das Wort erst nachträglich eingeritzt wurde, und der Schrift nach zu urteilen in großer Eile.«
    »Finden Sie?« Mary, die in einem der Sessel saß und den Schlüssel in den Händen hielt, betrachtete ihn einmal mehr. »Für mich hat es mehr den Anschein, als wäre der Urheber dieser Zeichen kaum des Schreibens mächtig gewesen. Sie wirken sehr ungelenk, fast wie von Kinderhand gezeichnet.«
    »Oder von jemandem mit niederem Bildungsstand«, gab Quentin zu bedenken.
    »Vielleicht«, räumte McCauley ein. »Aber auch das erklärt nicht, warum das Wort in den Schlüssel geritzt wurde. Es muss ein Hinweis sein.«
    »Fragt sich nur, worauf.« Nachdenklich drehte Mary den Schlüssel herum und betrachtete die Rückseite. »Das Wappen der Familie Stewart«, resümierte sie. »Der letzte schottische Thronprätendent war Charles Edward Stewart.«
    »Besser bekannt als Bonnie Prince Charlie, wie ihn der Volksmund nennt«, ergänzte Quentin. »Mit Hilfe Frankreichs versuchte er, seine Ansprüche auf den Thron durchzusetzen. Er vereinte die Clans der Highlands unter sich, wurde jedoch in der Schlacht von Culloden im Jahr 1746 vernichtend geschlagen und musste fliehen. Eine junge Frau namens Flora MacDonald soll ihm dabei geholfen haben.«
    »Eine romantische Geschichte«, gestand McCauley zu. »Aber was hat sie mit diesem Schlüssel zu tun?«
    »Wohl nichts«, meinte Mary. »Charles Edward Stewart starb 1788 – und mit ihm sein Anspruch auf sein königliches Erbe.«
    »Schön und gut«, meinte Quentin, »aber irgendeine Verbindung muss es geben. Schließlich haben wir den Schlüssel in einer Genealogie der schottischen Könige gefunden. Vermutlich hat er sich einst in königlichem Besitz befunden und …«
    Er stutzte, als er sah, dass sein Onkel, der an dem kleinen Sekretär Platz genommen hatte, ihnen überhaupt nicht zuhörte. Stattdessen war er über ein Stück Papier gebeugt, das er mit flinker Feder beschrieb.
    »Möchtest du nicht auch einmal etwas sagen, Onkel?«
    »Was, Neffe?« Über die Gläser der Brille hinweg, die er beim Schreiben zu tragen pflegte, blickte Sir Walter ihn an. Der Verwirrung in seinen Augen nach hatte er den Wortwechsel tatsächlich nicht verfolgt.
    »Ich fragte, ob du dich nicht ebenfalls an unseren Spekulationen beteiligen willst«, wiederholte Quentin und konnte nicht verhindern, dass er dabei ein wenig energischer wurde.
    »Verzeih, mein guter Quentin«, entgegnete Sir Walter, »aber ein anderer Gentleman nimmt meine Aufmerksamkeit gerade in Anspruch.«
    »Wer?«, fragte Quentin verblüfft.
    »Ein gewisser Malachi Malagrowther. Ihr kennt ihn bereits.«
    »Malachi …?«
    »Ich bin dabei, einen dritten Brief an das Edinburgh Journal zu verfassen, der wiederum als Flugblatt aufgelegt wird. Londons Reaktionen und nicht zuletzt die Entsendung des Militärs lassen offenkundig zutage treten, dass die Machthaber dort nicht nur ratlos sind, sondern auch völlig ahnungslos im Hinblick auf die Folgen ihrer Politik. Und daran muss ich etwas ändern.«
    »Du … du schreibst einen weiteren Brief«, stellte Quentin wenig geistreich fest.
    »In der Tat«, bekräftigte Sir Walter, »denn ich bin nicht gewillt, unser schönes Schottland gewissenlosen Geschäftemachern preiszugeben.«
    »Trotz allem, was in den Straßen bereits los ist, willst du noch mehr Öl ins Feuer

Weitere Kostenlose Bücher