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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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weiter?«
    McCauley holte tief Luft. Er hatte es satt, sich unablässig die Beschwerden des Anwalts anzuhören. »Ich fürchte, überhaupt nicht«, sagte er, während er sich langsam umdrehte.
    »Was soll das heißen?«
    »Dass wir nicht mehr allein sind, Mr. Chamberlain.«
    Der Anwalt zuckte zusammen. »Wieso?«, fragte er und blickte sich furchtsam inmitten der Trümmer um. »Wer außer uns ist noch hier?«
    In diesem Augenblick erwachten die Schatten zum Leben, und aus Nischen und Eingängen, aus Löchern und Höhlen traten schwarz vermummte Gestalten hervor, die mit Pistolen und Säbeln bewaffnet waren. Wortlos nahmen sie Aufstellung und kreisten die beiden Männer ein.
    »Was … was hat das zu bedeuten?«, rief Chamberlain so laut, dass es von den alten Mauern widerhallte, aber keiner der Vermummten, die weite Kapuzenmäntel trugen und ihre Gesichter hinter geschwärzten Tiermasken verbargen, antwortete. Stattdessen lösten sich zwei weitere Gestalten aus den Schatten und traten näher.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Chamberlain noch einmal. Doch seine bebende Stimme ließ erkennen, dass nicht Entrüstung, sondern Furcht aus seinen Worten sprach.
    Die beiden Gestalten verharrten, und eine von ihnen schlug die Kapuze zurück. Darunter kam ein unmaskiertes Gesicht zum Vorschein – und Chamberlain gab einen überraschten Laut von sich, als er erkannte, dass es eine Frau war.
    »Wer sind Sie?«, schrie er sie an. »Was wollen Sie von mir?«
    Die Frau würdigte ihn nur eines kurzen, höchst abschätzigen Blickes. Dann wandte sie sich an McCauley.
    »Sie haben sich verspätet«, stellte sie fest.
    »Ich weiß.« McCauley nickte.
    »Was soll dass nun wieder bedeuten?«, empörte sich Chamberlain, dessen Gesichtszüge puterrot wurden. »Kennen Sie beide sich etwa?«
    »Das ist das Tragische daran«, erwiderte McCauley und setzte ein herablassendes Grinsen auf, dem nicht unähnlich, mit dem Chamberlain unterlegene Gegner vor Gericht abzufertigen pflegte. »Sie hatten die Wahrheit die ganze Zeit vor Augen und hätten sie längst erkennen können, wären Sie nicht so damit beschäftigt gewesen, von sich eingenommen zu sein. Ich weiß, dass es Ihre Art ist, die Augen vor allem zu verschließen, was Sie nicht sehen wollen, Mr. Chamberlain, doch in diesem Fall hätten Sie sie zur Ausnahme einmal aufmachen sollen.«
    »Was?« Der Anwalt starrte zuerst McCauley, dann die Frau voller Unverständnis an. »Wer sind Sie, verdammt noch mal?«, schrie er dann. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Mein Name ist Brighid Stewart, Mr. Chamberlain«, gab sie zur Antwort.
    »Stewart?« Er sah sie fassungslos an. »Ich fürchte, ich verstehe nicht.«
    »Ich weiß, Mr. Chamberlain«, beschied sie ihn. »Deshalb ist Ihre Reise hier zu Ende.«
    »Zu Ende?« Er schnappte nach Luft, schien nicht fassen zu können, dass jemand auf diese Weise mit ihm sprach. Die Empörung darüber ließ sogar seine Furcht verblassen. »Was fällt Ihnen ein? Wissen Sie nicht, wer ich bin? Wagen Sie es nicht, mich zu hintergehen! Sie haben keine Ahnung, worauf Sie sich einlassen, oder haben Sie vergessen, dass ich …?«
    Weiter kam er nicht.
    Jäh verstummte seine Rede. Seine Augen, die eben noch zornige Blicke verschleudert hatten, wurden schlagartig glasig – und im nächsten Moment brach die Spitze eines Säbels aus seiner Brust, den ihm jemand mit derartiger Wucht in den Rücken gestoßen hatte, dass er vorn wieder austrat.
    Chamberlains Wutausbruch verendete in einem leisen Wimmern, während er ungläubig auf die blutige Klinge starrte, die zwei Handbreit aus seiner Brust ragte. Hinter ihm stand McCauley, der die Waffe eines der Vermummten genommen und ruchlos damit zugestoßen hatte.
    »Nein, ich habe es keineswegs vergessen«, flüsterte er ihm über die Schulter ins Ohr.
    Chamberlain unternahm einen halbherzigen Versuch, sich zu seinem Henker umzudrehen, doch der Stahl hinderte ihn daran. Er holte rasselnd Luft, schien etwas erwidern zu wollen – und brach im nächsten Moment leblos zusammen.
    »Was soll das?«, rief Scrymgour aus, der geräuschvoll unter seiner Maske atmete. »Wer ist das?«
    »Milton Chamberlain. Ein Anwalt aus London«, erklärte McCauley, während er die Klinge aus dem Leichnam zog und sie dann am Mantel des Toten säuberte.
    »Ein Anwalt? Aus London?«, ächzte der Anführer der Bruderschaft. »Und Sie haben ihn getötet?«
    »Wäre es Ihnen lieber gewesen, mit ihm zu teilen?«, fragte Brighid und sah ihn

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