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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Unabhängigkeit Schottlands von der britischen Krone zu erzwingen, zuletzt vor vier Jahren mit Hilfe eines Komplotts um das schottische Königsschwert.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Natürlich nicht, die Aufzeichnungen darüber wurden allesamt vernichtet. Als der Geheimbund damals zerschlagen wurde und viele Sektierer im Gefängnis landeten, glaubte man die Gefahr gebannt, doch ein Teil der Bruderschaft existiert noch immer. Diese Leute wissen ebenfalls von dem Gold und wollen es mindestens ebenso sehr wie wir.«
    »Und Sie glauben, ein paar Fanatiker jagen mir Angst ein?«
    »Das sollten sie«, bekräftigte McCauley, »denn sie gehen über Leichen, das haben sie mehrfach bewiesen. Ich habe vielleicht vergessen zu erwähnen, dass der Kapitän unseres Schiffes während der Überfahrt von New York auf mysteriöse Weise zu Tode kam, ein Schicksal, das später auch ein junger Mann aus Kelso erlitt, der das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Nicht zu vergessen ein alter Wildhüter, der in seinem Haus in der Nähe von Dunbar Castle kaltblütig niedergeschossen wurde.«
    »Und wenn schon.« Chamberlain schnaubte verächtlich, wobei er Rauch aus den Nasenlöchern blies. »Ich brauche nur mit der Wimper zu zucken, und eine Schwadron Royal Scots Dragoons ist zur Stelle, um mit diesen Sektierern kurzen Prozess zu machen.«
    »Das ist mir klar, Mr. Chamberlain«, versicherte McCauley, »und es ist der Grund, weshalb ich hierhergekommen bin. Ich brauche Ihre Hilfe im Kampf gegen die Runenbruderschaft.«
    »Sieh an.« Der Anwalt setzte ein Siegerlächeln auf. »Wer hätte das gedacht?«
    »So, wie ich das sehe, können wir uns gegenseitig von großem Nutzen sein.«
    »Daran habe ich nie gezweifelt. Also die Hälfte?«
    »Schön, die Hälfte«, bestätigte McCauley. Da Chamberlain keine Anstalten machte aufzustehen, trat er auf ihn zu, und sie besiegelten den Handel per Handschlag.
    »Abgemacht«, sagte Chamberlain grinsend.
    »Nur noch eine Sache«, fügte McCauley hinzu. »Ich denke nicht, dass es für das Gelingen unseres Plans von Bedeutung ist, aber ich möchte es Ihnen dennoch nicht vorenthalten.«
    »Was denn noch?«, fragte der Anwalt gereizt.
    »Walter Scott«, sagte McCauley nur. »Er lebt.«

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    18
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    Nördlich von Dundee
16. März 1826
    Wie ein endlos scheinendes, aschgraues Band zog sich die Straße nach Norden, verlief durch Hügel und dunkle Wälder, passierte schäbige Gehöfte und schmutzige kleine Dörfer, von denen eines wie das andere aussah. Und der Regen, der immer wieder aus dem fahlen Himmel stürzte, ließ die Landschaft noch grauer und trostloser erscheinen, als sie es ohnehin schon war.
    Brighid saß allein in der Kutsche, die sich allen Widrigkeiten zum Trotz gen Norden kämpfte. Dennoch war sie keineswegs ohne Gesellschaft. Scrymgour und seine Meute folgten ihr mit etwas Abstand, nutzten Wälder und Felsen, um sich zu verbergen; der dichte Nebel, der über der Landschaft hing und sich den ganzen Tag über nicht verflüchtigte, tat ein Übriges, sie neugierigen Blicken zu entziehen. Nur ab und zu, wenn sie aus dem Fenster sah, konnte Brighid einen Blick auf sie erhaschen: dunkle, geisterhafte Gestalten, die für einen Moment aus den Nebelschleiern auftauchten und dann sogleich wieder verschwanden.
    Sie hatte sich oft vorzustellen versucht, wie es sein würde, wenn sie diese Reise antrat, diese letzte Fahrt, die sie ans Ziel bringen würde. Seltsamerweise empfand sie nun, da es so weit war, keine Freude darüber; lediglich bittere Genugtuung. Nun endlich, nach all den Jahren, würde der Kreis sich schließen.
    Wie viele Rückschläge hatten sie zu verkraften gehabt, wie oft geglaubt, kurz vor dem Ziel zu sein, nur um dann jedesmal wieder enttäuscht zu werden! Bis sie schließlich erfahren hatten, was damals tatsächlich geschehen war, in jener kalten Dezembernacht des Jahres 1745, als ruchlose Räuber das für die schottische Revolte bestimmte Gold abgefangen und damit Charles Edward Stewart um sein rechtmäßiges Erbe betrogen hatten.
    Der Prinz hatte nie erfahren, wer es gewesen war, der ihn um den Thron brachte. Seine Tochter Charlotte hingegen ließ nichts unversucht, um es herauszufinden, und als ihr klar wurde, dass es Verräter aus den eigenen Reihen gewesen waren, begann sie einen gnadenlosen Rachefeldzug mit dem erklärten Ziel, das Gold in ihren Besitz zu bringen. Unter dem Vorwand, dass ihr Vater die Sache der Revolution unterstützen wolle, lockte sie die

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